Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Baphomets Bibel

Baphomets Bibel

Titel: Baphomets Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
traurigen und abweisenden Eindruck. Er hob die Schultern, und mich erinnerte die Geste an die eines Mannes, der aufgegeben hatte.
    »Ja«, sagte ich gedehnt, »das sieht natürlich nicht gut aus. Ganz und gar nicht. Aber wir müssen weitermachen. Wir müssen zu einer Lösung kommen.«
    »Das sehe ich ein, John. Wer kann uns helfen? Die da oben nicht«, erklärte er. »Ich meine damit unseren weltlichen Klerus. Ich glaube auch nicht daran, dass man Ihnen und mir Glauben schenken würde. Von gewissen Dingen will man hier nichts hören, verstehen Sie? Da mauert man. Man sieht ein, dass diese Kathedrale keine normale Kirche ist. Sie besitzt ein Geheimnis, das gibt man zu, weil man auch die Vergangenheit kennt, aber offen würde man das nie sagen. Erst recht keinem Fremden und auch nicht einem Mann in meiner Position. Es tut mir Leid, John, dass ich Ihnen nicht mal eine Tür öffnen kann.«
    Er ärgerte sich wirklich. Da war nichts gespielt. Ich musste ihn wieder aufheitern. »Keine Sorge, Jaques, so leicht gebe ich nicht auf.«
    Er legte den Kopf zurück und lachte leise. »Ja, das hat mir auch Father Ignatius gesagt. Seiner Meinung nach sollen Sie ein besonderer Mensch sein, der bereits durch einige Höllen gegangen ist.«
    »So kann man es sagen.«
    Der Pfarrer blickte mir direkt in die Augen. »Und wo sehen Sie Licht am Ende des Tunnels?«
    »Hier in Chartres.«
    »Bitte...«
    »Bei diesem Küster.«
    »Nein, der wird Ihnen nie...«
    »Ich denke mehr an seine Schwester. Sie stehen sich doch gut mit ihr. Da könnten Sie mir ein Entree verschaffen.«
    Er blies die Luft aus. Dann fing er damit an, leise zu sprechen, sodass ich nichts verstehen konnte. Nur hatte ich den Eindruck, dass er nachrechnete.
    Genau das bestätigte er mir auch. »Gut, wir können es versuchen. Ich wusste ja, dass Sie kommen würden, und ich habe noch mit Denise Blanc telefoniert.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dass es heute Abend so weit ist. Er will sich mit dem Unbekannten treffen.«
    Ich war schon ein wenig erstaunt und fragte: »Hat er das nicht gestern getan?«
    »Das schon, wie mir Denis sagte. Allerdings haben sie sich beim ersten Treffen nur beschnuppert. Sie müssen sich dann wohl einig geworden sein, sonst hätten sie sich für heute nicht verabredet.«
    Ich deutete auf das Telefon. »Bitte, rufen Sie an.«
    »Sofort?«
    »Ja, es wird immer später. Ich möchte nicht, dass uns die Zeit davonläuft.«
    Er nickte. »Wie Sie meinen.« Die Telefonnummer stand in einem kleinen Notizbuch, das er aus der Tasche zog. Er blätterte es auf und fand, was er suchte.
    Dass ihm nicht ganz wohl dabei war, erkannte ich am leichten Zittern seiner Hände. Zudem verwählte er sich, und so musste er es noch mal versuchen.
    Auf seiner Stirn glänzte Schweiß, als er darauf wartete, dass abgehoben wurde.
    Zunächst tat sich nichts. Dreimal hörten wir das Freizeichen. Erst dann meldete sich eine schüchtern klingende Frauenstimme.
    »Bitte, wer ist da?«
    »Ich bin es. Abbé Jaques.«
    »Oh, Sie!«
    Über einen Lautsprecher hörte ich mit. Das Erstaunen lag unverkennbar in der Stimme.
    »Ja, ich. Haben Sie mit mir nicht gerechnet?«
    »Doch, schon, aber...« Sie wusste nicht mehr, was sie sagen wollte. Der Pfarrer half ihr.
    »Sind Sie allein, Madame Blanc?«
    »Ja, mein Bruder ist schon weg.«
    »Und wohin?«
    Denise Blanc begann zu stottern. »Ich... ich... äh... ich kann es nicht sagen. Er ist gegangen, aber er hat mir sein Ziel nicht gesagt, verstehen Sie?«
    »Ja, schon gut, Denise, schon gut. Es war nur eine Frage. Haben Sie etwas dagegen, dass ich bei Ihnen vorbeikomme und einen Freund mitbringe?«
    »Nein, auf keinen Fall. Wie könnte ich den Besuch eines Pfarrers abwehren?«
    »Dann bis gleich.« Jaques legte auf und schaute mich an. Ich sah, dass es hinter seiner Stirn arbeitete, und konnte mir vorstellen, dass er nicht zufrieden war.
    »Gibt es Probleme?«
    Der Priester senkte den Blick. Dann zuckte er die Achseln. »Ich weiß es nicht genau, wirklich nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich kenne sie ja, John. Sie hat mir am Telefon nicht ganz ehrlich geklungen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Erfahrung. Ich kenne sie lange genug. Sie hat sich beim Sprechen verkrampft. Und trotzdem klang es wie einstudiert. John, ich bin sicher, dass da etwas nicht stimmt.«
    »Dann haben wir einen noch stärkeren Grund, so schnell wie möglich zu ihr zu fahren. Kommen Sie, Jaques, bevor noch etwas passiert.«
    »Was sollte denn passieren?«
    Ich zuckte mit den Schultern.

Weitere Kostenlose Bücher