Band 4 - Blutpakt
nach dem Schlüssel zum Van. Wir hatten im Schatten einer riesigen Zypresse geparkt, die zwischen der Straße und dem Motel stand, sodass ich einen Schutzkreis errichten konnte, ohne dass die Leute dagegenliefen. Die neuen Hundert-Dol ar-Laufschuhe, die Ivy mir gekauft hatte, machten auf dem Asphalt kein Geräusch, und es fühlte sich seltsam an, so früh schon wach zu sein. Irgendwie unheimlich. Gewohnheit ließ mich die Schlüssel so in die Hand nehmen, dass sie nicht klapperten, und nur das leise Klicken des Schlosses durchbrach die Stil e, bis ich dann begleitet vom Geräusch schleifenden Metal s die Seitentür aufschob. Immer noch angefressen, stieg ich ein und knal te frustriert die Tür hinter mir zu.
Ich ließ das Dämonenbuch auf die Pritsche fal en und setzte mich daneben. Mit den El bogen auf den Knien schob ich meine Tasche unter mich. Ich wol te nicht hier sein, aber noch weniger wol te ich in diesem Motelzimmer sein.
Die Stil e breitete sich aus, und zögernd schob ich das Dämonenbuch auf meinen Schoß. Wenn ich schon hier war, konnte ich genauso gut etwas tun. Ich schob meine Schuhe von den Füßen, setzte mich in den Schneidersitz und drehte meinen Rücken zu dem Vorhang zwischen mir und den Vordersitzen. Es war düster, und ich schob den kleinen Fenstervorhang zur Seite, um das Licht reinzulassen.
Der Blitzanhänger an meinem Armband kratzte über die vergilbten Seiten, als ich durch den Folianten blätterte auf der Suche nach irgendetwas, das mir vertraut vorkam.
Es gab kein Inhaltsverzeichnis, was es schwierig machte, meine Neugier zu befriedigen. Big AI benutzte Dämonenmagie, um auszusehen wie Leute, die er noch nie gesehen hatte, deren Beschreibung und Stimme er aber aus Erinnerungen pflückte wie ich Blumen aus meinem Garten.
Ich würde für eine Verkleidung keinen Dämonenfluch winden, wenn ich auch einen il egalen, weißen Erdzauber benutzen konnte, aber die zwei zu vergleichen, ließ mich viel eicht verstehen, wo die drei verschiedenen, Zweige der Magie jeweils ihre Stärken hatten.
Das lateinische Wort für Kopie fiel mir ins Auge. Ich lehnte mich vor und fühlte, wie meine Beine protestierten. Ich musste mich bewegen und laufen; ich wurde steif.
Langsam puzzelte ich es mir zusammen und entschied schließlich, dass das Wort eigentlich Übertragung hieß. Da gab es einen Unterschied. Der Fluch ließ einen nicht aussehen wie jemand anders, sondern übertrug die Fähigkeiten einer Person auf eine andere. Meine Lippen öffneten sich. Auf diese Art hatte sich AI nicht nur in einen Vampir verwandelt, sondern sich gleichzeitig auch die Fähigkeiten eines Vampirs angeeignet.
Ich zog die Augenbrauen hoch und fragte mich, von wem AI seine vampirischen Fähigkeiten bekommen hatte. Von Piscary, im Austausch gegen einen Gefal en? Von einem weniger mächtigen Vampir, den er im Jenseits hatte? Ceri würde es wissen.
Mein Blick fiel auf meine Tasche, und mein Puls beschleunigte sich bei diesen Überlegungen. Ich konnte den Fokus nicht kopieren, ohne einen Künstler zu beauftragen -
der ewig brauchen würde, und dem ich dann Vergesslichkeit anzaubern müsste -, aber viel eicht konnte ich seine Kraft auf etwas anderes übertragen . .
»Dämonenfluch, Rachel«, flüsterte ich. »Du bist ein böses Mädchen, dass du überhaupt daran denkst.«
Das Geräusch der sich öffnenden und wieder schließenden Moteltür ließ mich aufhorchen. Ich hörte keine Schritte.
Ich beschimpfte mich selbst, weil ich es nicht früher getan hatte, und zapfte eine Linie an. »Rhombus«, flüsterte ich und leitete damit eine hart trainierte Lektion ein, die das normalerweise fünfminütige Zeichnen eines Schutzkreises und seine Aktivierung auf einen Herzschlag verkürzte.
Jenseitsenergie zischte durch mich und gab mir das Gefühl, als würde mein Körper brummen. Es war faszinierend, dass die Linie hier anders »schmeckte«, irgendwie elektrischer. Ich ging davon aus, dass das von dem hohen Grundwasserspiegel kam.
»Bah«, hörte ich leise Jenks' Stimme. »Wenn sie al ein sein wil , hält sie damit nicht hinterm Berg, oder?«
Eine hochfrequente Stimme antwortete, und ich schob das Buch von meinem Schoß und kletterte durch den Vorhang nach vorne. »Jenks«, rief ich und klopfte gegen das Fenster, bevor ich die Zündung anmachte und die Scheibe nach unten fuhr. »Was ist los?«
Der große Pixie stand neben Kistens Corvette. Er drehte sich um. Lächelnd blinzelte er in den Nebel und überquerte den Parkplatz. Um
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