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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ist? Ich sage, du kannst es nicht gewesen sein, weil du zur fraglichen Stunde mit mir zusammen warst. Ich lüge für dich. Das ist ein Zeugnis. Darüber hinaus bekommst du jeden Tag so gutes Essen wie dieses, eine Unterkunft und einmal im Monat eines der Mädchen für eine Nacht. Meine Mädchen sind die schönsten aus allen Teilen der Welt. Männer kommen und bezahlen sehr viel Geld, um von ihnen Zuneigung vorgetäuscht zu bekommen. Du müsstest nichts zahlen. Und da du ihr Beschützer bist, wäre sogar ihre Zuneigung echt. Und alles, was du als Gegenleistung tun musst, ist anwesend zu sein, dich zu zeigen und ab und zu Hand anzulegen, wenn ich dir jemanden weise, der hinausgeworfen gehört. Also was sagst du? Ich finde, es ist ein Angebot, das keinerlei Nachteile birgt.«
    Unterdessen hatte er alles aufgegessen. Er puhlte in seinen Zähnen herum und schaute überallhin, nur nicht Ionie an.
    Sie seufzte wieder. »Und selbstverständlich wirst du nicht hier in dieser Kammer, sondern in einem richtigen Zimmer untergebracht. Du bist ja mehr als nur ein Gast. Du bist einer von uns, wenn du für mich arbeitest. Und du kannst Ausgang haben, wenn wir schließen. Wobei ich dir aber raten würde, nicht allzu häufig in die Stadt zu gehen. Es gibt dort zu viel Gedrängel und zu viele Gelegenheiten, dass dir wieder so etwas unterläuft wie vorhin. Du bist für Städte nicht geschaffen. Und, ach ja: Du kannst jederzeit kündigen, wenn es dir bei mir nicht mehr gefällt. Was willst du noch? Ich buhle normalerweise nicht so lange um einen Gehilfen. Du solltest durchaus zur Kenntnis nehmen, dass du etwas Besonderes für mich bist.«
    Jetzt sah er sie an. Sein Gesicht verriet keinerlei Freundlichkeit. Er nickte.
    Sie zögerte. »Was bedeutet dein Nicken? Dass du begreifst, dass ich dich bevorzugt behandle, oder dass du meinem Angebot zustimmst?«
    Er nickte noch einmal. Diesmal beinahe überdeutlich.
    Sie lächelte erleichtert. »Dann sind wir uns handelseinig. Komm mit, ich zeige dir dein neues Gemach.«
    Sie führte wieder, und er folgte wieder. In dem Haus herrschte ein schwerer, beinahe betäubender Geruch. Wie die Flakons auf den Tischen der Damen, aber unterlegt mit Körperlichkeit. Mit der heftigst denkbaren Körperlichkeit sogar. Überall hingen Wandschmuck und Vorhänge. Perlenschnüre verwehrten Durchgänge und gaben diese zugleich auch jedermann frei. Er hörte das Brummeln von Gesprächen, gesprenkelt vom gezwungen klingenden Lachen von Frauen. Ionie führte ihn nach oben in sein Zimmer.
    Noch niemals zuvor hatte er ein solches Zimmer besessen. Es hatte ein weiches Bett, das viel zu groß war für einen Einzelnen. Einen Schrank, den er nicht brauchte, weil er kaum etwas besaß. Ein unvergittertes Fenster. Eine Waschschüssel. Wandschmuck in Form von farbigen Drucken mit gewagten Motiven. Und sogar – das faszinierte ihn besonders – Flakons. Er brummte wie ein Bär und stand auch ebenso tapsig herum.
    Ionie legte ihm eine Hand auf die Schulter, sodass er zusammenzuckte und sie sich geziert wieder zurückzog. »Entschuldige«, sagte sie. »Ich hatte nur sagen wollen: Ich möchte dich neu einkleiden. Den Gepflogenheiten unseres Hauses angemessen. Danach werde ich dich den Mädchen vorstellen.«
    Sie huschte hinaus und ließ ihm von einem Diener Kleidung bringen. Inzwischen hatte er aus dem Fenster geschaut, die Arme in die Fenstereinfassung gestemmt wie ein Kletterer. Unten war eine Gasse zu sehen, in der der Unrat dampfte. Ratten und rattenhafte Menschen huschten umher. Dies war die Hinterseite.
    Der gebückte Diener brachte ihm etwas, und er legte die neue Kleidung an. Er hatte angenommen, Ionie würde ihn mit mehr Stoffen behängen als vorher, aber es waren beinahe weniger. Er trug nun einen schweinsledernen Lendenschurz, der sein Geschlechtsteil mehr zur Geltung brachte als verhüllte. Obenherum nur eine perlenbestickte Weste. Und Schuhe hatte sie ihm ebenfalls bringen lassen, aber auf die verzichtete er. Sie sahen viel zu klein und zu eng aus. Er stopfte seinen Stadtmagiermantel in den Schrank und stellte das nackte Hauptmannsschwert ebenfalls hinein. Es fühlte sich seltsam an, sich von ihm zu trennen, aber hier im Inneren des Hauses würde er es wohl nicht brauchen. Es konnte hier keine Toten oder Götter geben, es wohnten viel zu viele Menschen darin.
    Ionie holte ihn ab und begutachtete ihn. Sie streichelte sogar lächelnd über sein Schweinsleder. »Perfekt«, sagte sie. »Bis auf die Schuhe.«
    Er schüttelte

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