Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
stürzte er, stürzte der Länge nach zu Boden, während die Dämonen heranrückten.
»Zander!«
»Zander! Nein! «
Ihm war nicht ganz klar, warum auf einmal alle seinen Namen schrien, doch eigentlich kümmerte es ihn nicht. Als der Boden in Lichtgeschwindigkeit auf ihn zuraste, erfüllte ihn nur ein einziger Gedanke.
Endlich hatte er beschlossen, dass es etwas gab, für das es sich zu leben lohnte, und ausgerechnet da gewährten die Götter ihm seinen Todeswunsch.
Achtes Kapitel
Callia blieb oben an der Treppe vorm Schlafgemach des Königs stehen und rieb sich die pochende Schläfe. Nicht der König und dessen schwindende Gesundheit bescherten ihr Kopfschmerzen, sondern vielmehr das, was sie als Nächstes tun musste.
Ein wahrer Anführer …
Wenn sie sich die Worte des Königs oft genug vorbetete, fing sie vielleicht irgendwann an, sie zu glauben.
Verärgert schüttelte sie ihre Weltschmerzhaltung ab, die ihr ohnedies nicht helfen würde, und stieg die Treppe hinunter. Im zweiten Stock angekommen, blickte sie auf ihre Uhr. Ihr blieben noch knapp dreißig Minuten, bis sie bei Loukas sein sollte, also musste sie eilig nach Hause, sich duschen und umziehen. Zwar wollte sie sich gewiss nicht eigens für ihn herausputzen, aber sie hatte auch nicht vor, ihn zu verärgern. Jedenfalls nicht bevor sie vermählt waren.
Bei dem Gedanken wurde ihr übel, doch auch das ignorierte sie. Seit ihr Vater sich vorhin von ihr verabschiedete, hatte sie lange nachgedacht, und nun wusste sie eines mit Sicherheit: Falls sich wirklich etwas in ihrem Land ändern sollte, musste es bei ihr beginnen. Und das war nur möglich, indem sie Loukas’ Frau wurde.
Sie war derart gedankenversunken, dass sie beinahe Isadora übersah, die ihr auf dem Treppenabsatz im ersten Stock entgegenkam. Im letzten Moment blieb Callia stehen, bevor sie die Prinzessin umrannte. Dann wich sie erschrocken zurück.
»Isadora! Götter, was ist mit dir passiert?«
Isadora griff sich nach oben ins kurze Haar. Ihre einst langen blonden Locken kräuselten sich auf eine unordentliche, aber unbestreitbar hübsche Art um ihren Kopf. Der Schnitt ließ ihre Augen größer wirken, brachte ihr Gesicht insgesamt besser zur Geltung. Die hohen Wangenknochen wurden betont, und zum ersten Mal bemerkte Callia, dass die Prinzessin links neben ihrem Mund ein kleines Muttermal besaß.
Aber das Haar war nicht die einzige Veränderung. Die Prinzessin war außerdem ganz anders gekleidet als sonst. Sie trug kein langes Gewand, sondern eine schmale schwarze Hose, einen engen roten Pulli und Sandalen, in denen vorn rote – blutrote – Fußnägel leuchteten.
Ihr Vater würde eine Herzattacke kriegen, wenn er das sah.
»Nichts ist passiert«, sagte Isadora und machte sich gerade. »Mir geht es gut.«
Callia, der bewusst wurde, wie bevormundend sie klang, schüttelte den Kopf. »Ich … das meinte ich nicht. Ich finde, du siehst wundervoll aus. Es ist nur …«
»Callia!«
Beide Frauen blickten über das Geländer nach unten, wo Titus rufend über den Marmorboden gerannt kam.
Er sprang die Treppe vier Stufen auf einmal nehmend hinauf, bis er bei ihnen war. Sein Gesicht und die Argonautenrüstung waren voller Blut, Schmutz und etwas Grünem. Einzelne braune Locken hatten sich aus dem Lederband in seinem Nacken befreit und hingen ihm ins Gesicht. Er keuchte, als wäre er einen Marathon gelaufen. »Du musst sofort mit mir kommen.«
»Was ist passiert?« Offensichtlich hatte er gekämpft, aber wo und mit wem, wusste sie nicht.
»Wir haben einen Verwundeten.«
»Wer?«, fragten Callia und Isadora im Chor.
Titus bemerkte anscheinend erst jetzt, dass sie nicht allein waren. Er sah Isadora an, doch es war unmöglich zu sagen, ob er die Veränderung an ihr überhaupt wahrnahm. »Zander. Es sieht übel aus.«
Eine lähmende Sekunde lang stand für Callia die Zeit still. Ihre Brust war wie zugeschnürt, so dass sie kaum Luft bekam. Sie hatte ihn gerade erst gesehen, ihn berührt. Heute Morgen noch war er wohlauf gewesen, gesund und ganz , wie immer. Er war unbesiegbar, unsterblich. Nichts konnte ihn verwunden.
»Wird er wieder gesund?«, fragte Isadora. »Wer ist bei ihm? Titus, wie schlimm ist es?«
Doch Titus achtete gar nicht auf die Prinzessin. Als Callia sich endlich zusammenriss und aufblickte, ertappte sie ihn dabei, wie er sie mit einem allzu wissenden, mitleidigen Ausdruck betrachtete.
» Skata «, flüsterte er. »Ich wusste nicht, dass du diejenige bist.«
Callia
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