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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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denke, was sie durchgemacht hat …«
    »Sie ist stark, stärker als du denkst oder ihr Vater denkt. Es gibt immer noch ungezügelte Kraft in ihr. Die Dinge sind nie schwarz oder weiß, wie sie scheinen. Manchmal befeuert Schmerz unser Los.«
    Bei der Erwähnung von Callias Vater kochte die Wut in Zander wieder hoch. Er blickte zur Parze. »Warum bist du nicht früher zu mir gekommen? Wieso jetzt, nach zehn Jahren, wenn sie stirbt?«
    Lachesis seufzte, richtete sich auf, und obwohl sie nicht einmal einen Meter sechzig groß war, schien sie über ihm zu sein. »Weil es nicht so simpel ist, Wächter.«
    »Und wie ist es dann?«
    »Ich kann dir nichts sagen, was du nicht schon weißt. Sehr wohl aber kann ich dir sagen, welche Wahl du hast. Es gibt keinen Stillstand im Leben. Der Verlauf indes hängt ganz von den Entscheidungen ab, die du triffst.«
    »Und welche Wahl habe ich?«, fragte er, wobei er seine Füße vorschob, so dass die Spitzen zum Eingang der Kolonie wiesen. »Sie stirbt dort drinnen, und alles nur wegen mir. Alles wegen …«
    Ihm ging die Luft aus, jedweder Ansporn war fort, obwohl er sich dagegen sträubte. Er wehrte sich mit aller Kraft, aber er war nicht stark genug, es aufzuhalten. So wie er nicht die Kraft gehabt hatte, irgendwas von dem zu verhindern, was geschehen war.
    »… mir.«
    »Ja«, flüsterte Lachesis, die näher kam. »Ich würde dir den Schmerz nehmen, wenn ich könnte, aber das kann ich nicht.« Ihre Arme schlangen sich um ihn, ohne dass er sie richtig spürte; trotzdem legte sie ihn behutsam auf den Felsboden. »Nutze ihn, Zander. Nutze den Schmerz und den Grund, nach dem du seit über achthundert Jahren suchst. Gib ihr einen Grund zu leben. Die Geschichte ihres Lebens und deines endet nicht, es sei denn, du lässt sie enden.«
    Zander blickte an Lachesis vorbei zum Klippenrand und der Schlucht dahinter. Vor Tagen hatte er an einer ganz ähnlichen Klippe gestanden und sich den Tod herbeigesehnt. Aber jetzt? Jetzt ging es nicht mehr um ihn. Ihm war gleich, ob er lebte oder starb, doch Callia durfte nicht sterben. Nicht nachdem er erfahren hatte, was sie seinetwegen durchgemacht hatte. Und erst recht nicht, bevor er die Chance hatte, alles richtigzustellen.
    Als er wieder zu Lachesis sah, gingen ihm lauter Fragen und Vermutungen durch den Kopf, die er klären musste. »Sie hat einen Sohn geboren.«
    »Ja.«
    »Und ihr Vater wusste es.«
    »Ja.«
    »All die Jahre hat keiner ein Wort gesagt.«
    Einen Moment lang wirkte die Parze unsicher. »Die Dinge sind nicht immer, was sie scheinen. Ein Netz von Täuschungen spinnen diejenigen am besten, denen wir am meisten vertrauen.«
    Ihre kryptischen Worte halfen ihm nicht weiter.
    »Die Wahrheit wird beizeiten ans Licht kommen. Zuerst jedoch musst du sie heilen.«
    Er atmete tief durch. Ihm war klar, dass sie recht hatte. Mit Lenas Hilfe könnte er es schaffen. Er konnte Callia so wütend machen, dass sie ihre Kräfte bündelte und gegen die Infektion kämpfte. Auf die Weise würde er wenigstens einen Teil dieses entsetzlichen Schlamassels wiedergutmachen. Und danach …
    »Und danach ist nichts garantiert«, sagte Lachesis, die über dem Findling schwebte, auf dem sie vorhin gesessen hatte. Hinter ihr flirrte die Luft, und sie verblasste.
    »Warte«, sagte er und streckte eine Hand aus.
    »Der Faden ist dünn, Krieger.« Sie wurde immer blasser. »Deiner, ihrer, der des Sprösslings. Und er wird stündlich dünner. Die Zukunft hängt an der Gegenwart. Vergiss nie, dass sie die Konstante ist.«
    Dann war sie fort.

Fünfzehntes Kapitel
    Die Realität war eine komische Sache. Callia lag da, starrte an die Decke und versuchte, die Bilder in ihrem Kopf zusammenzufügen. Sie wusste, dass der Dämon sie schwer verletzt hatte, nur waren die Einzelheiten des Angriffs schemenhaft und wirr. Sie wusste außerdem, dass sie in einem Schlafzimmer lag, keinem Krankenhaus, und dass das Bett weich war, der Raum hübsch und sie anscheinend hinreichend erholt, dass sie keine größere medizinische Behandlung mehr brauchte. Allerdings war sie nicht sicher, wie das möglich war oder wer ihre wundersame Heilung herbeigeführt hatte. Und sie hatte keinen Schimmer, wo sie war.
    Frustriert, weil ihr Gedächtnis nur Bildfetzen lieferte, setzte sie sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Beim Aufstehen stellte sie fest, dass sie noch sehr geschwächt war, und musste sich an der Matratze abstützen. Das rosa Krankenhausnachthemd reichte ihr bis zu den Knien, und

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