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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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einzuverleiben.
    Trotzdem ließ Rorn den Stahl vorsichtig aus der Scheide gleiten. Leises Knistern erklang. Ein blauer Schimmer, der nicht mit dem fahlen Mondlicht zu erklären war, überzog die Klinge.
    Das vor ihm liegende Dickicht teilte sich raschelnd, als er hindurchschritt. Manchmal, in ganz seltenen Fällen wie diesem, bereitete ihm sein Bann große Freude.
    Die beiden Hexen hörten das Zittern der sich von ihm abwendenden Zweige, doch noch ehe sie reagieren konnten, senkte sich Grimmschnitters Spitze in Brees Nacken.
    »Wer ist das?«, fragte die Blonde, ohne einen Muskel zu regen.
    Tabeth rang nach Worten, während sie auf den blau schimmernden Stahl starrte, der ihre Schattenschwester mühelos zu töten vermochte.
    »Der Bannstreiter«, stieß sie kurzatmig hervor.
    »Gut erkannt«, lobte Rorn. »Und damit ist hoffentlich auch klar, dass ihr nicht nach euren Schlangenarmbändern zu greifen braucht. Sonst …«
    Tabeth nickte so eilig, wie es ihr zitternder Körper zuließ. Bree war aus härterem Holz geschnitzt. Sie schwieg.
    Rorn war der Meinung, dass sich Drohungen abnutzten, wenn sie wiederholt wurden, darum verstärkte er einfach den Druck seiner Waffe, bis unter der Spitze ein Tropfen Blut aufperlte.
    »Ja, verstehe!«, erklärte Bree gereizt.
    »Sehr gut.« Zufrieden hob er das Schwert weit genug an, dass sich Bree zu ihm umdrehen konnte.
    Prüfend tastete die Hexe in ihren Nacken und betrachtete das klebrige Nass, das anschließend an ihrer Fingerkuppe haftete. »Bei allen Göttern«, brach es aus ihr hervor. »Lass es gefälligst nicht an mir aus, dass Venea dich als Gefährtin enttäuscht hat.«
    Wenn sie Rorn mit dieser Aussage in Verwirrung stürzen wollte, war ihr das gelungen, obwohl er es sich nach außen hin nicht anmerken ließ.
    »Hüte deine Zunge«, drohte er. »In Leru wird niemandem ein Strick daraus gedreht, wenn er zwei auf frischer Tat ertappte Diebinnen einen Kopf kürzer macht. Außerdem würde niemand von eurem Tod erfahren, wenn ich eure Leichen im Garten ablege.«
    »Was hast du mit uns vor?« Tabeth zitterte immer noch wie Espenlaub. »Wir haben doch nichts Böses getan!«
    Rorn senkte seine Klinge ein Stück, damit es nicht mehr ganz so aussah, als wollte er jeden Augenblick auf die beiden einschlagen. Aber auch nicht so weit, dass er ihnen Grimmschnitter nicht wieder mit einer kurzen Drehung aus dem Handgelenk an den Hals setzen konnte.
    Tabeth bedankte sich dafür mit einem Lächeln.
    »So, ihr diebischen Elstern«, begann er, um endlich auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen zu kommen. »Jetzt, da die Widerspenstige aus eurer Runde mit ihrem Raubzug beschäftigt ist, verratet ihr beiden mir, was es bei Hadik Wertvolles zu stehlen gibt. Ist es wieder einmal die Schattenjade, die euch Schwestern nicht ruhen lässt?«
    »Widerspenstige«, wiederholte Bree kichernd, bevor sie zu sticheln begann: »Wusste ich doch, dass die Südländerin ein wenig eigensinnig ist.«
    Ärgerlich fuhr Rorn zu ihr herum. »Habt ihr eigentlich nichts anderes im Kopf, als …«
    Er hatte die beiden Frauen unterschätzt, das wurde ihm im gleichen Moment klar, da ihm Grimmschnitter beinahe mit einem harten Schlag aus der Hand geprellt wurde. Tabeth, die plötzlich nicht mehr im Geringsten zitterte, hatte nur ihr Kinn heben und die Klinge fixieren müssen, um ihre Levitationskräfte einzusetzen.
    Jedes andere Schwert wäre daraufhin durch die Luft gewirbelt, doch Grimmschnitter verleibte sich einen Teil der auftreffenden Energie ein und dämpfte dadurch die unsichtbare Attacke. Trotzdem geriet Rorn so weit aus dem Gleichgewicht, dass Bree die Möglichkeit sah, ihn anzuspringen.
    Geschmeidig schnellte sie aus der Hocke empor, als über ihnen ein fürchterlicher Schrei erklang. Der Schrei eines Mannes, der gerade gefoltert wurde oder gar seinen eigenen Tod vor Augen sah.
    Hadik! Das war seine Stimme, kein Zweifel. Hatte er sich wirklich so sehr in Venea getäuscht?
    Wütend beförderte Rorn die blonde Bree mit einem groben Tritt zurück auf den Boden. »Was geht da oben vor?«, rief er erbost. »Ermordet ihr tatsächlich die Brüder vom Silbernen Netz, wie Hadik behauptet hat?«
    Sein aufwallender Zorn – auf sich selbst, aber auch auf die Hexen – übertrug sich auf Grimmschnitter. Weißglühende Flammen schossen aus dem Stahl hervor. Dadurch wirkte die erhobene Klinge noch bedrohlicher, als sie ohnehin schon aussah.
    »Nein, bestimmt nicht!«, versicherte Tabeth, die ebenso überrascht wie ihre

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