Bandscheiben-Aktiv-Programm
Schmerzen lindern und die Entzündung im Bereich des verletzten Bandscheibengewebes und ggf. der Nervenwurzel reduzieren. Als medikamentöse Standardtherapie gilt die Behandlung mit Medikamenten, die gleichzeitig den Schmerz und die Entzündung hemmen, wie Diclofenac (z.B. Voltaren). Den Schmerz rasch zu lindern und die Entzündungsvorgänge, die auch eine Wurzelkompression begleiten und zur Schwellung beitragen, zu unterdrücken ist sinnvoll, um der Chronifizierung von Schmerzen vorzubeugen.
Einige Patienten profitieren bezüglich der Schmerzen von der zusätzlichen Einnahme niedriger Dosen von hochwirksamen entzündungshemmenden Kortisonpräparaten. Die kurzfristige Gabe von Kortikosteroiden über bis zu fünf Tagen z.B. 100 mg Methylprednisolon täglich, ist zudem zur Kontrolle postoperativer Schmerzen geeignet. Die oft eingesetzten Spritzen in der Umgebung des Wirbelkanals sind entbehrlich. Auch auf die Einnahme von Medikamenten, die zur Muskelentspannung beitragen, sollte bei der Behandlung von Bandscheibenleiden verzichtet werden.
Ist eine Operation nötig?
Die Entscheidung für die Operation eines Bandscheibenvorfalls sollte möglichst interdisziplinär z.B. im Rahmen einer gemeinsamen Fallkonferenz gefällt werden, an der Vertreter der operativen Fächer und der nicht operativen Fächer sowie Vertreter der Physiotherapie teilnehmen. Eine Operation wird meist befürwortet, wenn hochgradige Lähmungen (Kraftgrad 0 oder 1 ) sowie Blasen- oder Mastdarmstörungen akut aufgetreten sind oder wenn die konservative Therapie versagt, auch bei Fehlen neurologischer Defizite.
Bei der Entscheidung für die Operation sollte man sicher sein, dass die Beschwerden oder neurologischen Defizite tatsächlich auf den bildgebend nachgewiesenen Befund zurückgeführt werden können. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass der Erfolg der operativen Therapie vom Operateur und von der Operationstechnik abhängt. Neue anhaltende Schmerzen nach der Operation, die auf Narbenbildung im Bereich der Nervenwurzel oder Gefügelockerung zurückgeführt werden und schwierig zu behandeln sind, sind seit der breiten Einführung mikroskopischer Operationstechniken deutlich seltener geworden.
Tipp
Je länger ein neurologisches Defizit wie Lähmung und Gefühlsstörung besteht, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieses Defizit aufgrund der Operation wieder zurückbildet.
Übungsplan nach der Operation
Die Operationsverfahren und die damit verbundene Größe des jeweiligen Eingriffs sind vielfältig. Ebenso variieren die Vorschläge für das Verhalten der Patienten nach der Operation. Sie reichen von der Aufforderung zu normaler Bewegung und Belastung ab dem ersten postoperativen Tag bis hin zur Verordnung eines Korsetts oder einer Halskrause, die jegliche Bewegung verhindern. Sobald aus Sicht des Operateurs Bewegungen der Wirbelsäule erlaubt sind, sollten diese geübt werden. Die Streckung der Wirbelsäule ist auch nach der Operation eine wichtige Zielbewegung und die Beugung sollte zunächst vermieden werden, um einen Rückfall und Dehnungsstress für die Operationsnarbe und das Nervensystem zu vermeiden.
Am ersten Tag nach der Operation kann man aufstehen. Allerdings sollte man dies nur in Begleitung tun, bis der Kreislauf so stabil ist, dass eine Ohnmacht ausgeschlossen ist. Man sollte etwa jede Stunde aufstehen und langsam von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde gehen. Zunächst werden kleine Bewegungen der Wirbelsäule geübt. Die Muskulatur, die die Wirbelsäule stabilisiert, wird gezielt aktiviert. Die Arme und Beine werden bewegt mit dem Ziel, das Nervensystem zu bewegen und der Vernarbung einer Nervenwurzel vorzubeugen. Ab dem 6. Tag nach der Operation entspricht das Übungsprogramm dem der konservativen Therapie.
Tipp
Die Wundheilung fordert dem Körper viel Energie ab. Deshalb sollte die Wirbelsäule während der Entzündungsphase in den ersten 5 Tagen nach der Operation nur wenig belastet werden. Außerdem sollte man sich viel Schlaf gönnen.
Lenden- und untere Brustwirbelsäule
Die Lendenwirbelsäule ist der mechanisch am stärksten beanspruchte Bereich der Wirbelsäule. Hier treten Bandscheibenschäden am häufigsten auf. Die Test- und Therapiebewegungen sind für Lenden- und untere Brustwirbelsäule ähnlich, deshalb werden hier beide Abschnitte gemeinsam betrachtet.
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