Band 5 - Blutlied
Straßenlampen.
Neugierig stel te ich die Zuckerguss-Schüssel ab und ging zum Fenster. Dann ließ mich ein heftiges Klopfen an der Tür herumwirbeln, und Ceri stürmte in den Raum.
»Rachel?«, rief sie, und Sorge stand ihr ins herzförmige Gesicht geschrieben. »Rachel, Gott sei Dank«, sagte sie, kam auf mich zu und nahm meine Hände. »Ich muss dich hier wegbringen.«
»Was?«, fragte ich höchst intel igent und schaute dann an ihr vorbei, als Keasley in den Raum stiefelte, mit erstaunlich schnel en Schritten für seine schmerzhafte Arthritis. »Ceri, was ist los?«
Keasley nickte mir zu, dann schloss und verriegelte er die Tür.
»Hey!«, rief ich. »Ivy ist noch nicht zu Hause.«
»Sie kommt auch nicht«, sagte die alte Hexe und humpelte vorwärts. »Hast du einen Schlafsack?«
Ich starrte ihn an. »Nein. Ich habe ihn im großen Salzwasser-Debakel von 2006 verloren.« Ich hatte eine Menge eingebüßt während der I.S.-Todesdrohung, und meinen Schlafsack zu ersetzen, hatte nicht gerade hoch oben auf meiner Liste gestanden. »Und woher weißt du, dass Ivy nicht kommt?«
Der Mann ignorierte mich und ging den Flur entlang zu meinem Zimmer.
»Hey!«, sagte ich wieder und drehte mich dann zu Ceri um, als sie meinen Arm packte. »Was ist los?«
Ceri deutete auf den Fernseher, der jetzt ein Mischmasch aus Lärm und Verwirrung zeigte. »Er ist draußen«, sagte sie mit bleichem Gesicht. »AI wandelt auf dieser Seite der Linien.
Frei und ohne Kontrol e durch irgendjemanden - egal ob die Sonne am Himmel steht oder nicht.«
Sofort entspannten sich meine Schultern. »Gott, es tut mir leid, Ceri. Ich wol te es dir sagen. Du musst dir wirklich ein Telefon anschaffen. Ich weiß. AI war bei Trents Hochzeitsprobe und beim Abendessen.«
Die Augen der Elfe weiteten sich. »Es ist wahr?«, rief sie, und ich wand mich.
»Ich wol te es dir sagen, sobald ich zu Hause bin, aber ich habe es vergessen«, flehte ich und fragte mich, wie sie es so schnel herausgefunden hatte. »Aber es ist in Ordnung. Er ist hinter niemandem her außer mir. Er kann die Sonnensache durchziehen, weil er einen Handel mit Lee gemacht hat, dass er von seinem Körper Besitz ergreifen darf, bis Lee mich tötet. Und das wird nicht passieren, bis er mit mir fertig ist.«
Ich konnte ihr nicht sagen, dass ihr Handel mit AI der Grund war, warum er diesmal hinter mir her war. Das würde sie verfolgen.
Ceri zögerte. »Fäl t eine Tötung durch Lee nicht unter die
>er oder seine Gefolgsleute<-Klausel?«
Mein Magen verkrampfte sich, und ich warf einen kurzen Seitenblick zu Keasley, der am Ende des Flurs auf uns wartete, mit meiner Tagesdecke in den Armen. »AI wird Lee freigeben, bevor er mich tötet, und da Lee genug eigene Gründe hat, mich umbringen zu wol en, wird die Klausel nicht relevant sein.«
Keasley ließ mein Kopfkissen und die Decke über die Türschwel e zum Altarraum fal en und humpelte wieder den Flur entlang. Ceri nahm meinen Arm und folgte ihm. »Wir können später die Feinheiten des Dämonenrechts diskutieren. Du musst auf geheiligten Boden.«
Gereizt zog ich meinen Arm aus Ceris Griff. »Mir geht es gut«, protestierte ich. »Wenn AI irgendwas hätte tun wol en, dann hätte er es schon getan. Er wird mich nicht töten.
Zumindest nicht sofort.«
Ich sah zum Fernseher, weil ich einfach nicht verstehen konnte, warum al e austickten. Dann schaute ich genauer hin.
Sie standen nicht vor dem Lagerhaus, sie standen vor einem Supermarkt. Verängstige Leute in Vans und Kombis plünderten den Laden. Die Reporterin schien selbst Angst zu haben, während sie die Leute anwies, nicht in Panik zu verfal en, und verkündete, dass die Situation unter Kontrol e war. Oh-oh. Das sah auch wirklich aus wie unter Kontrol e.
Man hörte einen Knal und sah einen Lichtblitz. Die hübsche Reporterin fluchte und duckte sich. Die Kamera schwenkte auf die Tankstel e auf der anderen Straßenseite.
Noch ein Lichtblitz, und ich verstand, was gerade geschehen war. Eine Kraftlinienhexe hatte gerade jemanden hochgejagt, der versucht hatte, zwischen ihn und die Tankstel e zu kommen. Ein leicht purpurner Schein hing noch in der Luft.
»Hast du das drauf?«, schrie die Ansagerin, und mein Magen hob sich, als die Kamera anfing zu wackeln. »Die Stadt ist verrückt geworden!«, rief sie mit weit aufgerissenen Augen. »Die I.S. hat bereits Kriegsrecht ausgerufen, und al e Einwohner sol en in ihren Häusern bleiben. Die Busse werden um Mitternacht aufhören zu fahren,
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