Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Pferdeschwanz gebunden, und ihr ungeschminktes, unscheinbares Gesicht schrie förmlich »Trottel.« Sie hielt offensichtlich nicht viel von ihm, denn ihre Miene war alles andere als freundlich.
Zander blickte über ihren Kopf hinweg zu Nick, der hinter ihr stand und aussah, als hätte er eine üble Migräne. Willkommen im Club. Nick überragte die Ärztin deutlich, sowohl an Größe als auch an Selbstbewusstsein. »Ich will zu ihr.«
»Zander.« Casey legte eine Hand auf seinen Arm. »Das ist keine so gute Idee.«
Nun sah er Therons Frau an und bekam das ungute Gefühl, dass sie ihm etwas verschwiegen. »Warum nicht?«
Theron stemmte sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte, und kam zu ihnen. »Weil es ihr nicht gutgeht. Und dir auch nicht. Du bist nicht in der Verfassung …«
Zander warf ihm einen warnenden Blick zu. Ihm wurde mulmig. Was tat Theron hier? Wenn Titus nach Argolea gegangen und ihn und Casey hergeholt hatte, stimmte etwas nicht. Casey blieb dieser Tage um Isadoras willen stets in Burgnähe.
»Verarsch mich nicht, Theron. Ist sie noch nicht bei Bewusstsein? Seit wann?«
»Es sind erst vierundzwanzig Stunden«, antwortete Theron.
Zander sah zu der Ärztin und wieder zu Theron. Ihm war bewusst, dass sie ihm seine Wut anmerkten, aber das kümmerte ihn nicht. »Vierundzwanzig Stunden? Wieso zur Hölle habt ihr sie nicht nach Argolea gebracht, wenn die hier nichts für sie tun können?«
»Pass auf, was du redest«, murmelte Nick, woraufhin Zander ihn zornig anfunkelte.
»Reg ihn nicht auf«, flüsterte die Frau Nick zu. »Du hast doch ihre Narben gesehen.«
»Wovon redest du denn?«, fragte Zander erbost. »Und wer zum Hades bist du überhaupt?«
»Lena«, sagte Nick hinter ihr und richtete sich sehr gerade auf. »Eine unserer besten Heilerinnen. Also hör auf, hier herumzumotzen, oder ich schmeiß dich höchstpersönlich wieder ins Bett.«
Zanders Kinn kribbelte, was eine untrügliche Ankündigung war, dass seine Wut zu explodieren drohte. Das Einzige, was ihn davon abhielt, die Beherrschung zu verlieren, war Therons Hand, die fest auf sein Zwerchfell drückte.
»Jetzt kriegen sich mal alle wieder ein«, sagte Theron und blickte zu Lena. »Und lassen wir die Sticheleien. Sag ihm, was du uns gerade erzählt hast.«
Die Frau schnaubte und presste die Lippen zusammen, als wollte sie am liebsten gar nichts mehr sagen. Doch schließlich fragte sie. »Weißt du irgendwas über Dämonengift?«
»Dämonen- Was ?«
»Gift«, wiederholte sie lauter, wobei sie Zander mit einem Blick bedachte, dass er sich unweigerlich fragte, was er ihr eigentlich getan hatte. Er war sich hundertprozentig sicher, dass er dieser Frau noch nie begegnet war. »Die Krallen eines Erzdämons sind giftig. Selbst wenn die Wunden verheilen, zerstört das Gift das gesunde Gewebe nach und nach. Gerät es in die Blutzirkulation, greift es die Organe an, wo es allerdings sehr viel langsamer wirkt.«
»Und wozu erzählst du mir das?«, fragte Zander.
»Callia ist infiziert, Zander«, schaltete Theron sich ein. »Titus hat uns gesagt, was in der Hütte passiert ist. Atalanta hat Callias Wunden versiegelt und damit das Gift in ihr eingeschlossen.«
Zander blickte von einem zum anderen und versuchte, zu verstehen, was sie ihm erklärten. »Ich wurde auch schon geschnitten und gebissen, wie alle Wächter. Du …«
»Du bist nie von einem Erzdämon verwundet worden«, fiel Theron ihm ins Wort.
»Es ist sogar gut möglich, dass noch keiner von euch mit einem Erzdämon aneinandergerasselt ist«, sagte Nick. Als Zander zu ihm sah, runzelte Nick die Stirn, was Zander nicht unbedingt zuversichtlicher machte. »Normalerweise kämpft ein Erzdämon nicht, er befiehlt. Wir haben das schon erlebt. Bestimmte Opfer, die meine Scouts fanden, hatten solche eiternden Wunden, wie Lena sie beschreibt. Wir wussten erst nicht, was es war, bis wir eine Frau entdeckten, die noch lebte und eine ähnliche Wunde am Bein hatte.«
Lena senkte den Blick zu ihren Füßen und schürzte die Lippen, als hätte sie das alles schon mal gehört. Der Ekel in ihrem Gesicht entging Zander trotzdem nicht; so wenig wie die Tatsache, dass sie es vermied, ihn oder einen der anderen anzusehen.
»Sie war schwanger«, fuhr Nick fort. »Und sie hatte große Schmerzen. Man hatte sie mehrfach vergewaltigt.« Casey stieß einen stummen Schrei aus, und Nick rieb sich über die Stirn, als würde auch ihm übel bei dem Gedanken. »Wir haben versucht, ihr zu helfen, aber
Weitere Kostenlose Bücher