Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
um dem Blut Einhalt zu gebieten. Nach ein paar langen Augenblicken, die er brauchte, um seine Sinne zu ordnen, schickte er sich an, aufzustehen. Doch die Landschaft um ihn begann sich wild zu drehen. Er schwankte und ließ sich wieder ins Gras fallen, da er nicht riskieren wollte, ohnmächtig zu werden und dadurch gänzlich wie ein Schwächling dazustehen. Linara lächelte, schluckte jedoch die bissige Bemerkung hinunter, die ihr auf den Lippen lag.
In dem Moment kamen Aster und Cirano den Hang herab auf sie zu gerannt. Der Krieger schwenkte übermütig seine doppelschneidige Streitaxt, die dunkel von Blut war. »Wir haben sie alle erledigt! Keine dieser stinkenden Ratten wird wieder aufstehen und irgendjemandem Bericht über uns erstatten. Doch die Mühe hätten wir uns sparen können! Euer Geschrei sollte mittlerweile alle Kreaturen des Tals von unserem Kommen unterrichtet haben.« Er warf einen tadelnden Blick auf Imares, der immer noch im Gras lag. Zu Linara gewandt fuhr er fort: »Wir sollten uns beeilen! Wenn es den Übrigen gelingt, sich zu formieren, wird es hier ein schönes Kreuzfeuer zu unseren Ehren geben, und wir können von Glück reden, wenn es nur aus Pfeilen besteht.«
Die Elfe nickte zustimmend.
Cirano packte den Jungen zu seinen Füßen am Arm und zog ihn hoch.
Imares schrie erneut auf. »Ah! Bist du verrückt!« Doch der Krieger lief bereits mit großen Schritten voran. Imares kam schwankend auf die Beine, torkelte und wäre beinahe wieder vornüber gekippt, wäre ihm Sindra nicht zu Hilfe geeilt. Ächzend setzte er sich in Bewegung, um den anderen zu folgen.
Aster holte zu Cirano auf und schlug ihm mit der Breitseite ihrer Waffe gegen die Hüfte. »War das denn unbedingt notwendig?«, zischte sie ihren Gefährten an.
»Es wird Zeit, dass er erkennt, dass ein Kampf kein Spiel zu seinem Vergnügen ist«, erwiderte der Krieger kühl.
»Ah, ja! Als ob du nur einen Augenblick leugnen könntest, dass dir das Töten von Orks kein Vergnügen bereitet. Gibt es überhaupt etwas, das dir mehr Spaß macht?«, konterte die Katze patzig.
»Erstens bin ich mir stets bewusst, dass jede Unachtsamkeit meinen Tod bedeuten könnte, und zweitens«, ein grimmiges Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, »gäbe es da etwas, das mir weit mehr Freude bereiten würde, als diese armseligen Kreaturen abzuschlachten. Meine Axt, wie sie den Schädel des Hexenlords spaltet, das wäre ein Anblick, für den ich zu sterben bereit wäre.«
Aster nickte nachdenklich. Wie schon so oft betete sie, dass Cirano nie die Gelegenheit erhalten würde, einen solchen Handel einzugehen.
Die Gefährten folgten einem schmalen, stellenweise völlig überwucherten Pfad das Tal bergan. Er schlängelte sich mal rechts, mal links einen Bach entlang, der zu dieser Jahreszeit genug Schmelzwasser von den Gletschern des Gebirges führte, sodass eine Überquerung rasch zu einer feuchten Angelegenheit werden konnte. Hier und da hatte es jemand gut gemeint und Holzlatten quer zum Lauf gelegt, die nach jahrelanger Gesellschaft von Schimmel und Holzwürmern allerdings keinen stabilen Eindruck mehr machten. Das Tal wurde zu beiden Seiten von steilen Felswänden begrenzt, auf denen nur vereinzelt verkrüppelte Kiefern wuchsen. Mit jedem Meter, den der Pfad auf das Gebirge zuführte, rückten die Hänge näher zusammen. Und dann endete der Weg abrupt an einer senkrechten Felswand, die den Abschluss des Bergeinschnittes bildete. Hier floss der Bach aus einer schmalen Spalte, die er im Laufe der Jahrhunderte in das Gestein gefressen hatte.
Die Gefährten legten vor dem Eingang der Klamm eine kurze Rast ein.
Die Sonne war bereits tief zum westlichen Horizont niedergesunken und ihr Licht drang nicht mehr in die Kluft zwischen den vom Wasser glatt geschliffenen Felswänden vor. Eine drückende Dunkelheit hockte in der Schlucht, während das Land ringsum die letzten Sonnenstrahlen des Tages unter einem blassblauen Himmel genoss.
»Jedenfalls ist mir jetzt klar, warum er Schwarzbach genannt wird.« Imares starrte misstrauisch in die Finsternis vor ihm. »Gibt es wirklich keinen anderen Weg?« Er drehte sich um und sah Sindra fast flehend an.
Diese spielte nervös an ihren Fingern herum. Jetzt, da sie hier stand, war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie wirklich den Weg durch diese Schlucht nehmen wollte.
»Nun ja«, gestand sie schließlich, »es gibt da noch einen Pfad, der um das Tal, das hinter uns liegt, herum und den Kamm der
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