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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wieder auf ihren Stab stützte, zeichnete sich ein wenig graue Asche auf dem königlichen Gewand ab. Sie schnippte die Flocken sorgfältig fort, bevor sie zwei Schritte zurücktrat und am Fuße des Throns Aufstellung nahm.
    »Kommt her«, rief sie Alvin und Bornus zu. »Langsam strengt es mich an, die ganze Meute im Bannschlaf zu halten.«
    Noch während die Iskander zu ihr eilten, erschlaffte ihre Haltung. Ihre Schultern sackten herab, bis der Rücken wieder die alte Krümmung aufwies.
    Dem Hals des Monarchen entwich ein gepeinigtes Krächzen. Verwirrt mit den Augen zwinkernd sah er in die Runde und stellte stirnrunzelnd fest, dass Hatra und die Iskander in seiner unmittelbaren Nähe standen. Gleichzeitig kehrte auch in den Rest des Hofstaates das Leben zurück.
    »Was ist los?«, fragte Horvuk verstört. »Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht.«
    »Silberhaupt und seine Pilger«, erinnerte Hatra freundlich an ein Gespräch, das niemals stattgefunden hatte. »Eure beiden besten Spione haben endlich herausgefunden, wo die Domäne liegen soll. Silberhaupt will die Große Öde fruchtbar machen und dazu das größte Süßwasservorkommen anzapfen, das die vereinten Königreiche kennen. Die Tausendsee …«
    Der König wischte sich unbewusst einen Speichelfaden aus dem Mundwinkel, während die vermeintliche Erinnerung zurückkehrte.
    »Genau!« Empört hämmerte er seine geballte Rechte auf die steinerne Thronlehne. »Und danach will der Schurke ein eigenes Reich gründen, das er wie ein König regiert. Aber das können sich diese Pilger aus dem Kopf schlagen! Die Große Öde untersteht den Herren der Tausendsee, so war es schon immer, und so wird es auf ewig bleiben!«
    Und gleich darauf, zu Alvin gewandt: »Gut dass du mit deinen Erkenntnissen zu mir gekommen bist, Hauptmann! Ich wusste schon immer, wie nützlich es ist, einen freien Offizier mit deiner Erfahrung in der Stadt zu haben. Trommel mir so viel freie Reiterei zusammen, wie du in zwei Tagen auftreiben kannst. Ihr sollt an der Seite meiner Garden kämpfen, und es wird euer Schaden nicht sein.«
    »Nur zu gerne«, versicherte Bornus an Stelle des verblüfften Kameraden. »Unsere Klingen dürsten schon viel zu lange nach frischem Blut.«
    Nach ein paar weiteren Worten entließ sie der Monarch mit dem Hinweis, dass er sich jetzt dringend mit seinen Ratgebern beschäftigen müsse, die die aufziehende Gefahr verschlafen und sträflich unterschätzt hatten.
    Einige Gesichter aus seinem Gefolge erbleichten bei diesen Worten, anderen schoss das Blut in die Wangen. Allen gemeinsam war jedoch, dass sie vor Aufregung zu japsen begannen. Den Mienen der Betroffenen war deutlich anzusehen, dass sie den königlichen Tadel als ungerecht empfanden. Sicherlich hatte der schwarze Wurm, der nichts anderes als einer von Silberhaupts Zaubern sein konnte, in der Vergangenheit immer wieder dafür gesorgt, dass Horvuk alle Warnungen bezüglich der in seiner Stadt ein- und ausgehenden Pilger in den Wind geschlagen hatte.
    Natürlich wagte trotzdem niemand, offen gegen den Monarchen aufzubegehren. So besaß dieser die Muße, Alvin noch einmal zurückzuwinken und sich verschwörerisch zu ihm herabzubeugen.
    »Du bist der beste Söldner, den ich kenne«, lobte er ihn noch einmal. »Mein Ohr steht dir von nun an immer offen! Aber sei so gut und bring mir nie wieder dieses alte Weib mit! Ihr Anblick ist mir zuwider, und ich sehe keinen Sinn in ihrer Anwesenheit.«
    »Sie ist eine gute Kräuterhexe!«, gab Alvin zu bedenken. »Vertraut mir. Falls es zu einer Schlacht kommt, werden viele Verletzte froh über ihre Künste sein.«
    »Mag sein, mag sein.« Horvuk wedelte ärgerlich mit der Hand. »Du kannst in deine Reihen aufnehmen, wen dir beliebt. Aber halte sie mir vom Leib, ihr stechender Blick geht einem ja durch und durch.«
    Alvin nickte ergeben, bevor er den anderen hinterhereilte. Hatra und Bornus hatten die hohe Flügeltür, die auf den Korridor hinausführte, schon fast erreicht.
    Die Schultern der Hexe bebten. Ihre Ohren waren besser, als alle hier im Saal glaubten. Sicherlich hatte sie genau verstanden, was der König gerade über sie gesagt hatte. Ob sie wohl wegen der harschen Worte weinte?
    Nein, mit Sicherheit nicht. Alvin hätte sogar die Schatzkammer des Palastes darauf verwettet, dass die Alte gerade still in sich hineinkicherte, weil sie alle Welt so erfolgreich über das wahre Maß ihres Einflusses zu täuschen vermochte.
    Sie, die Hexenmutter aller

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