Band 4 - Blutpakt
getan hatte, sobald ich sie sah. Ein Teil meiner Zurückhaltung kam daher, weil wir ihn brauchten, um diese Sache zu Ende zu bringen, und wenn die beiden ihm zu viel Druck machten, verschwand er viel eicht. Ein Teil war auch Scham, weil ich ihm vertraut hatte. Höl e, das meiste davon war Scham. Nick hatte mich auf so viele verschiedene Arten betrogen, und er verstand nicht mal, warum ich wütend war. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Gott! Was für ein Esel.
»Ich sol te ihn den Werwölfen überlassen«, flüsterte ich, aber sie mussten ihn mit dem Fokus sterben sehen. Es gab keine Garantie, dass er aufhören würde, AI zu erzählen, wo ich kitzlig war, dass ich manchmal die Fernsehfernbedienung vor Ivy versteckte, nur um zu sehen, wie sie hochging, oder eine der anderen unzähligen Sachen, die ich ihm erzählt hatte, als ich noch dachte, ich würde ihn lieben. Ich hätte ihm nicht vertrauen sol en. Aber ich wol te vertrauen. Verdammt, ich verdiente es, jemandem vertrauen zu können.
»Bastard«, murmelte ich und wischte mir über die Augen.
»Du Hurensohn-Bastard.«
Das Geschnatter der Zimmermädchen und das Rumpeln ihrer Karren, als sie diese den rissigen Gehweg entlangschoben, waren beruhigend. Es war nach Mittag, und das Motel war bis auf uns leer. Da heute Mittwoch war, würde es wahrscheinlich auch so bleiben.
Ich rol te mich auf meiner Pritsche zusammen, den Kopf in dem sauberen Geruch des geliehenen Hotelkopfkissens vergraben und bis zur Schulter bedeckt von der dünnen Autodecke. Ich weinte nicht. Ich weinte definitiv nicht. Tränen liefen aus meinen Augen, während ich darauf wartete, dass die scheußlichen Gefühle sich legten, aber ich weinte nicht, verdammt noch mal!
Mit einem lauten Schniefen versicherte ich mir selbst, dass es nicht so war. Ich hatte Kopfweh, und meine Brust schmerzte, und ich wusste, dass meine Hände zittern würden, wenn ich sie dazu zwang, ihren festen Griff an der Decke unter meinem Kinn aufzugeben. Also lag ich da und suhlte mich, bis ich in einen leichten Schlummer fiel, als die Wärme des Tages anfing, den Van zu erhitzen. Ich nahm kaum wahr, dass Jenks und Jax in das Zimmer zurückkehrten.
Aber ein Schrei, der durch die offene Tür des Motelzimmers drang, weckte mich.
»Ich dachte, er ist bei dir!«, schrie Ivy. »Wo ist er?«
Ich konnte Jenks' Antwort nicht hören und zuckte zusammen, als jemand plötzlich an die Tür des Vans hämmerte. Ich setzte mich auf und stel te meine strumpfsockigen Füße auf den Boden. Ich war jenseits jeder Emotion.
»Nick!«, schrie Ivy. »Schaff deinen Arsch hier raus!«
Betäubt stand ich auf, öffnete die Seitentür und schaute Ivy mit trüben, leeren Augen an.
Ivys Wut verpuffte. Ihre Augen waren fast völ ig schwarz, als sie den Van scannte und mich mit hängenden Schultern in meiner Decke sah. Der Nebel hatte sich aufgelöst, und ein kalter Wind bewegte die Spitzen ihres sündenschwarzen Haars, das im Licht schimmerte. Hinter ihr stand Jenks mit Jax auf der Schulter im Türrahmen des Motelzimmers, sechs Tüten mit bunten Logos in seinen Händen und mit einem fragenden Blick in den Augen. »Er ist nicht hier«, sagte ich leise, damit meine Stimme nicht kratzte.
»Oh, Gott«, flüsterte Ivy. »Du hast geweint. Wo ist er? Was hat er dir angetan?«
Der beschützende Ton in ihrer Stimme erschütterte mich.
Kläglich drehte ich mich weg und schlang die Arme um mich.
Sie folgte mir ins Innere, ohne dass sich der Van auch nur im Mindesten bewegte.
»Mir geht es gut«, sagte ich und fühlte mich dämlich.
»Er . .« Ich atmete tief ein und schaute auf meine Hände, perfekt und ohne Narben. Meine Seele war schwarz, aber mein Körper war perfekt. »Er hat AI Sachen über mich erzählt, im Austausch gegen Gefäl igkeiten.«
»Er hat was?«
Jenks war plötzlich neben ihr. »Jax, wusstest du davon?«, fragte er angespannt, und die tiefe Wut, die er zeigte, sah in seinem jungen Gesicht irgendwie falsch aus.
»Nein, Dad«, antwortete der kleine Pixie sofort. »Ich habe nur das eine Mal zugeschaut.«
Ivys Gesicht war bleich. »Ich werde ihn töten. Wo ist er? Ich töte ihn jetzt sofort.«
Ich holte Luft und war dankbarer, als ich es wahrscheinlich hätte sein sol en, dass sie mich so verteidigten. Viel eicht vertraute ich einfach nur den falschen Leuten. »Nein, tust du nicht«, sagte ich, und Jenks trat von einem Fuß auf den anderen, offensichtlich drauf und dran, zu widersprechen. »Er hat AI nichts al zu Schlimmes
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