Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
seines Gegners und ein Schwert schoss blitzschnell vor.
Jacharthis sah das verhängnisvolle Aufblitzen der Klinge dicht vor sich und reagierte sofort. Er riss die Waffe in seiner Rechten hoch, um den Schlag zu parieren. Doch die Kraft, mit der das Schwert geführt wurde, war zu groß, um es mit seinen vom Schmerz halb tauben Fingern aus diesem ungünstigen Winkel abzufangen. Der Dolch wurde ihm aus der Hand geschlagen und die Klinge seines Gegners fuhr ungebremst über seine Brust. Hätte er die Bahn, in der das gegnerische Schwert auf ihn zugeflogen kam, durch seinen kläglichen Abwehrversuch nicht ein wenig ablenken können, hätte der Schlag Jacharthis vermutlich das Leben gekostet.
Der junge Elf prallte zurück und versuchte verzweifelt, den Abstand zu dem Siath zu vergrößern, der weiter auf ihn eindrang. Mit nur einem Dolch würde er gegen diesen Feind kaum noch wenige Minuten bestehen können. Verlangend schielte er auf seine zweite Waffe, die jetzt wenige Meter entfernt auf dem Boden lag, und überlegte, ob er mit einem Ausweichmanöver und einem gezielten Sprung an sie herankommen könnte. Doch sein Gegner war kein Anfänger, was den Plan zu einem ebenso tödlichen Unterfangen machte, wie in seiner jetzigen Position weiter auszuharren.
»Runter!«, hörte er da Imares hinter sich schreien.
Jacharthis warf sich seitlich zu Boden, rollte ab, griff nach dem Dolch und stand einen Augenblick später bereits wieder auf den Beinen, die Waffen zur Abwehr erhoben. Im selben Moment durchschnitt ein Armbrustbolzen die Luft. Der Schattenelf, der im Begriff war, auf das plötzliche Ausweichmanöver zu reagieren, sackte keuchend auf die Knie. Jacharthis’ Klinge beendete sein Leiden in Sekundenbruchteilen.
Jacharthis betrachtete einen Moment lang nachdenklich das Elfenblut, das seine Dolche bedeckte und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Nur mit Mühe riss er sich von dem Anblick los und sah auf.
Linara stand wenige Meter entfernt. Sie hielt ihre Schwerter fest umklammert und zitterte am ganzen Körper. Beunruhigt fragte sich Jacharthis, was er dagegen tun konnte. Er war sich nicht sicher, was ihre Starre verursacht hatte. Paralysezauber kamen ebenso infrage wie Gifte.
Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr und fuhr alarmiert herum.
Zwischen den Bäumen erschien eine weitere dunkle Gestalt. Der Siath hatte einen Langbogen zum Schuss erhoben und zielte auf Linara.
Der Pfeil schnellte von der Sehne.
Mit einem Aufschrei warf sich Jacharthis nach vorn, prallte gegen die Waldelfe und riss sie zu Boden. Das tödliche Geschoss sauste wenige Zentimeter an seinem Rücken vorbei und blieb zitternd im Stamm des nächststehenden Baumes stecken. Jacharthis umschlang Linara fest mit beiden Armen und rollte sich aus der Schusslinie in den Schutz des umgestürzten Baumstammes.
»Linara, komm endlich zu dir!«, flehte er und umfasste in einer hilflosen Geste ihre Schultern.
Linara starrte ihn verwirrt an. Ihre saphirblauen Augen glänzten feucht und eine einzelne Träne bahnte sich einen Weg über ihre Wange. Sie schluchzte leise auf und ihre Finger krallten sich in sein zerrissenes Hemd.
In dem Moment kam Imares herbeigeeilt und stürzte sich neben die beiden Elfen in die Deckung des Baumes.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er gehetzt, immer wieder nervöse Blicke in Richtung des Bogenschützen werfend. »Seid ihr getroffen?«
Jacharthis ersparte sich die Antwort, sondern drückte dem Jüngling Linara in die Arme. »Bring sie weg! Ich kümmere mich um unseren Freund hier!«
Er warf einen prüfenden Blick an sich hinab. Sein rechter Arm war blutverschmiert und eine fast zwanzig Zentimeter lange Schnittwunde zierte seine Brust. Mit einem resignierenden Achselzucken sprang er auf.
Noch bevor Imares etwas erwidern konnte, setzte er über den Baumstamm hinweg, ließ sich in einer Rolle nach vorne fallen und kam direkt vor dem Schattenelfen wieder hoch, der seinen Bogen zur Seite schleuderte und ein Schwert zog.
Imares saß mit angezogenen Beinen auf Atharis’ Schreibtisch und sah nervös von einem zum anderen. »Die Herrin wird wenig begeistert sein, wenn sie erfährt, dass wir keine Gefangenen gemacht, sondern ausschließlich Leichen übrig gelassen haben.«
»Sobald der Tag etwas weiter fortgeschritten ist, werde ich die Herrin aufsuchen, um ihr Meldung zu erstatten und ihr den Sachverhalt zu schildern«, erklärte Aster ohne aufzublicken. »Nach dem, was wir heute erlebt haben, ist sie sicherlich
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