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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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geredet. »Ich hab mich noch nicht getraut nachzusehen, was aus dem Winkel geworden ist.«
    »Nichts. Erst war es die übliche Paninoteca, dann eine Sushi-Bar, aber beide haben sich nicht gehalten.«
    Ich strahlte. »Steht es zum Verkauf?«
    »Ich habe neulich in der Zeitung eine Anzeige gesehen.«
    »Ach, es wäre schön, das Haus zurückzukaufen und neu anzufangen. Wenn dieser Scheiß hier vorbei ist, versteht sich.«
    Max zog eine Grimasse. »Ich weiß nicht, ob mir das gefallen würde, Marco.«
    »Wieso?«
    »Ich glaube, ich bleibe in Fratta. Das ist der passende Ort für mich. Lauter gute Leute, und es herrscht noch ein Gemeinschaftssinn, der sonst fast überall verlorengegangen ist. Zum ersten Mal fühle ich mich von echten und normalen Menschen umgeben, von Freundschaft und Zuneigung … Außerdem zeichnen sich verschiedene schöne Projekte ab.«
    »Willst du in die Politik zurück?«
    Er lächelte. »Ich möchte es doch noch mal versuchen. Die planen gerade die letzte große Verwüstung hier im Nordosten: ein Mischmasch aus Großprojekten und Infrastrukturmaßnahmen, die der Region den Rest geben würden. Ich habe keine Lust, dabei einfach nur zuzusehen.«
    »Ich muss gestehen, das hatte ich nicht erwartet.«
    Er seufzte. »Wie kannst du nur annehmen, dass alles werden könnte wie früher?«
    »Nein, der Gedanke hat mich nicht mal gestreift. Aber ich bin nicht darauf vorbereitet, dass unsere gemeinsame Zeit zu Ende geht, ich mag nicht akzeptieren, dass wir uns trennen müssen, egal warum.«
    »Wir mussten von einem Tag auf den anderen fliehen, alles aufgeben, was wir hatten. So ist es einfach.«
    »Das verwirrt mich, Max.«
    Der Dicke holte eine Flasche Prosecco aus dem Kühlschrank und öffnete sie. »Bizzelwasser. Du brauchst dringend was zur Aufmunterung.«
    »Gibt es in Fratta auch eine Frau?«
    »Irma. Sie kam eines Tages mit ein paar Freunden von mir, und sie blieb.«
    »Fehlt sie dir?«
    »Sehr.«
    Ich hatte den Dicken nie bei privaten Telefonaten gesehen. »Und warum rufst du sie nie an?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich wiederkomme.«
    »Manchmal genügt das nicht.«
    »Ich mag diese Scheißgeschichten nicht mehr mit den schönen Dingen vermischen, verstehst du?«
    Max’ Liebe. Und die Banditenliebe. Und was war mit der Liebe des Alligators?
    »Ich glaube schon«, sagte ich nach einer Weile. »Auch wenn ich da nie einen Unterschied gemacht habe.«
    »Du hast eben nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Ach, aber du …«
    Er wies mit dem Zeigefinger auf den Fußboden. »Hier bin ich der einzig geistig Gesunde.«
    Ich trank drei Gläser hintereinander weg. Dann stand ich auf und umarmte Max. »Das heißt, dass ich dich manchmal besuchen kommen werde.«
    »Solange du mir den Ort nicht kaputtmachst.«
    Ich machte mich zum Gehen bereit. »Leihst du mir den Wagen?«
    Er warf mir die Schlüssel zu. »Denk dran, er gehört mir nicht, behandle ihn gut.«
    Ich ging an Rossinis Zimmer vorbei. Die Tür stand ein wenig offen, und ich sah ihn hinausschauen, mit beiden Händen ans Fenster gelehnt. Ich beschloss, ihn nicht zu stören, und machte leise die Wohnungstür hinter mir zu.
    Sobald ich im Wagen saß, einem koreanischen Kleinwagen, der, da war ich sicher, dieser geheimnisvollen Irma gehören musste, klappte ich das Handschuhfach auf, um mehr über sie zu erfahren, machte es dann aber doch wieder jäh zu. Die Nase in Max’ Herzensangelegenheiten stecken, das ging dann doch zu weit.
    Ich fuhr zum Winkel und rauchte ein paar Zigaretten vor dem grünen Schild eines Maklers. Wie traurig: alles verrammelt und verlassen. Ich rief Virna an und erzählte ihr, wo ich war.
    »Hast du schon mit deinem Calvados angefangen?«
    »Ich trinke nur noch abends, aber drei Glas Prosecco zählen nicht.«
    »Warum rufst du mich an, Marco?«
    »Weil mir klargeworden ist, dass ich allein bin. Und wenn diese Sache zu Ende ist und ich wieder leben kann, muss ich mit dem Alleinsein zurechtkommen.«
    »Hoffentlich hältst du mich nicht für die Schulter, an der du deine Krokodilstränen ausweinen kannst.«
    »Absolut nicht«, log ich.
    »Ich kann diese Männer nämlich nicht mehr ab, die über alles und jeden wegtrampeln wie Elefanten auf der Flucht, und wenn sie mal fünfzig werden, gehen sie einem mit ihrem Gejammer auf den Wecker.«
    »Virna, bitte denk nicht, dass ich schon so weit bin.«
    »Das höre ich gern. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet: Warum hast du mich angerufen?«
    »Um dir zu sagen, dass ich gern bald ein

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