Band 4 - Blutpakt
Liefereingängen wieder nach vorne. Jenks zog sich neben mir aus und gab mir al e paar Meter ein Teil, damit ich es in meine Tasche stopfen konnte. Das lenkte mich unglaublich ab, aber ich schaffte es, nicht gegen Mül eimer und Recycling-Tonnen zu laufen.
Als wir das Touristenzentrum mit seinen heruntergelassenen Rol läden erreichten, trug er nur noch seine Stiefel mit den Ledersohlen und seinen hautengen Anzug. Wir waren ein paar Blocks vom Kino entfernt herausgekommen, und es war irgendwie unheimlich, nachts auf einer Straße zu sein, auf der al es geschlossen hatte. Es erinnerte mich daran, wie weit ich von Zuhause weg war und wie sehr ich mich außerhalb meines Elements bewegte. Die Schmetterlingshütte lag auf einer Seite am Ende einer Sackgasse, und wir hielten mit lautlosen Schritten darauf zu.
»Gib mir Rückendeckung«, flüsterte Jenks und ließ mich im Schatten zurück, während er ein langes Werkzeug in den Fingern drehte und sich dann vor die Tür hockte, sodass seine Augen auf Höhe des Schlosses waren.
Ich beobachtete ihn kurz, dann drehte ich mich um, um die leere Fußgängerzone im Auge zu behalten. No Problemo, Jenks, dachte ich. Sicher, er war verheiratet, aber schauen durfte ich doch wohl.
»Leute«, hauchte ich, aber er hatte sie gehört und stand bereits hinter den dürren Büschen neben der Tür. Wenn ich nicht falschlag, waren es Schmetterlingssträucher, und ziemlich fertig. Jedes andere Geschäft hätte sie herausgerissen.
Ich drückte mich in den Schatten und hielt den Atem an, bis das Pärchen vorbei war. Die Schritte der Frau waren schnel , während der Mann herummeckerte, dass sie die Vorschauen verpassen würden. Fünf Sekunden später war Jenks wieder vor der Tür. Nach einem Moment des Fummelns stand er auf, um vorsichtig die Klinke herunterzudrücken. Die Tür öffnete sich, und am elektronischen Schloss blinkte ein fröhliches grünes Licht.
Er grinste und bedeutete mir mit einem Kopfnicken, dass ich kommen sol te. Ich glitt nach drinnen und bemühte mich, ihm sofort aus dem Weg zu gehen. Wenn es noch mehr Security gab, war Jenks besser darin, sie zu erkennen, als ich.
Die Tür schloss sich, aber durch die großen Fenster floss noch das Licht der Straßenlaternen in den Raum. So geschmeidig, als hätte er immer noch Flügel, glitt Jenks an mir vorbei.
»Kamera hinter dem Spiegel in der Ecke«, sagte er.
»Dagegen kann ich nichts machen, jetzt, wo ich groß bin.
Lass ihn uns holen, verschwinden und das Beste hoffen.«
Mein Magen verkrampfte sich. Das Ganze war sogar noch unorganisierter, als es mir lieb war. »Nach hinten?«, flüsterte ich und katalogisierte im Kopf die stil en Regalbretter, Vitrinen mit ausgestopften Tieren des Amazonas-Regenwaldes und die teuren Bücher über das Anlegen eines Wildtier-Gartens. Es roch wundervol , reich und erdig mit einem unterschwel igen Duft nach exotischen Blumen und Ranken, und der Geruch drang hinter einer doppelten Glastür hervor. Aber es war kalt. Die Touristensaison würde nicht vor nächster Woche offiziel beginnen, und ich war mir sicher, dass sie die Temperaturen nachts niedrig hielten, um das Leben der Insekten zu verlängern.
Jenks glitt nach hinten, und ich fühlte mich hinter ihm absolut linkisch. Ich fragte mich, ob er auf der Kamera überhaupt auftauchen würde, so gleichmäßig und unauffäl ig wie er sich bewegte. Das sanfte Sauggeräusch der ersten Glastür der Luftschleuse war laut, und Jenks hielt die Tür für mich auf. Seine Augen waren weit geöffnet, um das wenige Licht einzufangen. Nervös duckte ich mich unter seinem Arm durch und atmete tief den Geruch nach nasser Erde ein.
Jenks öffnete die zweite Tür, und zu dem Duft gesel te sich das Geräusch von plätscherndem Wasser. Meine Schultern entspannten sich trotz meiner Nervosität, und ich beeilte mich, nicht zurückzubleiben, als Jenks den Weg betrat, der durch die Ausstel ung führte.
Der zweistöckige Raum hatte ab der Höhe von drei Metern Glaswände. Die Nacht außerhalb des Glases bildete eine schwarze Decke, geschmückt mit Lianen und hängenden Zweigen von moschusartig riechenden Petunien und juwelartigen Begonien. Auf viel eicht zwölf mal fünf Metern war dieser Raum eine kleine Reise in einen anderen Kontinent. Und es war kalt. Ich schlang die Arme um mich und schaute Jenks besorgt an.
»Jax?«, rief Jenks und die Hoffnung in seiner Stimme zerriss mir fast das Herz. »Bist du hier? Ich bin's, Dad.«
Dad, dachte ich neidisch. Was ich
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