Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
atmete tief durch, erstarrte und murmelte: »Was redest du da?« Leider ahnte sie es bereits. Zu spät erinnerte sie sich wieder, dass Titus Gedanken lesen konnte.
Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich wusste, es war eine Frau, die ihn verletzt hat, zählte aber nicht zwei und zwei zusammen. Er passte auf, nie in meiner Gegenwart an dich zu denken.«
Stille legte sich wie ein bleiernes Gewicht über sie alle. Callia spürte, wie Isadora sie ansah, Millionen Fragen in ihrem Blick. Ihr Herz klopfte schneller und so laut, dass sie schwören wollte, die anderen könnten es hören.
Ihn verletzt? Ihn verletzt? Er war es gewesen, der weggegangen war, von ihr und ihrem … Sie war außerstande, auch bloß das Wort zu denken. Je mehr sie sich bemühte, ruhig zu bleiben, umso rasanter ging ihr Herzschlag.
»Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht«, sagte Isadora.
Titus beachtete sie nach wie vor nicht. »Du musst mit mir kommen, Callia. Jetzt.«
»Ich kann nicht.« Auf keinen Fall wollte sie den Schmerz der Vergangenheit noch einmal durchleben. »Ich soll bei Loukas sein, in …« Sie schaute auf ihre Uhr, verzweifelt auf der Suche nach etwas Vertrautem, Normalem. »In zehn Minuten.«
»Zur Hölle mit Loukas!« Titus trat einen Schritt näher, und Callia bekam Angst. »Zander wird sterben. Ich kann ihn nicht retten. Wenn du es schon nicht für ihn tun willst, tu es für den König.«
In ihrem Kopf war alles vernebelt, was es ihr schwermachte, sich zu konzentrieren. »Er kann nicht sterben. Er ist unsterblich.«
»Nein, ist er nicht«, entgegnete Titus rasch. »Das denkt er bloß. Bitte.« Er streckte eine Hand nach ihr aus, berührte sie jedoch nicht, sondern ballte sie unmittelbar vor Callias Arm zur Faust. »Bitte.« Das Flehen in seiner Stimme durchdrang ihre Benommenheit. »Er braucht dich.«
Er hat mich nie gebraucht. Im Grunde nicht.
Ihr kam in den Sinn, was ihr Vater gesagt hatte. Aus Gründen, die sie nicht benennen konnte, wollte sie ihm unbedingt beweisen, dass er sich irrte. Und sei es auf eine für ihn unbedeutende Weise.
Sie blickte in meergrüne Augen, in deren Tiefen Sprenkel von Braun- und Goldtönen funkelten. Augen, die mehr sahen, als sie ihnen jemals zeigen wollte. »Wo?«, fragte sie leise.
»Im Menschenreich.«
Callia nickte verhalten, denn Furcht ergriff sie. »Ich brauche meine Sachen.«
»Wir können in die Klinik, bevor wir zurückgehen, aber wir müssen uns beeilen.«
»Ich komme auch mit«, sagte Isadora hastig.
»Nein«, entgegnete Titus. »Es ist zu gefährlich. Callia und ich regeln das.« Dann wandte er sich wieder an Callia. »Danke. Ich verspreche, dass es nicht lange dauert.«
Callias Magen krampfte sich zusammen. Was Zander betraf, war nichts je schnell vorbei.
Zander versuchte, die Augen zu öffnen, doch etwas Klebriges hielt seine Lider zusammen, kalt, zäh und … nass?
Er lag auf der Seite, so viel wusste er, aber als er sich auf den Rücken rollen wollte, gehorchte sein Körper ihm nicht.
Wo, zur Hölle, war er?
Er probierte es wieder mit den Augen und schaffte es, sie einen Spalt aufzubekommen. Durch einen bräunlichen Nebelschleier erkannte er seine Wimpernspitzen, an denen tatsächlich irgendein Schlamm haftete. Der Boden unter ihm war kalt und hart, aber er war nicht draußen, den Elementen ausgeliefert. Dies hier musste drinnen sein, in einer Scheune oder einer Höhle.
Eine Höhle, ja, das musste es sein. Sein Kopf fühlte sich wattig an, doch er wusste noch, dass er gekämpft hatte. Was den zähflüssigen Kram in seinen Wimpern erklärte. Dämonenschleim war schwierig zu entfernen. Offenbar war er verwundet, konnte jedoch seinen Verstand nicht dazu bringen, richtig zu arbeiten und ihm zu verraten, wie, wo und wann was passiert war. Wieso wollte sein Gehirn nicht funktionieren?
Er kniff die Augen wieder zu und versuchte, das wattige Gefühl aus seinem Kopf zu vertreiben. Mit größter Anstrengung, die ihm ein unschönes Dröhnen durch den Schädel jagte, konnte er sich an den Kampf mit den Dämonen erinnern, an die Schlucht, an Demetrius und Titus. Er erinnerte sich an die Frauen und die schreienden Kinder. Und er erinnerte sich, dass er fiel.
»Ich kann nicht. Oh, Götter, Titus, hast du das gesehen? Dafür bin ich nicht stark genug.«
Hoppla, Augenblick mal, die Stimme kannte er!
Callia. Hier an diesem kalten Ort, an dem sie nicht das Geringste verloren hatte. Sie durfte hier nicht sein.
Wieder öffnete er die Augen so weit, wie es der Schleim
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