Band 6 - Blutnacht
tief durch. Ich wusste, dass Jenks und Ivy al es hören konnten, wenn sie sich Mühe gaben. Marshai wirkte verletzt und ich fiel in mich zusammen.
»Schau«, sagte ich schuldbewusst. »Es tut mir leid. Tut es wirklich. Die reine Tatsache, dass du mich kennst, hat dich in Gefahr gebracht.« Ich dachte an Kisten, der gestorben war, um mich zu beschützen, und biss mir auf die Lippe. »Versteh das nicht falsch, aber ich weiß nicht mal, warum du hier bist.«
Sein Gesicht wurde hart und er lehnte sich so, dass ich den Picknicktisch nicht mehr sehen konnte. »Ich bin hier, weil ich dachte, ich könnte dir etwas Vernunft einbläuen«, erklärte er angespannt, und ich sah ihn überrascht an, als ich den Frust in seiner Stimme hörte. »Es ist schwer, jemandem dabei zuzuschauen, wie er etwas unglaublich Dämliches tut, besonders, wenn es nicht das Geringste gibt, was du tun kannst, um ihm zu helfen.« Seine Finger fanden meine Hände. »Rachel, tu das nicht.«
Seine Hand war warm, und ich entzog mich nur langsam seinem Griff. Das ist so absolut nichts, was ich gerade brauchen kann. »Ich tue es aber«, verkündete ich und wurde langsam wütend.
Marshai runzelte die Stirn. »Ich kann dir nicht helfen.«
Nun entriss ich ihm meine Hand ganz. »Ich habe dich nie um deine Hilfe gebeten.« Verdammt nochmal, Jenks.
Könntest du nicht ab und zu falsch liegen?
Marshai stand auf. Dann hörten wir das leise Klappern von Libel enflügeln. Ich starrte Jenks an und fragte mich, wie er Leute so klar sehen und ich so dämlich sein konnte.
»Hey, Marsh-man. Ivy hätte gern noch einen Burger.«
Marshai warf mir einen leicht angefressenen Seitenblick zu. »Ich war gerade auf dem Weg.«
»Es wird gutgehen«, verkündete ich angriffslustig, und er zögerte. »Ich kann das.«
»Nein«, sagte er, während Jenks unsicher neben ihm schwebte. »Es wird schiefgehen. Das ist übel. Selbst wenn du zurückkommst, wirst du absolut fertig sein.«
Er drehte sich um und ging zum Gril . Seine Schultern waren hochgezogen und seine Schritte langsam. Jenks schien nicht zu wissen, was er mit sich anfangen sol te. Er stieg unsicher auf und sank wieder ab. »Er kennt dich nicht besonders gut, oder?«, fragte der Pixie nervös. »Du wirst aus der Sache besser rauskommen, als du reingegangen bist. Ich kenne dich, Rache, und das kommt in Ordnung.«
»Nein, er hat Recht«, hauchte ich. »Das ist eine blöde Idee.« Aber mich für den Rest meines Lebens in meiner Kirche zu verstecken war auch eine schlechte Idee, und wenn Trent für meinen Trip ins Jenseits und wieder raus bezahlen wol te, warum sol te ich das Angebot nicht annehmen?
Jenks schoss offensichtlich besorgt davon. Mein Blick wanderte von Ivy - die beobachtete, wie Jenks in der Dämmerung Richtung Friedhof verschwand - zu Quen und Trent, die immer noch diskutierten. Trent machte eine scharfe Bewegung und Quen gab nach. Das Gesicht des älteren Mannes zeigte deutlich seine Wut und seine Erschöpfung.
Er ging davon und hob eine Hand vor den Mund, um ein raues Husten abzufangen. Trent atmete erleichtert auf und versteifte sich dann, als ihm klar wurde, dass ich es gesehen hatte. Ich warf ihm sarkastische, hasenohrige Küsschen zu, und er runzelte die Stirn. Es sah aus, als stünde unser Date noch.
Quen fand seine Ruhe auf den Stufen unserer Veranda. Er saß mit gebeugten Knien vornüber gebeugt da und wirkte müde, aber bei weitem nicht mehr dem Tode nah wie letzte Nacht.
Drei Pixiejungen flogen bis auf einen respektvol en Abstand an ihn heran und er zuckte zusammen. Ein leichtes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich beobachtete, wie die Stimmung des älteren Mannes sich von frustrierter Wut in faszinierte Entspannung verwandelte. Ja, da war etwas. Das war mehr als die übliche Begeisterung, die Menschen zeigten, die sich mit Pixies unterhielten.
Ivy beobachtete Quen ebenfal s, und als Marshai ihr ihren Bürger brachte, ignorierte sie ihn, stand auf und wanderte zu dem sich noch erholenden Elfen. Die Pixies verschwanden nach einem scharfen Kommentar von ihr, und sie ließ sich neben ihn sinken. Quen beäugte sie und nahm das Bier, das sie ihm reichte, trank aber nicht. Ich fand, die beiden sahen zusammen irgendwie seltsam aus, so verschieden. Sie waren fast Feinde, aber trotzdem fanden sie In ihrer ungewöhnlichen Hilflosigkeit eine Gemeinsamkeit.
Pixies begannen, sich mit gelegentlichen Lichtblitzen zu zeigen. Sie schwebten in der kalten Luft nah am Boden und ich folgte mit
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