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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hinunter zusteigen und den freundlichen Eingang immer weiter zurückzulassen, beunruhigte ihn einigermaßen; aber er konnte wohl kaum umkehren und erklären, er habe zwar die Spur des Otters gefunden, sei dann aber zu ängstlich geworden, um ihm die letzten paar Schritte zu folgen.
    Außerdem bestand immer noch die Möglichkeit, daß seine erste Vermutung richtig war und das Wesen, dem Mudge gefolgt war, den Otter angegriffen und verletzt hatte. In diesem Fall mochte sein Gefährte nicht weit entfernt im Tunnel liegen, lebend, aber hilflos und blutend.
    Auf seine zwiespältige Art hatte Mudge sich um ihn gekümmert. Jon-Tom schuldete ihm zumindest etwas Hilfe, entweder bei seiner gewichtigen Beute oder bei den Wunden, die er davongetragen hatte.
    Mit beträchtlicher Angst ging er weiter in den Tunnel hinein, der mit stetiger schwacher Neigung nach unten führte. Von Zeit zu Zeit enthüllte das Fackellicht Schriftzeichen an den Wänden. Es gab auch vereinzelte Steintafeln, die sauber in Aussparungen eingelassen waren. Richtungshinweise vielleicht... oder Warnungen? Er fragte sich, was er tun sollte, falls er zu einer Stelle kam, an der der Tunnel sich teilte oder mehrfach verzweigte.
    Er hatte keine Lust, sich tief in einem unterirdischen Irrgarten zu verlaufen, weit entfernt von seinen Freunden. Niemand wußte, wo er war; und der Nachtregen würde sowohl seine als auch Mudges Spuren löschen.
    Die Fackel nach rechts vorgestreckt, ging er weiter nach unten.
    »Mmmmmmininininin...«
    Er hielt jäh inne. Das unheimliche Stöhnen erreichte ihn trotz der verzerrenden Akustik des Tunnels ganz deutlich. Er kniete nieder, atmete schwer und lauschte.
    »Mmmm-...«, klang das Stöhnen etwas lauter wieder auf. Welches unvorstellbare Monster mochte sich jetzt auf ihn zu bewegen? Die Fackel zeigte immer noch Schwärze vor ihm.
    Hatte die Kreatur den armen Otter bereits verspeist?
    Er zog sein Messer und wünschte sich noch einmal seinen Stab mit der fußlangen Speerspitze herbei. In dem engen Tunnel wäre er eine besonders wirksame Waffe gewesen.
    Es ist sinnlos, dich unnötig selbst zu opfern, überlegte er. Er wollte sich gerade anschicken umzukehren, als das Stöhnen in einen Strom von Flüchen überging, die ebenso vertraut wie entschieden waren: »Mmmm-laßt mich ge'en, oder ich verarbeite euch zu Suppenfleisch! Ich werd euch 'übsch ordentlich filetieren und aus euren Köpfen Räder machen! Ich werde eure kleinen Augäpfel aus den 'öhlen springen lassen, ihr verdammten, blindgesichtigen, mistigen Ghoule!«
    Ein lautes Bumms, gefolgt von einem schmerzerfüllten Aufbellen und erneutem Fluchen aus einem fremden Mund. Die Quelle der ursprünglichen Verwünschungen stand nicht mehr in Zweifel, und wenn Mudge so überreichlich fluchte, meinte er wahrscheinlich einen Gegner, der nicht nur zu tierhafter Wut, sondern auch zum Verstehen und Begreifen imstande war.
    Jon-Tom hastete den Gang entlang, rannte, so schnell es ihm seine gebückte Gangart erlaubte. Es waren immer noch keine Lichter vor ihm, so daß er, als er um eine Ecke bog, direkt auf den geschäftigen Trupp zustürzte, bevor er es richtig bemerkte.
    Unwillkürlich stieß er bei dem Anblick einen Schrei aus, fiel gegen die Wand, riß die Arme hoch und wedelte mit Messer und Fackel in der Luft herum, um das Gleichgewicht zu halten. Die Wirkung, die er damit unter Mudges Angreifern erzielte, war unerwartet, aber höchst zufriedenstellend. »Da, ein Monster!... Dämon aus der Außenwelt! Rettet euch! Jeder für sich selbst...!«
    Zwischen dem Schreien und Kreischen konnte er die Geräusche winziger Füße wahrnehmen, die sich, über Stein huschend, von ihm entfernten. Darunter mischte sich der Lärm von Gegenständen (Waffen vielleicht?), die von ihren panikerfüllten Besitzern in großer Hast weggeworfen wurden.
    Ihm wurde klar, daß der Anblick eines riesigen Menschen, der vollständig in Schwarz und Indigo gekleidet war, mit einem grünen Echsenhautumhang blitzte und mit Fackel und Messer herumfuchtelte, einen Tunnelbewohner wirklich in Aufregung versetzen konnte.
    Als das Echo der Flucht schließlich verklungen war, hatte er die Kontrolle über sein Innenleben wiedergewonnen und senkte die Fackel zu der am Boden verbliebenen Gestalt.
    »'Abt ihr also genug, ihr verdammten Quälgeister?« Die Stimme bramarbasierte genauso wie vorher, war allerdings durch Luftmangel etwas leiser. »Bist du es, Kumpel?« Eine Pause, während die Augen des Otters das Licht der Fackel

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