Band 3 - Blutjagd
hervor, was er nur erfühlt haben konnte, denn es war unmöglich, dass er da hinten etwas sah. Ich errötete, als ich erkannte, dass es ein alter Anzug war, von dem ich völ ig vergessen hatte, dass ich ihn besaß. »Oh, das ist einfach nur hässlich«, sagte er, und-ich riss ihm das Teil aus der Hand.
»Das ist mein alter Anzug für Vorstel ungsgespräche«, sagte ich. »Der sol hässlich sein.«
»Wirf ihn weg. Aber behalt die Hosen. Die ziehst du heute Abend an.«
»Tue ich nicht!«, widersprach ich. »Kisten, ich bin absolut dazu fähig, mir meine eigenen Kleider auszusuchen.«
Er hob schweigend die Augenbrauen und tauchte wieder ab, um ein schwarzes, langärmliges Oberteil aus meiner Denk-nicht-mal-dran-Abteilung hervorzuziehen, das meine Mutter mir vor drei Jahren geschenkt hatte. Ich hatte es nicht übers Herz gebracht, es wegzuschmeißen, weil es aus Seide war, auch wenn es so lang war, dass es mir bis auf die Oberschenkel fiel. Und der Ausschnitt so tief, dass meine flache Brust noch alberner aussah.
»Das auch«, befahl er, und ich schüttelte empört den Kopf.
»Nein«, sagte ich bestimmt. »Es ist zu lang, und es ist etwas, das meine Mutter anziehen würde.«
»Dann hat deine Mutter einen besseren Geschmack als du«, erwiderte er gut gelaunt. »Trag ein Trägertop drunter und steck es um Himmels wil en nicht in die Hose.«
»Kisten, raus aus meinem Schrank!«
Aber er griff wieder hinein und beugte dann seinen Kopf über etwas, das er hervorgekramt hatte. Ich vermutete, dass es die hässliche Handtasche mit den Pail etten war, von der ich mir wünschte, ich hätte sie nie gekauft, aber ich fühlte mich komplett gedemütigt, als er sich umdrehte und ich das unscheinbare Buch in seiner Hand sah. Es hatte keinen sichtbaren Titel und war in weiches braunes Leder gebunden.
Das Glitzern in Kistens Augen sagte mir, dass er wusste, was es war.
»Gib das her«, forderte ich schroff und streckte die Hand danach aus.
Mit einem miesen Lächeln hielt Kisten das Buch über seinen Kopf. Ich hätte es wahrscheinlich immer noch kriegen können, aber dafür hätte ich an ihm hochklettern müssen.
»So, so, so. .«, sagte er gedehnt. »Miss Morgan. Sie haben mich schockiert und entzückt. Wo haben Sie denn eine Ausgabe von Rynn Cormels Anleitung zum Daten von Untoten gefunden?«
Ich presste meine Lippen zusammen und schäumte vor Wut, war aber hilflos. Ich konnte nichts tun, als er einen Schritt zurücktrat und es durchblätterte.
»Hast du es gelesen?«, fragte er und gab dann einen überraschten Mmmm-Laut von sich, als er bei einer Seite hängen blieb. »Das hatte ich völ ig vergessen. Ich frage mich, ob ich es immer noch könnte.«
»Ja, ich habe es gelesen.« Ich streckte wieder die Hand aus. »Gib es mir.«
Kisten riss seine Aufmerksamkeit von der Seite los, aber seine langgliedrigen maskulinen Hände hielten das Buch offen. Seine Augen waren ein klein wenig schwärzer geworden, und ich verfluchte mich selbst, als nervöse Erregung mich durchzuckte. Verdammte Vamp-Pheromone.
»Oooh, es ist dir wichtig«, sagte Kisten und warf einen Blick aus der Tür, als Ivy in der Küche etwas aneinander-schlug. »Rachel. .«, fuhr er gedämpft fort und kam einen Schritt näher. »Du kennst al meine Geheimnisse.« Ohne hinzuschauen machte er ein Eselsohr in eine Seite. »Was mich verrückt macht. Was mich instinktiv über - die - Kante-treibt.«
Das letzte Wort betonte er bedeutungsvol , und ich unterdrückte ein wohliges Schaudern.
»Du weißt, wie du mich. . manipulieren kannst. Du weißt, wie du mich. . scharf machen kannst«, murmelte er. Das Buch lag unbeachtet in seiner Hand. »Haben Hexen auch ein Handbuch?«
Er hatte sich mir bis auf einen halben Meter genähert, und ich konnte mich nicht mal daran erinnern, dass er sich bewegt hätte. Der Geruch seines Wol mantels war stark, und darunter lag der berauschende Duft von Leder. Nervös schnappte ich mir das Buch, und Kisten trat einen Schritt zurück. »Das hättest du wohl gern«, murmelte ich. »Ivy hat es mir gegeben, weil ich endlich damit aufhören sol te, ihre Knöpfe zu drücken. Das ist al es.« Ich schob das Buch unter mein Kopfkissen, und Kistens Lächeln wurde breiter.
Verdammt, wenn er mich berührte, würde ich ihn schlagen.
»Da gehört es hin«, sagte er. »Nicht in den Schrank.
Bewahr es in der Nähe auf, damit du immer schnel nachschauen kannst.«
Sein langer Mantel wehte über seinen Schuhspitzen, als er sich mit verführerischer Anmut
Weitere Kostenlose Bücher