Band 4 - Blutpakt
zurecht.
Dann stieß sie unhöflich gegen Nicks Schulter, schob ihn uns dem Weg und ging auf das Zimmer zu. Ich folgte ihr und ignorierte Nicks Versuche, meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Jenks hatte mich gedeckt und Nick erzählt, ich wäre von zu vielen Zaubern und dem Kampf mit den Werwölfen müde. Er wusste nicht, dass Ivy und ich ein Blut-Rendezvous gehabt hatten. Obwohl es mich eigentlich einen Dreck interessierte, was er dachte, war ich trotzdem froh, dass der Kragen meiner Jacke es fast unmöglich machte, die winzigen Stiche an meinem Hals zu sehen.
Ivy ging ohne Ankündigung in den Raum, ließ die Tüten direkt neben der Tür fal en und ging zu den drei Leuten, die in dem Tisch neben dem Fenster saßen, an dem die Vorhänge vorgezogen waren. Sie wirkten in dem niedrigen Raum vol er Betten und Koffer absolut fehl am Platz. Und wer das Sagen hatte, wäre auch offensichtlich gewesen, wenn Ivy nicht vor dem Ältesten stehen geblieben wäre. Ihre Verbeugung erinnerte an einen Kampfsportschüler vor seinem Meister. Der ältere Vampir lächelte leicht und zeigte dabei eine Andeutung von Zähnen und keinerlei Wärme.
Ich atmete langsam ein. Das könnte ein wenig brenzlig werden.
DeLavine war einer von Chicagos höherstehenden Meistervampiren, und so sah er in seinen schwarzen Hosen und dem Leinenhemd auch aus. Er hatte sorgfältig gestylte blonde Haare, ein jugendliches Gesicht und einen schmalen Körperbau, der ihn wirken ließ, als wäre er viel eicht Ende dreißig. Wahrscheinlich war er in Wirklichkeit verschrumpelt und faltig. Vampire gaben normalerweise noch den letzten Penny aus ihrem ersten Leben aus und benutzten einen jährlichen Hexentrank, um so jung auszusehen, wie sie wol ten.
Seine Augen waren dunkel, und seine Pupil en weiteten sich nur geringfügig. Als sein Blick über mich glitt und er mich offensichtlich als unwichtig abtat, spürte ich ein kurzes Kribbeln meiner Narbe. Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Ivy, was mich gleichzeitig erleichterte und nervte; er dachte, ich wäre ihr Schatten. War das nicht wunderbar?
DeLavine saß am Tisch wie ein König im Kreise seines Hofes. Auf dem zerkratzten Tisch neben ihm stand ein Glas Wasser, und seine Beine waren selbstbewusst übergeschlagen. Auf dem leeren Stuhl lag ein sorgfältig gefalteter, langer Kashmirmantel, al e anderen hatten ihre Mäntel noch an.
Seine Ausstrahlung war die von jemandem, der sich Zeit in seinem vol en Terminkalender freigeschaufelt hat, um sein Lieblingskind zum Doktor zu bringen, und jetzt da rauf wartete, wie genau man seinem kleinen Liebling dabei helfen würde, die Windpocken zu überstehen.
Er war besorgt, aber nicht ängstlich. Er erinnerte mich an Trent, aber wo Trent aus Logik handelte, handelte DeLavine offensichtlich aus Hunger und einem fast vergessenen Verantwortungsgefühl heraus. Rex saß mitten auf dem Boden vor ihm und hatte den Kopf schief gelegt, als versuche er zu verstehen, was genau er war.
Da hast du mich auf deiner Seite, Katze.
Hinter DeLavine stand ein lebender Vampir. Die Frau war nervös, eine ungewöhnliche Emotion für einen Vampir einer hohen Kaste. Sie war dünn und dazu elegant, was eine Leistung war, denn um den Busen und die Hüften herum hatte sie doch ihr Los zu tragen. Ihre ungestylten langen Haare wurden schon grau, obwohl sie kaum älter aussah als ich. Wenn in ihrem Gesicht nicht eine solche Sorge gelegen hätte, hätte man sie als schön bezeichnen können. Ihre gehetzt wirkenden Augen bewegten sich ständig und landete schließlich immer öfter auf mir. Offensichtlich war sie mit der Situation nicht im Reinen. Ihre Hände lagen auf den Händen eines zweiten, sitzenden lebenden Vampirs. Peter?
Er war offensichtlich krank und hielt sich, als ob er versuchen würde, aufrecht zu sitzen, ohne dass es ihm wirklich gelang. Seine leuchtend blauen Augen bildeten einen überraschenden Kontrast zu seinem dunklen Teint und den schwarzen Haaren. In seinem freundlichen Gesicht konnte man Schmerz erkennen, und ich roch ein Kraut, das eigentlich verschreibungspflichtig sein sol te, es aber nicht war, weil die Menschen einfach nicht wussten, dass es vermischt mit Backpulver ein starkes Schmerzmittel ergab.
Hose und Hemd wirkten mindestens genauso teuer wie die seines Mentors, aber sie und sein Mantel hingen an ihm, als hätte er eine Menge Gewicht verloren. Er schien sich trotz des Schmerzmittels völ ig unter Kontrol e zu haben. Als er meinen Blick einfing, stand in seinen
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