Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Konstantinopel, ist der letzte oströmische Kaiser, dessen Muttersprache Latein ist, und versucht mit aller Macht, das Römische Reich im gesamten Mittelmeerraum wieder aufzubauen. Insbesondere das zerfallene Weströmische Reich will er restaurieren. Doch er setzt dabei neue Akzente. So lässt Justinian mit der Hagia Sophia die für lange Zeit größte Kirche des Christentums errichten. Gleichzeitig zerschlägt er letzte Reste des alten römischen Staatswesens, schafft unter anderem das Amt des Konsuls ab und stützt das Kaisertum nun endgültig auf eine von Gottes Gnaden gegebene Macht. Die Auffassung des Kaisers als »Erster unter Gleichen«, mit der Augustus einst das Kaiserreich begründete, ist passé.
Als Justinian im Jahr 532 während des gegen ihn in Byzanz ausgebrochenen Nika-Aufstandes kurz davor ist zu fliehen, überzeugt ihn seine Frau und kluge Beraterin Theodora zu bleiben. Justinians geniale Heerführer Belisar und Narses schlagen den Aufstand nieder und erobern danach für Justinian ein Reich, das in seinen Ausmaßen dem frühen römischen Weltreich ähnelt. Justinians Nachfolger, sein Neffe Justin II., verliert die meisten Gebiete zwar wieder, doch das Byzantinische Reich überdauert noch knapp 900 Jahre und geht erst endgültig unter, als Konstantinopel 1453 vor den Osmanen kapituliert.
Eine besondere Maßnahme Justinians wirkt noch weit länger und nachhaltiger als das Reich, das er regiert. Im Jahr 528 gibt er einer Gelehrtengruppe unter der Leitung seines Justizministers Tribonianus den Auftrag, die seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. tradierte römische Rechtsprechung schriftlich zu sammeln. Das Konvolut wird bis 534 fertiggestellt, vieles davon gerät aber über die Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst im 12. Jahrhundert entdecken Gelehrte in Bologna wichtige Teile wieder und bearbeiten sie für das Heilige Römische Kaiserreich. Das sieht sich in der römischen Tradition und braucht für die Verwaltung einheitliche Rechtsvorschriften. Die so entstehende Sammlung bürgerlichenRechts Corpus iuris Civilis wird die gesamte europäische Rechtsprechung bis ins 21. Jahrhundert mit Prinzipien wie in dubio pro reo (»im Zweifel für den Angeklagten«) und bona fides (»Treu und Glauben«) tief beeinflussen.
7. Das Frühmittelalter
Mohammed, der Gesandte Gottes
Mohammed lebt von ca. 570 bis 632
Viele lassen im Osten die Spätantike mit Justinians Tod enden. Andere geben noch einige Jahrzehnte hinzu und sehen die Expansion der islamischen Araber vom heutigen Saudi-Arabien aus als Beginn der Epochenwende.
Am Anfang des Islam steht Mohammed (»der Gepriesene«). Er stammt vermutlich aus einem angesehenen arabischen Stamm, verliert früh seine Eltern und wächst bei Verwandten auf. 595 heiratet er Chadidja, die wohlhabende Witwe eines Kaufmanns. Mohammed unternimmt ausgedehnte Handelsreisen, kommt in Kontakt mit Christen und Juden und hört von dem einen Gott, an den sie glauben.
Nach seinen Erzählungen erscheint ihm um das Jahr 610 in der Einsamkeit des Berges Hira der Erzengel Gabriel. Mohammed sei auserwählt, die Menschen zu bekehren und sie zum Glauben an den einen Gott Allah zu führen, teilt dieser ihm mit. Der Erzengel gibt Mohammed einen beschriebenen Stoff und befiehlt ihm zu lesen. Mohammed wird Prophet und Lehrer der neuen Religion des Islam.
Schon bald feindet man ihn in seiner Heimatstadt Mekka an, worauf er mit seiner Gefolgschaft im Jahr 622 die Flucht antritt. Mohammeds Hedschra nach Medina steht am Beginn der islamischen Zeitrechnung. In Medina soll ihm Allah den Koran Wort für Wort diktiert haben, in 114 der Länge nach geordneten Suren. Es ist die Botschaft vom barmherzigen und einzigen Gott, der über Ungläubige schrecklich richtet. Neben dem Koran wird der in der arabischen Mentalität wurzelnde »Hadith« zur Anleitung für das Handeln des gläubigen Muslims im Alltag.
Mohammed heiratet mindestens neun Frauen, bleibt politisches und geistiges Oberhaupt des Islam und dessen uneingeschränkte Autorität. Es gelingt ihm, die zerstrittenen Araberstämme unter seiner Führung zu einen und ein fanatisch kämpfendes Heer aufzubauen, mit dem er für den Glauben in den Krieg zieht. 630 erobert Mohammed Mekka. Die schon von Heiden verehrte Kaaba, ein würfelförmiges Steingebäude, das einen schwarzen Meteoriten beherbergt, macht er zum weltweiten Mittelpunkt des Islam.
Umar ibn al-Chattab, die Epoche der Kalifen und die Ausbreitung des Islam
Umar ibn al-Chattab lebt von 592 bis
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