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Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Titel: Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela P. Forst
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oft, dass ihr Bruder sie besuchte, und noch seltener brachte er Moorfee zur Kampfschule mit. Wenn er dies tat, war es meist ein Zeichen, dass er in Eile war und nur zu bald wieder abreiste. So waren Jahre vergangen, in denen Linara kein einziges Mal Gelegenheit gehabt hatte, auf den Rücken dieses wunderbaren Reptils zu steigen.
    Moorfee war kein großer Drache. Sie maß vom Kopf bis zur Schwanzspitze kaum sechs Meter und hatte eine Schulterhöhe von knapp zwei Metern. Auf ein Kommando knickte sie mit den kräftigen Vorderbeinen ein und Atharis konnte leicht auf ihren Hals klettern und in den Sattel steigen, der vor den gewaltigen Schwingen um die Brust geschnallt war. Er half seiner Schwester aufzusteigen und vor ihm Platz zu nehmen, was eigentlich nicht notwendig war, da die Elfe keine Schwierigkeiten hatte, den Rücken des Drachen zu erklimmen. Schließlich vergewisserte er sich, dass sie gut und sicher saß, legte einen Arm um ihre Taille und nahm mit der freien Hand die Zügel auf.
    »Bist du bereit?«
    Linara nickte – etwas zu schnell, fand Atharis. Er glaubte nicht, dass sie auch nur einen Gedanken an seine Frage verschwendet hatte. Vermutlich war er selbst nervöser vor ihrem ersten Flug als sie. Instinktiv legte er den Arm fester um die Elfe und dann grub er seine Füße unter die Schuppenplatten des Drachen, um das Tier anzutreiben. Moorfee lüftete widerwillig die Schwingen. Ihr stand der Sinn mehr nach einem ausgiebigen Mittagsschläfchen. Atharis musste sie mehrmals in die Seiten treten, bevor sie sich aufbäumte und mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft sprang.
    Linara hatte das Gefühl, als würde jemand den Boden unter ihnen fortreißen. Ihr Magen schien sich mit einem Male nicht mehr an dem von der Natur vorgesehenen Fleck zu befinden. Unwillkürlich spannte sie die Muskeln, als könne sie so ihre Eingeweide auf deren Platz halten.
    Erst als Moorfee mit ausgebreiteten Schwingen auf den Winden über den Berg hinweg segelte, entspannte sich Linara wieder und spähte neugierig am Hals des Drachen vorbei in die Tiefe. Sie konnte die Schule sehen, wie kleine Holzkistchen im Rechteck angeordnet. Menschen waren auf die Größe von Ameisen geschrumpft. Es war kein Anblick, der Linara fremd war. Wäre sie auf die Felswände des Kalkspitzengebirges geklettert, hätte sich ihr ein ähnliches Bild geboten. Doch die Geschwindigkeit, mit der sie den Boden tief unter sich gelassen hatten, und die scheinbare Schwerelosigkeit, mit welcher der massige Drache durch die Luft glitt, erfüllten sie mit einer Begeisterung, von der sie glaubte, sie könne ihr Herz zum Platzen bringen. Dies war der Inbegriff der Freiheit!
    »Schau! Ist das Meister Makantheo, der uns winkt?« Linara lehnte sich weit zur Seite, als die Kampfschule hinter dem Schwanz des Drachen ihrer Sicht zu entgleiten drohte. Atharis erbleichte und riss sie grob zurück in den Sattel, was Linaras Übermut jedoch kaum einen Dämpfer verpasste.
    »Er ist es bestimmt!« Sie winkte überschwänglich mit beiden Armen.
    »Mag sein«, brummte ihr Bruder, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Ihm war klar, dass er die Gestalt, von der sie sprach, bestenfalls als dunklen Punkt auf dem Schulhof erkennen würde. Seine Sehkraft konnte sich nicht im Mindesten mit jener der Elfe messen.
    Unter ihnen wich der Berg bewaldeten Hügeln, durchzogen von den silbernen Bändern glitzernder Bäche. In einem weiten Tal schimmerte ein kleiner See wie ein Spiegel in der Sonne.
    »Halt dich fest!«, rief Atharis warnend. Dann lenkte er Moorfee in einen Senkflug auf den See zu. Die Wasseroberfläche kam rasend schnell näher. Linara hielt instinktiv die Luft an, da sie glaubte, der Drache müsse sogleich eintauchen. Im letzten Moment breitete Moorfee die Flügel aus und nur ihre Schwanzspitze zog rauschend eine Spur durch das glatte Wasser, bevor sie wieder höher stieg, über die Wipfel der Bäume. Bereits wenige Augenblicke später hatten sie den See und das Tal weit hinter sich gelassen.
    Linara jauchzte vor Begeisterung.
    Als der Berg und die Schule erneut unter ihnen lagen, neigte sich Moorfee bedenklich zur Seite und stieß in einer engen Spirale hinab, bevor sie bedachtsam vor dem Haupttor aufsetzte.
    »Hat es dir gefallen?«, fragte Atharis überflüssigerweise und sprang behände vom Rücken des Drachen. Er breitete die Arme aus, um seine Schwester aufzufangen.
    »Es war fantastisch! Danke, Moorfee!« Linara klopfte den Hals des Drachen, nicht nur, weil sie Moorfee

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