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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Übereinkunft möglich ist. Viele stammen aus Asien, besonders aus Japan und China, und für gewöhnlich kennen sie die Spielregeln. Samson Yip sagt ihr, daß sie in solchen Fällen bis zu einem gewissen Grad nach eigenem Ermessen handeln könne. Amerikaner hingegen seien absolut tabu, es sei denn, er persönlich gebe grünes Licht.
    Nach einer Woche merkt er, daß er sich seine Instruktionen hätte sparen können. Chanya ist viel zu schlau, um etwas Unbedachtes zu tun. Yip sagt ihr, sie solle nie einen Kunden mit in ihre Wohnung nehmen. Er stellt ihr ein Zimmer im Hotel zur Verfügung. Der Raum wechselt von Tag zu Tag, manchmal sogar von Stunde zu Stunde, damit sie keine Aufmerksamkeit erregt. Natürlich wissen einige Angestellte, was Sache ist. Sich ihr Schweigen zu erkaufen, gehört zu seinen Aufgaben.
    Nach zwei Wochen verdoppelt er Chanyas Stundenlohn. Nach vier Wochen ist sie sein bestes Pferd im Stall. Das liegt nicht nur an ihrem guten Aussehen; die drei Monate mit Thanee haben ihr angeborenes Talent zu voller Blüte gebracht. Besonders Diplomaten wissen Subtilität und angeregte Unterhaltung zu schätzen. Allen Männern gefällt es, wie sie ihnen das Gefühl gibt, etwas ganz Besonderes zu sein. Es ist fast so, als wären sie nicht mit einer Prostituierten zusammen, sondern hätten die Frau ihrer Träume in der Sauna getroffen.
    Als Mitch Turner zu einer Ganzkörpermassage auftaucht, erleidet sie den Schock ihres Lebens. Sie ist so vorsichtig gewesen, hat darauf geachtet, daß er ihr nicht folgt, wenn sie das Hotel betritt oder verläßt. Wo der Unterschied zwischen FBI und CIA liegt, begreift sie nicht wirklich. Nach mehr als drei Wochen ohne jede Nachricht von ihm ist sie davon ausgegangen, daß sich seine Leidenschaft abgekühlt und nach Manier der Amerikaner auf ein anderes Objekt gerichtet hat. Doch da liegt er, ein weißes Handtuch um die Lenden, auf der Massagepritsche und wartet auf sie.
    Chanya läßt sich nicht anmerken, daß sie ihn erkennt. Sie behandelt ihn wie jeden anderen Kunden, achtet aber besonders sorgfältig darauf, nichts zu tun, was ihr falsch ausgelegt werden könnte. Ihre Massagetechnik hat sich etwas verbessert, entsprach aber noch nie professionellem Standard. Bei Turner läßt sie bewußt Oberschenkel und Hinterteil aus. Sie muß zugeben, daß er eine bewundernswerte Muskulatur besitzt, bestimmt das Ergebnis vieler Stunden im Kraftraum. Keiner von ihnen sagt etwas Persönliches oder verrät, daß sie sich kennen, bis sie ihn nach einer halben Stunde anweist, sich auf den Rücken zu drehen. Ihre Blicke treffen sich. Sie wendet das Gesicht ab, redet mit der Wand.
    »Warum sind Sie hier?«
    »Weil ich verrückt nach Ihnen bin.«
    »Sie dürfen nicht mehr herkommen.«
    »Wie soll das gehen?«
    »Ich verlasse die Stadt.«
    »Ich finde Sie.«
    »Dann kehre ich nach Thailand zurück.«
    »Ich finde Sie.«
    »Ich schneide Ihnen den Schwanz ab, wenn Sie schlafen.«
    »Das ist das Thailändischste, was ich Sie je habe sagen hören.«
    Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er Südostasien kennen könnte.
     
    Als sie mit der Massage fertig und er gegangen ist, ruft Samson Yip sie in sein Büro, um sie nach ihrem letzten Kunden zu fragen. Sie erzählt ihm alles. Yip schaut sie grimmig an.
    »Er weiß jede kleinste Kleinigkeit, sogar die Nummern der Zimmer, die wir benutzen. Er muß bei FBI oder CIA sein. Er macht mir den Laden zu, wenn du nicht tust, was er will. Ich überlasse die Entscheidung dir: Du kannst abhauen oder dich mit ihm treffen. Er behauptet, daß er dich nur besser kennenlernen, mit dir Essen gehen möchte, ohne Sex. Seltsam genug ist er, daß man ihm das abkaufen könnte. Was wirst du tun?«
    »Sagen Sie ihm, ich gehe einmal mit ihm zum Essen. Einmal. Ohne Sex. Wenn er mehr will, laufe ich weg – oder er kann mich ausweisen lassen, wenn ihm danach ist.«
    Yip nickt; sein ovales Gesicht mit den vielen Kinnen wirkt konzentriert und verwundert. »Verrat mir eins: Er sieht mir aus wie ein anständiger Amerikaner mit ordentlichem Beruf. So einen wünscht ihr Mädchen euch doch immer. Warum weist du ihn ab?«
    Chanya kann nur Geldgier und Dummheit in seiner Miene entdecken. »Weil ich eine Nutte bin.«
    Wieder nickt Yip. Also ist er doch nicht so dumm, sondern will nur ihre Intelligenz testen. »Du hast recht. Ein Amerikaner wie er könnte niemals vergessen oder vergeben. Nach den ersten Monaten der Leidenschaft würde er dich den Rest deines Lebens quälen.«
    »Schlimmer: Er

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