Band 3 - Blutjagd
wieder finde.«
Ich nickte. Was sie meinte war, dass es teurer war als ein Fass Wasser auf dem Mond.
»Ich danke dir, Ivy«, sagte ich ernst.
»Gern geschehen.« Ihr Lächeln war echt. »Fröhliche vorgezogene Sonnenwende.« Ihre Aufmerksamkeit wandte sich dem vorderen Teil der Kirche zu. »Er ist da.«
Durch mein dünnes Buntglasfenster hörte man das Grol en eines Autos im Leerlauf. Ich holte tief Luft und warf einen Blick auf den Wecker neben meinem Bett. »Genau pünktlich.« Ich drehte mich zu ihr um und flehte sie mit den Augen an, an die Tür zu gehen.
»Nö.« Sie grinste mich an und zeigte dabei unbewusst ihre Reißzähne. »Du machst auf.«
Sie drehte sich um und ging. Ich schaute an mir selbst herunter und kam zu dem Schluss, dass ich absolut unpassend gekleidet war, aber wohl trotzdem so die Tür öffnen musste. »Ivy. .«, beschwerte ich mich, als ich ihr aus dem Raum folgte. Sie wurde nicht einmal langsamer, sondern hob nur abwehrend eine Hand, als sie in die Küche abbog.
»Na gut«, murrte ich und ging mit klappernden Absätzen nach vorn. Im Vorbeigehen machte ich die Lichter im Altarraum an, aber die hoch hängenden Lampen konnten die Dunkelheit kaum erhel en. Es war ein Uhr morgens, und die Pixies lagen al e sicher und gemütlich in meinem Schreibtisch. Sie würden erst gegen vier wieder aufwachen.
Im Foyer gab es kein Licht, und als ich eine Seite der schweren Tür aufschob, dachte ich, dass wir das mal ändern sol ten.
Kisten trat mit dem leisen Geräusch von Schuhsohlen auf Streusalz einen Schritt zurück.
»Hi, Rachel«, sagte er und ließ den Blick über meine Kleidung wandern. Ein leichtes Zucken der Haut um seine Augen sagte mir, dass ich richtig vermutet hatte; ich war für das, was er geplant hatte, nicht richtig angezogen. Ich wünschte mir, ich wüsste, was er unter dem fantastischen Wol mantel anhatte, der bis auf seine Stiefelspitzen fiel und sehr elegant aussah. Kisten hatte sich auch rasiert - seine üblichen Bartstoppeln waren verschwunden -, was ihn irgendwie poliert aussehen ließ. Das war ein Look, den ich an ihm nicht gewöhnt war.
»Das ist nicht, was ich anziehen werde«, sagte ich zur Begrüßung. »Komm rein. Ich brauche nur eine Minute, um mich umzuziehen.«
»Sicher.« Hinter ihm am Randstein stand seine schwarze Corvette, auf deren Motorhaube der fal ende Schnee schmolz. Er drückte sich an mir vorbei, und ich warf die Tür mit einem Knal en hinter ihm zu.
»Ivy ist in der Küche«, sagte ich und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Zimmer. Seine leisen Schritte folgten mir. »Sie hatte einen schlimmen Nachmittag. Mit mir redet sie nicht, aber viel eicht mit dir.«
»Sie hat mich angerufen«, meinte er, und die vorsichtige Betonung seiner Worte sagte mir, dass er wusste, dass Piscary versucht hatte, seine Dominanz über sie durchzusetzen.
»Du wirst dir schon andere Stiefel anziehen, oder?«
Ich blieb abrupt vor meiner Zimmertür stehen. »Was stimmt nicht mit meinen Stiefeln?«, fragte ich, weil sie eigentlich das Einzige waren, was ich anbehalten wol te.
Ahm. . das Einzige aus diesem Outfit, nicht das Einzige überhaupt.
Er musterte sie mit hochgezogenen Brauen. »Sie sind, was, zwölf Zentimeter hoch?«
»Yeah.«
»Al es ist vereist. Du wirst hinfal en und dir den Arsch brechen.« Seine blauen Augen weiteten sich kurz. »Ich meine, dein Hinterteil.«
Bei dem Gedanken, dass er meinetwegen versuchte, auf seinen Wortschatz zu achten, huschte ein Lächeln über mein Gesicht. »Und sie sorgen dafür, dass ich genauso groß bin wie du«, stel te ich selbstgefäl ig fest.
»Ist mir aufgefal en.« Er zögerte, dann ging er an mir vorbei in mein Zimmer.
»Hey!«, protestierte ich, als er direkt auf meinen Schrank zusteuerte.
Er ignorierte mich und schob sich nach ganz hinten durch, genau dahin, wo ich al e Sachen hin verbannte, die ich nicht mochte. »Ich habe hier neulich etwas gesehen«, sagte er und stieß einen leisen Schrei aus, als er sich nach vorne lehnte und an etwas zog. »Hier«, er hielt ein Paar langweiliger schwarzer Stiefel hoch, »fang damit an.«
»Damit?«, beschwerte ich mich, als er sie abstel te und seine Arme wieder in meinem Schrank versenkte. »Die haben so gut wie keinen Absatz. Und sie sind vier Jahre alt und völ ig aus der Mode. Und was hast du überhaupt in meinem Schrank gesucht?«
»Das sind klassische Stiefel«, sagte Kisten beleidigt. »Die kommen nie aus der Mode. Zieh sie an.« Er suchte weiter und zog etwas
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