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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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hat?«, flüsterte er, ohne von den vier leeren Kammern in der Scheibe aufzusehen. In ihnen musste mal etwas gewesen sein. Jede der leeren Halterungen war ein wenig anders geformt, eine rund, eine oval, eine rautenförmig und die vierte dreieckig.
    »Weil sie seine Kräfte nicht beherrscht.«
    »Aber ich?«
    Die alte Frau antwortete nicht, doch ihr Schweigen sagte genug. Ja, das war es, wovor Atalanta Angst hatte. Und er war klug gewesen, herzukommen und ihr den Anhänger wegzunehmen. Mit einem strahlenden Lächeln schloss er die Finger um die Metallscheibe.
    »Maximus.«
    »Was?«, fragte er, und nun sah er zu ihr. Pure Angst spiegelte sich in ihren Augen. War das nicht interessant? Sie war ein uraltes, göttliches Wesen, und sie hatte Angst vor ihm, einem zehnjährigen Jungen, den keiner wollte?
    »In den falschen Händen«, sagte sie mit gesenkter Stimme, »bedeutet es Tod und Zerstörung.«
    Er strahlte. »Spitze.«
    »Maximus.«
    So leise er konnte, rannte er die Treppe hinunter und in sein Zimmer, wo er sich den Pyjama herunterriss und hastig Kleidung und Stiefel anzog. Beim Anblick des Federbetts empfand er einen winzigen Hauch von Bedauern, doch der verflog rasch. Sobald die hohle Metallscheibe sicher in seinem Hemd verborgen war und ihre Energie auf seine Haut abstrahlte, schnappte er sich seine Jacke.
    Die alte Frau stand in seiner Zimmertür, doch diesmal waren ihre Augen nicht ängstlich, sondern traurig. »Sie wird dich jagen.«
    »Das ist besser, als hierzubleiben. Wir sind vielleicht nicht mehr in Tartarus, aber es ist immer noch die Hölle. Und das weißt du.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist deinem Vater so ähnlich.«
    Ein Kribbeln fuhr ihm über den Rücken. »Ein Arschloch?«
    Erstaunt zog sie die Brauen hoch und schien beinahe amüsiert. Aber nach allem, was ihm widerfahren war, kümmerte es ihn gewiss nicht, dass er eine gespenstische alte Frau mit Kraftausdrücken schockierte.
    »Ich meinte …«
    Oh nein, darauf ließ er sich nicht ein! »Spar dir das. Wir beide wissen, dass ich keinen Vater habe.«
    »Doch, hast du«, seufzte sie. »Und was immer du denken magst, es besteht noch Hoffnung.«
    Der Hass auf Atalanta wegen ihrer Marter, auf die alte Frau wegen ihrer Einmischungen, auf die Eltern, die ihn in diesem Höllenloch verrotten ließen, sammelte sich in seiner Brust, direkt dort, wo der Anhänger war. Immerzu bemühte Max sich, diesen Zorn in sich zu bändigen, der nun drohte, unkontrollierbar zu werden. »So was wie Hoffnung gibt es gar nicht. Es gibt nur das hier.« Er umfasste den Anhänger durch sein Hemd. »Und jetzt gehört es mir.«
    Er ging an ihr vorbei auf den Korridor, als würde ihn der Anhänger führen, ihm eine Kraft und einen Mut geben, wie er sie niemals besessen hatte. Und war das nicht noch cooler?
    »Vergiss deine Menschlichkeit nicht, Maximus«, rief die Alte ihm nach.
    Fast hätte er gelacht, als er im Erdgeschoss ankam und zum verborgenen Ausgang eilte, den er immer benutzte, wenn er nicht von den Bediensteten gesehen werden wollte. Seine Menschlichkeit hatte ihm bisher einen feuchten Dreck genützt, und sie würde ihn jetzt garantiert nicht retten. Er brauchte sie nicht, brauchte überhaupt nichts und niemanden.
    Nur sich selbst.
    Thanatos stand in der Mitte der heruntergekommenen Hütte und funkelte die beiden Dämonenkrieger vor sich wütend an – Dick und Doof. »Erklärt mir, wie euch der Argonaut entwischen konnte!«
    Die Dämonen sahen einander an.
    »Wir …« Der Linke blickte wieder zu Thanatos. »Als der Zweite kam, um dem anderen zu helfen, sind wir weg. Wir mussten doch zurückkommen und dir Bericht erstatten, wegen der anderen, die draufgegangen sind.«
    Thanatos biss die Zähne zusammen. Das war der Grund, weshalb die Argonauten noch lebten: Weil Atalanta ihre Armee mit hirnlosen Feiglingen bestückte. Es gab einen Grund, warum diese Vollidioten auf dem Asphodeliengrund waren, um das Urteil von Tartarus zu erwarten, als Atalanta sie fand. Die waren zu blöd zum Leben.
    Und sie gab ihm die Schuld, dass die Argonauten sie am laufenden Meter austricksten?
    Er legte die Hand an sein Schwertheft. »Und wurde der erste Argonaut im Kampf verletzt? Ihr sagt, dass er sechs Dämonen getötet hat. Das kann er wohl kaum ohne einen Kratzer überstanden haben.«
    »Na ja …« Der Dämon, der so dämlich gewesen war, diese Diskussion anzuzetteln, sah seinen Kameraden an, dann auf den Boden, wo das Blut der zwei Jäger in die schmutzigen Dielen sickerte. Ihre

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