Baphomets Bibel
von der Menge der Seiten her, sondern aufgrund des Einbands aus diesem dicken Leder. Van Akkeren umfasste es mit beiden Händen, er wog es auf und nieder und überließ sich selbst dem guten Gefühl, das ihn durchströmte. Auch in der Folgezeit blieb er vor dem Tisch stehen. Nur hielt er diesmal die Augen geschlossen, um sich voll und ganz der Kraft des Buches hingeben zu können.
Schon einmal hatte er festgestellt, dass mit dieser Bibel etwas nicht stimmte. Sie gehörte zu Baphomet, und wenn er sich das Tiergesicht auf der Vorderseite anschaute, dann war eigentlich alles klar. So hatte man den Dämon damals gesehen, auch wenn van Akkeren ihn anders kannte.
Noch immer mit geschlossenen Augen strich er über das Leder hinweg. Es war im Laufe der Zeit nicht mal hart geworden. Er empfand es als weich und geschmeidig. Es gefiel ihm, mit den Händen darüber hinwegzustreichen. Für ihn war es der Himmel auf Erden, und zwar sein besonderer Himmel, den nur er in Anspruch nahm.
Fremde Gedanken waren in diesem Buch vereint. Van Akkeren spürte sie mit einer schon bestimmten Deutlichkeit, denn er merkte, dass etwas von diesem Buch Besitz von ihm ergriff.
Baphomet? War er es? Sein großes Vorbild? Dieser wunderbare Dämon und Herrscher, der diejenigen, die sich auf seine Seite stellten, so reich belohnte?
Das musste es sein, und der Grusel-Star freute sich darüber. Dabei blieb es nicht. In den folgenden Sekunden lernte er wieder eine neue Seite der Bibel kennen.
Zuerst glaubte er noch an einen Irrtum. Dann allerdings veränderte sich doch etwas.
Auch ein Grusel-Star konnte noch überrascht werden. Das Buch war der Grund.
Es lebte!
Lebte?
In der letzten Zeit hatte er die Augen geschlossen gehalten und sich nur auf das Buch konzentriert. Das war jetzt anders. Er öffnete die Augen wieder, und er öffnete sie weit, verdammt weit. Zugleich blieb ihm vor Staunen der Mund offen.
Er hatte sich nicht getäuscht!
Die lederne Vorderseite des Buches bewegte sich tatsächlich. Etwas steckte unter dem Material, das dagegen drückte und dafür sorgte, dass an bestimmten Stellen Beulen erschienen. Als wäre die andere Kraft damit beschäftigt, den Einband aufzubrechen.
Van Akkeren wusste nicht, was er machen sollte. Er stand noch immer auf der gleichen Stelle und schaute auf das Buch. Das Phänomen sah er nur unter der Vorderseite, und die Beulen traten jetzt dicker hervor, weil der Druck größer geworden war.
Trotz allem behielt er das Buch in den Händen. Er wollte es einfach nicht zur Seite legen. Es war jetzt sein Eigentum.
An der dicken Kante des Deckels riss plötzlich das Leder auf. Es platzte weg, und van Akkeren schrie auf. An verschiedenen Stellen zeigte das Material Löcher. Es hatte freie Bahn für etwas geschaffen, dass selbst den Grusel-Star beinahe um den Verstand brachte.
Aus den Öffnungen schoben sich lange dünne Knochenfinger mit messerscharfen Nadeln hervor...
***
Ich war über die Treppe nach unten gegangen und hatte die kleine Gaststätte betreten, deren Wände die Patina der unzähligen Gäste zeigte, die hier gezecht hatten.
Die Gaststätte war nicht groß. Ich konnte mir meinen Platz aussuchen und setzte mich an einen Tisch in der Nähe des Fensters. An einem anderen saßen zwei Frauen, die schon älter waren und sich über ihre Enkelkinder unterhielten.
Hinter der Theke stand eine junge Frau und rauchte eine Zigarette. Ich kannte sie. Beim Eintreten ins Hotel war sie mir aufgefallen. Da hatte sie das Tablett mit dem Essen getragen. Jetzt musste sie die Gäste hier im Lokal bedienen.
Von ihrem Standort her warf sie mir einen fragenden Blick zu.
»Kann ich hier essen?«, fragte ich.
»Ja, noch. Wollen Sie auch was trinken?«
»Ein großes Wasser.«
»Gut.«
Die Frauen am anderen Tisch schauten überrascht auf, als sie hörten, was ich bestellt hatte, denn sie selbst tranken Wein. Schnell war sie bei mir am Tisch. Ihre Kippe hatte sie ausgedrückt.
»Ich bin Marie. Hallo.«
»John Sinclair.«
»Und was möchten Sie essen?«
Ich schaute sie an. Rötliches Haar. Sommersprossen im Gesicht. Volle Kusslippen. Unter dem engen weißen T-Shirt trug sie nichts. Die Hose war schwarz und besaß in der unteren Hälfte einen leichten Schlag.
»Was können Sie denn anbieten?«
»Das Knoblauchfleisch ist leider ausgegangen.«
»Das hätte ich auch nicht gegessen.«
»Dann müssen Sie mit kaltem Schweinefleisch vorlieb nehmen. Ich kann es ihnen aufschneiden. Es schmeckt durch sein Gewürz wirklich
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