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Barbarossa, Botticelli und die Beatles

Barbarossa, Botticelli und die Beatles

Titel: Barbarossa, Botticelli und die Beatles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Hesse
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angehende Berufsrevolutionär geht ins Exil nach London, wo er sich den Namen Lenin zulegt und die zersplitterte linke russische Opposition um sich zu sammeln beginnt. Lenin bedient sich der Ideen von Karl Marx, beschließt aber, anders als der deutsche Denker, nicht auf die Revolution zu warten, sondern sie selbst zu initiieren. In dem von ihm entwickelten Ideengebäude des Marxismus-Leninismus propagiert er die Konzentration der Macht in einem kommunistischen Staat auf eine kleine Führungselite von Berufsrevolutionären. In der europäischen Emigration der nächsten Jahre spaltet Lenin seine Anhänger, die radikalen Bolschewiki (sinngemäß: »Mehrheit«), von den gemäßigten Menschewiki (»Minderheit«) ab. Ein erster Versuch, die Revolution zu führen, scheitert 1905. Doch als mitten im Ersten Weltkrieg 1917 die Februarrevolution ausbricht und die Zarenherrschaft endet, wird Lenin in einem Sonderzug von den Deutschen, die ihren russischen Kriegsgegner schwächen wollen, nach Sankt Petersburg gefahren.
    Lenin arbeitet sofort mit ganzer Kraft am Sturz der provisorischen Regierung unter Alexander Kerenski. Vor allem dank des Organisationstalents von Leo Trotzki, der noch im gleichen Jahr den gewaltsamen Aufstand der Oktoberrevolution organisiert, kann Lenin die Macht in Russland an sich reißen. Mit der im Januar des Jahres gegründeten Roten Armee setzen sich die Bolschewiki in einem grausamen Bürgerkrieg gegen die Weiße Armee der nichtkommunistischen Kräfte durch. Unter Lenins Führung schaffen sie mit unnachgiebiger Härte das neue Staatswesen, das ab 1922 Sowjetunion heißt. Noch im gleichen Jahr erleidet er die ersten mehrerer Schlaganfälle. Schwer krank kann Lenin den Aufstieg Stalins nicht mehr stoppen.
Paul von Hindenburg: General an den Scheidewegen der Geschichte
    Paul von Hindenburg lebt von 1847 bis 1934
    In vielleicht kaum einer anderen Figur spiegeln sich die Umbrüche, die Tragik und das Versagen der deutschen Eliten in den Jahrzehnten nach der Jahrhundertwende so eindeutig wie in der des Paul von Hindenburg.
    Mit 19 Jahren kämpft er in der Schlacht von Königgrätz, mit fast 67 Jahren wird der Pensionär bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs reaktiviert. Gemeinsam mit dem Strategen Erich von Ludendorff gelingt es Hindenburg, die russischen Truppen in einer Umfassungsschlacht vernichtend zu besiegen. Er nennt den Waffengang, in Anspielung an eine Schlacht, bei der im Jahr 1410 der Deutsche Orden gegen ein vereintes polnisches und litauisches Heer verlor, die Schlacht von Tannenberg. Die Schmach von damals sei nun getilgt worden, meint Hindenburg. Auch durch sein kräftiges Zutun wird er zum Helden stilisiert und zum Generalfeldmarschall und Oberkommandeur über alle deutschen Truppen der Ostfront befördert.
    1916 übergibt man ihm und Ludendorff den Befehl über die Oberste Heeresleitung. Die beiden erzkonservativen und deutschnationalen Generäle werden zu einer Art Schattenregierung und halten hartnäckig am Ziel des »Siegfriedens« fest.
    Erst als Hindenburg die Aussichtslosigkeit der militärischen Lage erkennt, drängt er auf die Unterzeichnung eines Waffenstillstandsvertrags und schickt den Zentrumspolitiker Matthias Erzberger vor. Obwohl er die deutsche Niederlage gegenüber Kaiser Wilhelm II. mit der militärischen und wirtschaftlichen Überlegenheit der Gegner begründet, gibt Hindenburg später in der Öffentlichkeit die »planmäßige Zersetzung von Flotte und Heer« als Ursache an und popularisiert damit die berühmt-berüchtigte Mär von der von hinten erdolchten deutschen Armee: die Dolchstoßlegende.
    1925 drängen die Rechtsparteien der jungen Weimarer Republik den 77-Jährigen, der sich nach dem verlorenen Krieg ins Privatleben zurückgezogen hat, zur Kandidatur für die Reichspräsidentschaft. Obwohl Anhänger der Monarchie und innerlich die Republik ablehnend, tritt er an und gewinnt. 1932 wird er mit den Stimmen der Sozialdemokraten gegen Adolf Hitler, den er geringschätzig den »böhmischen Gefreiten« nennt, wiedergewählt.
    Die Weimarer Republik hat in der Bevölkerung wenig Rückhalt. Von links- und rechtsextremen Kräften vehement bekämpft, wird sie zusätzlich durch die hohen Reparationsforderungen des Versailler Vertrags und die Auswirkungen des Börsenkrachs von 1929 geschwächt. Alt und politisch in die Enge getrieben, erfolgt im Januar 1933 Hindenburgs letzte und verhängnisvollste Tat. Er ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler.
Woodrow Wilson und der Beginn des

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