Baphomets Bibel
ausgezeichnet. Eine leckere Kruste und...«
»Ja, ja, ja , bringen Sie es mir.«
»Gerne, Monsieur.« Mit einer koketten Bewegung drehte sie sich um und verschwand durch eine Nebentür in der Küche.
Ich blieb mit den Frauen allein zurück und nuckelte an meinem Wasser. Dabei stellte ich mir die Frage, ob es wirklich sinnvoll gewesen war, hier noch zu übernachten. Ich hätte auch in Richtung Paris fahren können, um in der Nähe des Flughafens zu schlafen.
Das ging mir jedoch gegen den Strich, weil ich noch immer davon ausging, dass sich auch der Grusel-Star hier in Chartres aufhielt.
Van Akkeren hatte die Bibel. Obwohl ich mich innerlich dagegen anstemmte, dieses Buch als Bibel zu bezeichnen, kam ich um die Tatsachen nicht herum.
Er besaß das Buch! Er würde sich zurückziehen und es studieren, aber er wusste auch, dass ich in seiner Nähe war. Van Akkeren hasste mich, er wollte meinen Tod. Er hatte mich bestimmt gesehen, und wie ich ihn kannte, so würde er sich auch auf meine Fährte setzen.
Die Dinge lagen nicht einfach. Ich stand auf seiner Liste, er aber auch auf meiner.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, weil Marie das Essen brachte. Sie schob einen Teller vor mich hin, und ich bekam große Augen. Das kalte Schweinefleisch schickte mir seinen Duft entgegen, bei dem mir wieder das Wasser im Mund zusammenlief.
Am Rand des Tellers lag eine Gurke, und in einem Korb lagen drei Scheiben Bauernbrot. Senf fehlte auch nicht. Marie wünschte mir einen guten Appetit.
»Danke, den werde ich haben.«
Und den hatte ich auch. Übertrieben worden war nicht. Das Fleisch schmeckte ausgezeichnet. Ich wusste nicht, mit welchen Gewürzen man es versehen hatte, aber sie und der Geschmack der Kruste befanden sich in einer perfekten Harmonie.
Dazu passte natürlich kein Wasser. Da mein erster Durst gelöscht war, bestellte ich mir ein Bier.
»Das wusste ich doch«, sagte Marie, als sie das Glas an den Tisch brachte.
»Danke.«
»Nach dem Essen müssen Sie noch einen Calvados trinken. Der räumt richtig auf.«
»Mal sehen.«
Ich beschäftigte mich weiterhin mit meinen kalten Fleischscheiben. Auch der Senf passte dazu. Er war nicht zu scharf und grobkörnig. Seine leichte Süße machte ihn pikant.
Dass ein Telefon an der Theke klingelte, nahm ich wie nebenbei wahr. Beim Essen ließ ich mich nicht stören. Ich wurde allerdings gestört, als Marie rechts neben mir stand und mir den Hörer hinhielt.
»Für Sie.«
Ich ließ das Besteck sinken. »Wirklich?«
»Ja.«
»Okay.« Ich nahm den Hörer und wollte mich melden, doch es kam nicht dazu. Der Anrufer war schneller. Er lachte nur. Aber die Lache kannte ich verdammt gut.
Sie gehörte Vincent van Akkeren!
Er glaubte es nicht. Er wollte es nicht glauben. Es war unwahrscheinlich, und van Akkeren erlebte eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Er sah die Knochen, deren Spitzen wie ein überlanger Fingernagel aussahen, und er sah, wie sie sich in der Mitte krümmten.
Van Akkeren nahm den Kopf etwas zurück. Der Nagel zielte auf sein Gesicht. So befürchtete er, dass ihm die scharfe Spitze die Haut einreißen könnte.
Das passierte nicht, denn der lange dünne Knochenarm oder überlange Finger zog sich wieder zurück. Er knickte in der Mitte am Gelenk so weit ein, dass die Spitze den Buchdeckel leicht berührte, aber nicht in ihn hineinschnitt.
Er hielt das Buch noch immer fest. Zugleich merkte er, dass er einen Teil seiner Sicherheit verloren hatte. Er begann leicht zu zittern. Im Nacken sammelte sich der Schweiß, denn die Bewegungen unter dem Buchdeckel waren noch nicht beendet.
Da kam noch etwas...
Der Grusel-Star war in eine Situation geraten, in der er nicht mehr schaute, sondern nur noch glotzte. Den Mund hielt er jetzt offen, aber die Lippen zeigten eine Verzerrung nach außen. In Augenblicken wie diesen war selbst er überfragt.
Was kam noch?
Knochenfinger, überlang. Drei, vier, nein, fünf drangen aus den schmalen Seiten des dicken Buchdeckels und reckten sich wie Gelenke, die lange Zeit in tiefem Schlaf verbracht hatten.
Es war ein Phänomen. Das gesamte Buch war für ihn zu einer Frage geworden. Er wusste nicht, ob er es aus der Hand legen oder weiterhin festhalten sollte.
Auf seiner Stirn schimmerte der Schweiß jetzt in recht dicken Tropfen. Seine Augen bewegten sich hektisch. Aber die langen Knochenfinger erreichten ihn nicht, obwohl sie sich seinem Gesicht entgegenstreckten. Kurz vor der Berührung knickten sie ein.
Er wagte es noch nicht, sie zu
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