Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Tagen tatsächlich eine Disziplin.
Später ist Coubertin tief enttäuscht von der Entwicklung seiner Olympischen Bewegung. Je populärer die Spiele werden, desto stärker werden sie von der Politik vereinnahmt. Das krasseste Beispiel sind die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die Adolf Hitler nutzt, um der Welt das Bild eines friedlichen Deutschen Reiches vorzugaukeln.
18. Die zwei Weltkriege und die Zwischenzeit
Wilhelm II.: Der Kaiser als Zauberlehrling
Wilhelm II. lebt von 1859 bis 1941
Von Geburt an ist er beeinträchtigt, hat einen verkrüppelten linken Arm, die Kindheit ist lieblos bis grausam, verdüstert von Drill und harten Leibesübungen. Ungeliebt, zurückgesetzt fühlt Wilhelm sich auch in seiner erweiterten Familie. Er ist der Enkel von Königin Victoria I. von Großbritannien und der Cousin von Zar Nikolaus II. von Russland. Seine Großmutter Victoria liebt er, doch den Engländern fühlt er sich fremd und sein Cousin, der englische König, scheint ihn nicht zu respektieren.
1888 wird Wilhelm mit 29 Jahren deutscher Kaiser. Zwei Jahre später entlässt er Reichskanzler Otto von Bismarck. Die Zeiten der Verständigung mit den anderen europäischen Mächten sind vorbei. Dem Deutschen Reich geht es gut und die Wilhelminische Zeit wird zu einer Epoche der aufstrebenden Industrie und des Wohlstands. Doch die Deutschen und ihr Kaiser kämpfen mit Gefühlen, die auch Neureiche oder Emporkömmlinge überfallen. Und Wilhelm ist mit seinem Drang zur Selbstdarstellung, der Liebe zu Pomp, Paraden und operettenhaften Uniformen der Exponent.
Wie soll man mit der Macht umgehen? Ist der Respekt ehrlich, wenn er den Deutschen entgegengebracht wird? So ist die Wilhelminische Zeit auch eine Zeit, in der die deutsche Gesellschaft und ihre Regierung zunehmend in eifersüchtiges Konkurrenzdenken mit den anderen Großmächten verfällt.
Deutschland wolle auch einen »Platz an der Sonne«, lässt der junge Kaiser beispielsweise von seinem Staatssekretär Bernhardvon Bülow verkünden. Also erteilt er 1898 Großadmiral Tirpitz den Auftrag, die Flotte aufzurüsten. Spannungen mit Großbritannien, auch mit Frankreich nimmt Wilhelm dafür in Kauf. Seine Kanonenbootpolitik, das Hegemoniestreben in Nordafrika führen zur Ersten und zur Zweiten Marokko-Krise.
1914 erschießt ein serbischer Terrorist den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau in Sarajevo. Deutschlands Verbündeter Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg, gestützt vom Deutschen Reich. Serbiens Verbündeter Russland macht mobil. Deutschland ebenfalls. Am 1. August 1914 erklärt Deutschland Russland den Krieg, zwei Tage später auch dem mit Russland verbündeten Frankreich. Beide Länder sind wiederum mit Großbritannien verbündet. Dessen Kriegserklärung an Deutschland folgt noch in der gleichen Nacht. Der Erste Weltkrieg ist ausgebrochen.
Deutsche Truppen fallen in Belgien ein. An der Westfront schwindet bald die Illusion vom schnellen Krieg. Ein grausamer und verlustreicher Stellungskrieg mit Millionen gefallenen Soldaten nimmt seinen Lauf. An manchen Tagen sterben 50 000 Soldaten. Auch im Osten gegen Russland blutet das deutsche Heer trotz erheblicher Gebietsgewinne aus. Dann tritt die USA in den Krieg ein, der für Deutschland und Österreich-Ungarn schon verloren ist. 1918 geht Wilhelm in die Niederlande ins Exil.
Wladimir Iljitsch Lenin: Revolution!
Wladimir Iljitsch Lenin lebt von 1870 bis 1924
Wäre er ohne den Ersten Weltkrieg an die Macht gekommen? Zar Nikolaus II. überschätzt die Kräfte Russlands, als er sich in die Kriegshandlungen verwickeln lässt. Lenin sagt, es sei jener Fehler, von dem er nicht glaubte, dass der Zar so dumm sei, ihn zu begehen.
Russland scheint in jenen Jahren an der rasanten Fahrt in die Moderne, auf der sich die meisten europäischen Staaten und die USA befinden, nicht teilzunehmen. Der russische Ministerpräsident Sergej Juljewitsch Witte hat zwar mit einem Verfassungsmanifest für Zar Nikolaus II. beherzte Reformen in Angriff genommen, muss aber unter dem Einfluss konservativer Kräfte 1906 zurücktreten.
Lenins Vater ist ein treuer, später für seine Dienste geadelter Beamter des Zarenreichs. Der Sohn dagegen, geboren als Wladimir Iljitsch Uljanow, entwickelt sich wie sein älterer Bruder zum Rebellen. Als der Bruder als Beteiligter an einem Mordanschlag an Zar Alexander III. hingerichtet wird, steht für den späteren Lenin fest: Es muss zum Umsturz kommen.
Der
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