Band 4 - Blutpakt
funktionierte nicht.
Stattdessen drang ein scheußliches Geräusch aus mir, das mir Angst machte.
»Bewegen Sie sich nicht. Ich habe den Notarzt gerufen. Ich glaube nicht, dass Sie sich bewegen sol ten.« Seine Augen wanderten zu Peter neben mir, und er wandte sich ab. Kurz darauf hörte ich würgende Geräusche.
»Peter«, flüsterte ich, und meine Brust schmerzte. Ich konnte nicht tief atmen, also hielt ich meine Atemzüge flach, als ich mit meinem Sicherheitsgurt kämpfte. Er löste sich, und während um uns herum Leute schrien und sich sammelten wie Ameisen an einer toten Raupe, befreite ich meinen Fuß. Bis jetzt tat nichts weh. Ich war mir sicher, dass sich das noch ändern würde.
»Peter«, sagte ich wieder und berührte sein Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, aber er atmete. Blut floss aus einem unregelmäßigen Schnitt über seinem Auge. Ich öffnete seinen Gurt, und seine Augenlider flatterten.
»Rachel?«, fragte er schwach, und sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzerfül ten Grimasse. »Bin ich schon tot?«
»Nein, Lieber«, sagte ich und berührte wieder seine Wange. Manchmal dauert der Übergang von lebendig zu tot nur einen Augenblick, aber nicht bei so schlimmen Verletzungen, und nicht, während die Sonne noch schien. Er würde ein langes Nickerchen machen, um dann hungrig und geheilt aufzuwachen. Um seinetwil en gelang es mir zu lächeln, während ich mein Schmerzamulett abnahm und es ihm um den Hals legte. Meine Brust tat weh, aber sonst fühlte ich nichts. Ich war innerlich wie äußerlich taub.
Peter sah so weiß aus, und in seinem Schoß sammelte sich Blut. »Hör zu«, sagte ich und rückte mit meinen roten Fingern seinen Mantel zurecht, um seinen zerquetschten Brustkasten nicht zu sehen. »Deine Beine sehen gut aus, und deine Arme. Du hast einen Schnitt über dem Auge. Ich glaube, dein Brustkasten ist eingedrückt. In einer Woche kannst du mit mir tanzen gehen.«
»Raus«, flüsterte er. »Steig aus und jag den Truck in die Luft. Verdammt noch mal, ich kann nicht mal richtig sterben.
Ich wol te nicht brennen.« Er begann zu weinen, und die Tränen zogen saubere Spuren über sein blutverschmiertes Gesicht. »Ich wol te doch nicht brennen müssen. .«
Ich ging nicht davon aus, dass er das überleben würde, selbst wenn der Notarztwagen noch rechtzeitig kam. »Ich werde dich nicht verbrennen. Das verspreche ich.« Ich werde mich übergeben. Kein Weg dran vorbei.
»Ich habe Angst«, wimmerte er gurgelnd, weil seine Lunge sich langsam mit Blut fül te. Ich betete darum, dass er nicht anfinge zu husten.
Um mich herum fielen kleine Stücke Sicherheitsglas zu Boden, als ich mich näher zu ihm schob und sanft seinen zerschmetterten Körper an mich zog. »Die Sonne scheint«, sagte ich und schloss die Augen, als mich Erinnerungen an meinen Dad überschwemmten. »Genau wie du es wol test.
Kannst du es fühlen? Es wird nicht lange dauern, und ich werde da sein.«
»Danke«, sagte er, und es klang besorgniserregend gru-gelig. »Danke dafür, dass du versucht hast, das Licht anzumachen. Das gibt mir das Gefühl, als wäre ich es wert gewesen, gerettet zu werden.«
Mir schnürte es die Kehle zu. »Du bist es wert, gerettet zu werden«, sagte ich und fing ebenfal s an zu weinen, während ich ihn sanft hin und her wiegte. Er versuchte mit einem scheußlichen Geräusch zu atmen. Es klang, als hätte jemand dem Schmerz selbst eine Stimme verliehen. Es erschütterte mich. Sein Körper erschauderte, und ich hielt ihn immer fester, obwohl ich mir sicher war, dass ich ihm wehtat. Meine Tränen fielen unaufhörlich und landeten heiß auf meinem Arm. Überal um uns herum war Lärm, aber niemand konnte uns erreichen. Wir waren für immer isoliert.
Sein Körper verstand plötzlich, dass er starb, und kämpfte mit adrenalinunterstützter Stärke darum, am Leben zu bleiben. Ich drückte seinen Kopf an meine Brust und hielt ihn fest, gewappnet gegen das krampfartige Aufbäumen, von dem ich wusste, dass es kommen würde. Ich schluchzte, als es ihn schüttelte, als würde er versuchen, seinen Körper von seiner Seele zu trennen. Ich hasse es. Ich hasse das. Ich hatte das schon einmal erlebt. Warum musste ich es noch einmal durchleben?
Peter hörte auf zu zittern und lag stil .
Jetzt wiegte ich ihn nur noch für mich, während mein Körper von Schluchzern erschüttert wurde, die mir in den Rippen wehtaten. Bitte, bitte, lass es das Richtige gewesen sein.
Aber es fühlte sich nicht richtig
Weitere Kostenlose Bücher