Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
sie ließ uns nicht. Sie flehte uns an, sie zu töten.«
»Soweit ich es beurteilen kann«, übernahm nun Lena, da Nick eindeutig nicht weiterreden wollte, »ist der Erzdämon der einzige Dämon, der sich fortpflanzen kann. Wir vermuten, dass er sein Gift einsetzt, um das Opfer zu lähmen und lange genug am Leben zu erhalten, bis es entbunden hat.«
»Gütiger Gott«, sagte Casey und hielt sich eine Hand vor den Mund. Theron legte einen Arm um sie und zog sie dicht an sich.
»Die Schwangerschaft nach einer Dämonenzeugung ist sehr viel kürzer als eine normale«, fuhr Lena fort. »Einen Monat, vielleicht zwei. Wir sind nicht ganz sicher. Bisher konnten wir dazu nicht forschen.«
»Forschen?«, wiederholte Zander entsetzt. »Wie ein wissenschaftliches Experiment?« Er dachte wieder an Callia, wie sie dort vor Atalanta auf dem Tisch gelegen hatte.
»Wir haben ein solches Kind kurz nach der Geburt gefunden«, sagte Nick, der Zander einen warnenden Blick zuwarf und Theron ansah. »Tot. Sein Körper sah menschlich aus, aber etwas mit den Augen stimmte nicht. Und dann ergab die Untersuchung der Organe etwas.«
»Als wir eine Autopsie vornahmen«, sagte Lena rasch, »fanden wir vollkommen andere Organe als menschliche. Das Herz hatte sechs Kammern, die Lunge drei Flügel, es hatte zwei Paar Nieren. Stellt euch eine solche Halbblut-Dämonenart vor, die unter uns lebt. Es wäre wie …«
»Die ultimative Waffe«, beendete Theron den Satz für sie.
Zanders Verstand sperrte sich gegen das, was er hörte. Ihm wurde schlecht, und immer wieder hatte er das Bild von Callia vor sich, blutig, grün und blau geschlagen. Er hörte ihre Schreie aus der Hütte, ehe sie dort waren. Unwillkürlich hielt er sich wieder an der Wand fest, weil er fürchtete, sonst die Fassung zu verlieren. »Ist sie …?« Götter, er konnte es nicht einmal aussprechen. »Wurde sie …?«
»Nein«, sagte Lena prompt. »Es gibt keine Anzeichnung für sexuelle Gewalt. Wir glauben, dass ihr gleich nach ihrer Vergiftung dort wart. Der andere Wächter, der mit dir herkam, hat erzählt, was ihr gesehen habt. Es muss wohl so was wie ein Machtkampf zwischen dem Erzdämon und Atalanta gewesen sein. Vielleicht wollte er die Frau schwängern, aber Atalanta hatte etwas anderes mit ihr vor. Wir wissen es nicht genau.«
Für einen Moment war er maßlos erleichtert, doch das kurze Glücksgefühl schwand sofort wieder. »Was habt ihr für die anderen tun können? Für die, die infiziert wurden.«
»Nichts.«
»Wie?«
»Sie sind alle gestorben«, sagte Nick.
Zander sah Theron an, der Casey im Arm hielt. Sie hatte Tränen in den Augen.
»Nein.« Zander kehrte den beiden den Rücken zu und blickte wieder zur Heilerin. Panik stieg in ihm hoch. »Es muss doch etwas geben, dass ihr tun könnt!«
Lena seufzte. »Es gibt nichts.«
»Zander«, raunte Theron und griff nach ihm.
Doch Zander schüttelte ihn ab. Zum Teufel mit ihnen allen! Sie benahmen sich, als wäre Callia verloren, und das durfte nicht sein. »Callia ist eine Heilerin !«
»Das bin ich auch«, entgegnete Lena, deren Stimme ein bisschen schrill wurde. »Aber es macht keinen Unterschied. Sie kann sich nicht selbst heilen, und meine Kräfte reichen hierfür nicht.«
Es machte sehr wohl einen Unterschied. Und ob! Er schloss die Augen und erinnerte sich an die letzten paar Tage: an Callia, die ihn pflegte, die ihn hielt, ihn mit ihrem Körper wärmte, mit ihrer Essenz lockte. Die ihm wehtat. Seine wirren Gedanken stoppten hier. Er dachte daran, was sie ihm angetan hatte, was sie beinahe dem Dämon antat, der sie quer durch die Hütte geworfen hatte.
Er öffnete die Augen wieder. »Ihre Kräfte sind übertragbar.«
»Was?«, fragte Lena. »Woher willst du das wissen?«
Ja, woher konnte er es wissen? Weil er es mit eigenen Augen gesehen und am eigenen Leib gespürt hatte. »Sie hat es mir gezeigt. Ihre Gabe kann Schmerz und Krankheit aus einem Körper ziehen, aber sie auch auf einen anderen übertragen. Nutz es, nimm dir mit deinen Kräften von ihren, und hol das Gift aus ihr.«
Lenas braune Augen leuchteten auf. »Theoretisch könnte es klappen. Aber wie kann ich es auslösen? Sie müsste schon ziemlich hart drücken, damit ich die Infektion rausbekomme. Und sie ist bewusstlos. Wir mussten sie sedieren, und selbst ohne die Mittel ist sie nicht klar.«
»Setz du die Mittel ab, und ich bringe sie dazu, dass sie mitmacht.«
»Du?«, fragte Lena verächtlich. »Du hältst dich ja selbst kaum
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