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Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Titel: Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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ihm eine neue Identität zu schaffen, warum dann nicht seine eigene?«
    Professor Alburquerque nickte.
    »Richtig.«
    »Dann halten Sie es also für machbar, Professor?«
    »Nun ja, das ist eine quijoteske Mission wie kaum eine zweite. Wie sollen wir den hageren Don Fermín de la Mancha mit Abstammung, Windhund und einem Packen gefälschter Papiere versehen, um ihn vor den Augen Gottes und des Standesamts mit seiner schönen Bernarda von Toboso zu verehelichen?«
    »Ich habe nachgedacht und Gesetzesbücher konsultiert«, sagte ich. »In diesem Land setzt die Identität einer Person mit dem Taufschein ein, der, nimmt man ihn etwas genauer unter die Lupe, ein sehr schlichtes Dokument ist.«
    Der Professor zog die Brauen in die Höhe.
    »Was Sie da andeuten, ist heikel. Ganz davon zu schweigen, dass es ein gewaltiges Delikt ist.«
    »Eher ein noch nie dagewesenes, wenigstens in den Gerichtsjahrbüchern. Das habe ich festgestellt.«
    »Fahren Sie fort, das interessiert mich.«

    »Nehmen wir mal an, ganz hypothetisch, jemand hätte Zugang zu den Büros des Standesamts und könnte sozusagen einen Taufschein in die Archive pflanzen … Wäre das keine ausreichende Grundlage für den Aufbau einer Identität?«
    Der Professor schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht bei einem Neugeborenen, aber wenn wir, ganz hypothetisch, von einem Erwachsenen sprechen, müsste man einen vollständig dokumentierten Lebenslauf erschaffen. Selbst wenn Sie, rein hypothetisch, Zugang zum Archiv hätten, wo wollten Sie diese Dokumente herzaubern?«
    »Nehmen wir mal an, Sie könnten eine Reihe glaubhafter Faksimiles herstellen. Hielten Sie das für möglich?«
    Er dachte gewissenhaft nach.
    »Das größte Risiko bestünde darin, dass jemand Lunte riecht und den Betrug auffliegen lassen möchte. Wenn wir berücksichtigen, dass in diesem Fall die, sagen wir, drohende Partei, die auf dokumentarische Unhaltbarkeit hätte hinweisen können, verstorben ist, so würde sich das Problem reduzieren auf erstens Zugang zum Archiv haben und eine Akte mit einem fiktiven, aber überprüfbaren Lebenslauf einschmuggeln, und zweitens die ganze Reihe notwendiger Dokumente erzeugen, um eine solche Identität zu begründen. Ich meine Papiere aller Art und Beschaffenheit, Taufscheine von Kirchgemeinden, Ausweise, Zertifikate …«
    »Was den ersten Punkt betrifft, so schreiben Sie ja im Auftrag der Diputation für eine Denkschrift der Institution eine Reihe von Reportagen über die Wunder des spanischen Gesetzessystems. Ich habe ein wenig recherchiert und entdeckt, dass während der Bombardierungen im Krieg mehrere Archive des Standesamts zerstört wurden. Das heißt, Hunderte, Tausende von Personalien mussten neu zusammengeflickt werden. Ich bin kein Experte, aber ich wage die Annahme, dass sich hier die eine oder andere Lücke finden lässt, die sich jemand gut Informiertes mit Beziehungen und einem Plan zunutze machen könnte …«
    Der Professor schaute mich aus dem Augenwinkel an.
    »Ich sehe, Sie haben sich regelrecht als Sherlock Holmes betätigt, Daniel.«
    »Verzeihen Sie die Dreistigkeit, Professor, aber mir ist Fermíns Glück das und noch viel mehr wert.«
    »Und das ehrt Sie. Aber es könnte jemandem, der so etwas zu tun versucht und in flagranti ertappt wird, auch eine ordentliche Strafe eintragen.«
    »Aus diesem Grund habe ich gedacht, wenn jemand, rein hypothetisch, zu einem dieser rekonstruierten Standesamtsarchive Zugang hätte, könnte er mit einem Gehilfen gehen, der sozusagen den riskantesten Teil der Operation übernähme.«
    »In diesem Fall müsste der hypothetische Gehilfe in der Lage sein, dem Ermöglicher lebenslang auf den Preis jedes bei Sempere & Söhne erstandenen Buches zwanzig Prozent Rabatt zu gewähren. Und ihm eine Einladung zur Hochzeit des Neugeborenen zukommen lassen.«
    »Gebongt. Und der Rabatt würde auf fünfundzwanzig Prozent erhöht. Obwohl ich im Grunde jemand kenne, der, ganz hypothetisch, allein aus Spaß, einem wurmstichigen, korrupten Regime eins auszuwischen, sogar bereit wäre, pro bono mitzuwirken, ohne etwas dafür zu bekommen.«
    »Ich bin Wissenschaftler, Daniel. Sentimentale Erpressung verfängt bei mir nicht.«
    »Also dann für Fermín.«
    »Das ist was anderes. Gehen wir zum Technischen über.«
    Ich zog den Hundert-Peseten-Schein hervor, den mir Salgado gegeben hatte, und zeigte ihn ihm.
    »Das ist mein Budget für Expeditionsspesen und -formalitäten«, sagte ich.
    »Ich sehe schon, Sie feuern mit

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