Band 6 - Blutnacht
Knien saß, war er noch nicht bereit, sich zu entspannen.
Marshai trug Jeans und einen dunkelgrünen Pul over, der irgendwie hinterwäldlerisch wirkte, aber die Farbe passte gut zu seiner honigfarbenen Haut. Er sah gut aus, selbst wenn seine Augenbrauen noch nicht nachgewachsen waren und er sich beim Rasieren leicht geschnitten hatte. Ich erinnerte mich daran, wie sicher er auf seinem Boot gewirkt hatte, völ ig Herr der Lage in Badehose und einer offenen roten Windjacke, die glänzende glatte Haut und fantastische, fantastische Bauchmuskeln freigab. Gott, er hatte tol e Bauchmuskeln. Musste von der ganzen Schwimmerei kommen.
Plötzlich erschüttert erstarrte ich. Schuld ließ meine Haut kalt werden und ich sank tiefer in meinen Stuhl. Schmerz erfül te mich, wo ich gerade noch glücklich gewesen war.
Ich hatte Kisten geliebt. Ich liebte ihn immer noch. Dass ich auch nur für einen Moment vergessen hatte, überraschte mich ebenso, wie es mir wehtat. Ich hatte Ivy und Jenks lang genug zugehört, um zu wissen, dass es dem Muster folgte, dass man verletzt wurde und dann jemanden fand, der einem den Schmerz verstecken half, aber ich würde so nicht mehr sein. Ich konnte es mir nicht mehr leisten. Und wenn ich das Muster erkannte, musste ich es nicht durchlaufen.
Aber es war trotzdem wirklich gut, Marshai zu sehen. Er war der Beweis, dass ich nicht jeden umbrachte, mit dem ich in Kontakt kam, und das war eine wil kommene Erleichterung.
»Ahm«, stammelte ich, als mir klarwurde, dass niemand etwas sagte. »Ich glaube, mein Exfreund hat Teile deiner Ausrüstung gestohlen, bevor er von der Brücke gefal en ist.
Sorry.«
Marshals aufmerksame Augen wanderten kurz zu der Verletzung an meinem Hals, bevor er mich direkt ansah. Ich hatte das Gefühl, dass er erkannte, dass sich etwas verändert hatte, aber er würde nicht fragen. »Das FIB hat mein Zeug eine Woche später gefunden. Kein Problem.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass er das tun würde«, sagte ich. »Es tut mir wirklich leid.«
Er lächelte leise. »Ich weiß. Ich habe die Nachrichten gesehen. Du sahst tol aus in Handschel en.«
Ivy lehnte an der Wand neben dem Flur, von wo aus sie uns beide sehen konnte. Sie wirkte ausgeschlossen, aber daran war sie selbst schuld. Sie konnte sich auch hinsetzen und mitreden. Ich warf ihr einen schnel en Blick zu, den sie völ ig ignorierte, und wandte mich dann wieder Marshai zu.
»Du bist nicht wirklich den ganzen Weg hier runtergekommen, um mir Jenks' Mütze zu geben, oder?«
»Nein. .« Marshai senkte den Kopf. »Ich bin zu einem Vorstel ungsgespräch an der Universität hier, und ich wol te nur mal sehen, ob du mich verarscht hast damit, dass du einen Job hast, durch den du glaubst, es al ein mit einem ganzen Werwolfrudel aufnehmen zu können.«
»Ich war nicht al ein«, antwortete ich verlegen. »Jenks war bei mir.«
Ivy entschränkte ihre Beine und stieß sich von der Wand ab, einen Augenblick, bevor Jenks mit klappernden Flügeln in den Raum schoss. »Marshai!«, schrie der Pixie überschwänglich. Staub rieselte von ihm herab und bildete eine leuchtende Spur auf dem Boden. »Heilige Scheiße! Was zur Höl e tust du hier?«
Marshai fiel die Kinnlade runter. Für einen Augenblick dachte ich, er würde aufstehen, aber dann ließ er sich stattdessen tief in die Couch fal en. »Jenks?«, stammelte er.
Seine Augen waren weit aufgerissen, als er mich fragend ansah. Ich nickte. »Ich dachte, du hättest nur Spaß gemacht, als du gesagt hast, er wäre ein Pixie.«
»Nein«, sagte ich schlicht und genoss Marshals Ungläu-bigkeit.
»Was tust du hier, alter Hund?«, fragte der Pixie und schoss vor dem erstaunten Mann hin und her.
Marshai wedelte hilflos mit einer Hand. »Ich weiß nicht, was ich tun sol . Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, warst du einen Meter achtzig. Ich kann dir nicht die Hand schütteln.«
»Streck einfach die Handfläche aus«, warf Ivy trocken ein.
»Lass ihn darauf landen.«
»Al es, um ihn davon abzuhalten, weiter herumzuschießen«, sagte ich laut, und Jenks ließ sich auf den Tisch sinken. Seine Flügel schlugen immer noch so schnel , dass ich den Luftzug fühlen konnte.
»Es ist tol , dich zu sehen!«, sagte Jenks wieder, und ich fragte mich, warum genau er so glücklich war, Marshai zu sehen. Viel eicht, weil er uns geholfen hatte, als wir es wirklich nötig hatten, und damit ein großes Risiko auf sich genommen hatte, obwohl er uns nichts schuldete.
»Da scheiß doch einer auf
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