Band 6 - Blutnacht
Ceri malte die zusammengesunkene Figur eines Mannes am Fuße eines Grabsteines.
»Ja. Deswegen ist er auch so wütend, dass du seinen Beschwörungsnamen hast. Es braucht Raffinesse, um eine Liste von Leuten aufzubauen, die seinen Namen kennen und potentiel e Vertraute sind. Ganz zu schweigen von der Mühe, die in die Vor-Jenseits-Zeit investiert wird, die Plackerei, sie aufzubauen und ihnen etwas beizubringen, was ihren Wert steigert.
Gleichzeitig muss er darauf achten, dass zwar genug Leute seinen Namen kennen, es aber nicht so viele werden, dass er keine Zeit mehr hat. Und dann gibt es immer die Chance, dass er, nachdem er den ganzen Schmutz auf sich genommen hat, um einen potentiel en Vertrauten aufzubauen, einen Verlust einfährt, weil er keinen Preis bringt, der hoch genug ist.«
Ich schnaubte, lehnte mich in meinen Stuhl zurück, verschränkte die Beine und dachte an Nick. »Er ist ein verfickter Vertrauten-Zuhälter.« Tom sol te besser aufpassen, sonst war er der Nächste. Nicht dass es mich interessierte.
Jenks hob ab und eine Wolke von silbernem Funkeln rieselte von ihm herab und überzog die Schale wie silberner Zuckerguss. »Ivy, Leute stehlen ist sein Job. Du musst mir hier helfen. Rachel muss das nicht tun. Es ist dämlich, sogar für sie!«
Ich kniff die Augen zusammen, aber Ivy streckte sich lässig, bis ihr Bauchnabel-Piercing zu sehen war. »Wenn du nicht aufhörst, sie zu nerven, werde ich dich so hart an die Wand schlagen, dass du eine Woche lang nicht aufwachst«, sagte sie. Jenks verlor an Höhe und Ivy stand auf und fügte hinzu:
»Jemand muss Kalamacks Arsch aus dem Jenseits retten.
Glaubst du, ich könnte es schaffen?«
»Nein«, protestierte er schwach, »aber warum muss Rachel es tun? Trent kannte die Risiken.«
Er kannte die Risiken und hat mir vertraut, ihn rauszuholen, dachte ich und war unfähig, Ceris Blick zu erwidern.
Ivy lehnte sich mit den El bogen auf die Kücheninsel.
»Warum hörst du nicht damit auf, sie davon zu überzeugen, dass sie nicht gehen sol te, und fängst damit an, rauszufinden, wie du sie begleiten kannst.«
»Sie lässt mich ja nicht!«, schrie er.
»Niemand geht mit mir«, erklärte ich fest, und Jenks gab wieder eine silberne Wolke von sich.
»Siehst du!«, rief er und zeigte auf mich.
Meine Zähne knirschten, und Ivy räusperte sich warnend.
»Ich habe gesagt, dass ich ihn rausbringen würde«, sagte ich und blätterte durch die Skizzen, die Ceri von der unterirdischen Dämonenstadt gemacht hatte.
»Und ich komme mit dir«, verkündete er angriffslustig.
Ich atmete durch und versuchte, meine Zähne auseinander zu zwingen, aber es funktionierte nicht. Während des vergangenen Jahres, in dem ich mit Ivy und Jenks gelebt und gearbeitet hatte, hatte ich gelernt, anderen zu vertrauen. Es war Zeit, mich daran zu erinnern, dass ich auch mir selbst vertrauen konnte. Dass ich das auch al eine schaffen konnte.
Und würde. »Jenks. .«
»>Jenks< mich nicht!« Er landete auf dem Rand des gelben Blocks. Seine Flügel schlugen, um das Gleichgewicht zu halten, und er zeigte auf mich. »Wir springen rein, schnappen ihn uns und verschwinden wieder.«
»Das wird nicht funktionieren«, unterbrach Ceri sanft und Jenks wirbelte herum.
»Warum zur Höl e nicht? Plan B hat auch bei diesem Fisch funktioniert. Er wird auch bei Trent funktionieren!«
Ceris Blick schoss zu mir und dann zurück zu Jenks. »Von wem auch immer Rachel einen Trip kauft, er wird sie sich einfach schnappen. Oder es Newt erzählen, die jetzt einen stichhaltigen Anspruch auf sie hat.«
Ich zog meinen Fuß über den Boden und konnte fast den erhabenen, einmal mit einem Strich durchzogenen Kreis auf meiner Fußsohle spüren. »Was, wenn ich über Newt gehe?«, schlug ich verzweifelt vor. »Sie wird es einfach vergessen.«
Ceri versteifte sich. »Nein.« Ivys Gesichtsausdruck wurde wachsam, als sie den fast panischen Ton in Ceris Stimme hörte. »Nicht Newt. Du trägst bereits ein Mal von ihr. Sie ist verrückt. Sie sagt das eine und tut das andere. Du kannst ihr nicht vertrauen. Sie folgt nicht den dämonischen Gesetzen, sie macht sie.«
Ich blätterte zu der nächsten Skizze, die etwas zeigte, was aussah wie der Grundriss der Universitätsbibliothek. Jenks flog auf meine Schulter und ich konnte seine Aufregung an der Stärke des Luftzuges an meinem Hals ablesen. Es war kalt. Ich hob den Arm und bedeckte mit der Hand meine Bisse.
»Viel eicht Minias?«, schlug Ivy vor, doch Ceri
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