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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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fragte ich.
    Er lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück.
    »Einen«, sagte er.
    »Einen?«
    Er nickte.
    »Ich fürchte, wir haben heute nicht mehr die Zeit, uns damit zu befassen, aber ich erzähle Ihnen gern das nächste Mal davon. Im Augenblick möchte ich Ihnen nur noch gern ein paar Fragen stellen, wenn Sie nichts dagegen haben?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ihre Träume?«, fragte er. »Haben Sie bemerkt, ob Ihre Träume sich in irgendeiner Weise verändert haben, seit dieser Eindringling aufgetaucht ist?«
    Ich überlegte. Konnte mich kaum an einen einzigen Traum aus der letzten Zeit erinnern.
    »Nein«, sagte ich, »Ich glaube nicht. Jedenfalls ist es nichts, worüber ich schon mal nachgedacht habe.«
    »Könnten Sie dann in der nächsten Zeit in der Richtung etwas aufmerksamer sein? Es kann ziemlich schwierig sein, aber wenn Sie sich zum Beispiel gleich nach dem Aufwachen ein paar Minuten Zeit nehmen ... das funktioniert meistens!«
    »Gibt es etwas Spezielles, wonach Sie suchen?«
    »Nein. Man weiß ja nie ...« Er breitete die Arme aus. ». . . aber Träume sind immer Schlüssel. Meistens wissen wir nur nicht, zu welchem Schloss sie passen, aber es schadet nie, etwas genauer hinzusehen.«
    Er lächelte kurz. Ich trank den Rest Wasser.
    »Ich muss natürlich erst mehr von Ihnen hören, bevor ich mir eine sichere Meinung bilden kann«, fuhr er fort. »Bevor ich eine Hilfe sein kann, Sie wissen ja, wie ich arbeite. Aber da ist schon eine Sache, über die ich mich bereits jetzt wundere.«
    »Ja?«
    Er zögerte. Rieb sich mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand über die Schläfe, als wolle er die Blutzufuhr stimulieren.  ... Ich erinnerte mich an die Geste aus unseren früheren Gesprächen.
    »Widerstand«, sagte er dann. »Wie wäre es, wenn Sie ihm ein wenig mehr Widerstand böten?«
    Ich sagte nichts.
    »Ist das schwer für Sie?«
    »Ja ... ich weiß nicht.«
    »Sie haben das Gefühl, dass er die Oberhand hat?«
    »Ja, ungefähr so ...«
    »Fühlen Sie sich auch schuldig?«
    Ich dachte eine Weile nach.
    »Kann schon sein«, sagte ich dann. »Jedenfalls eine Art Scham.«
    Er nickte und schrieb etwas auf seinen Notizblock.
    »Diese Gedächtnislücken?«, fragte ich. »Was glauben sie ... worauf die beruhen?«
    »Schwer zu sagen. Natürlich gibt es da einen Zusammenhang, aber ich kann nicht sagen, welchen. Auf jeden Fall sind sie ja einfacher zu erklären, oder was meinen Sie? Sie können uns alle überfallen ... haben Sie so etwas nie zuvor erlebt?«
    »Nein.«
    »Ganz sicher nicht?«
    »Jedenfalls nicht in diesem Umfang. Natürlich ist es vorgekommen, dass ich Dinge vergessen habe, aber nicht auf diese Art und Weise.«
    »Alles ist weg?«
    »Ja. Das ist ein Gefühl, als ob ...«
    »Ja?«
    »Als ob ich in diesen Zeitintervallen gar nicht dabei gewesen wäre.«
    »Als hätten Sie etwas übersprungen?«
    »Ja ...«
    Er machte sich wieder Notizen. Ich setzte mich auf dem Sofa auf. Die Stunde näherte sich ihrem Ende. Piirs stand auch auf. Er knöpfte seine Jacke zu und zog den Schlipsknoten gerade.
    »Sind Sie bereit, soweit meinem Rat zu folgen?«, fragte er.
    »Träume und Widerstand?«
    »Ja. Und ich möchte unbedingt, dass Sie sich melden, wenn Ihnen irgendetwas zustößt, bevor wir uns das nächste Mal sehen.«
    Ich nickte dankbar. Dann schrieb er mich für zwei Wochen krank, wir verabredeten die Termine für vier weitere Gespräche, und er begleitete mich hinaus.
     
    Ich war kaum unten auf dem Bürgersteig, als mir mein Traum einfiel, den ich im Belvedere gehabt hatte. Den über René Singh und seine Flugkünste, von dem ich schon berichtet habe ... vielleicht wäre es ja auch von Wert, von meiner kleinen Halluzination in der Zelle im Weiganer Polizeirevier zu berichten. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich nicht auf dem Absatz kehrtmachen und sofort zu Doktor Piirs zurückgehen sollte, aber dann ließ ich es doch bleiben. Ebenso gut konnte ich damit bis zu unserem nächsten Termin warten.
    Stattdessen ging ich weiter. Als ich an Freddy’s vorbeikam, einem kleinen Restaurant, das ich ab und zu aufsuche, bemerkte ich plötzlich, wie hungrig ich war. Ich studierte die Speisekarte im Fenster, überprüfte, ob ich genügend in der Tasche hatte, und dann ging ich hinein.
    Auf diese Art traf ich Heinz, einen alten Bekannten, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und der möglicherweise eine gewisse Rolle im weiteren Geschehen spielen wird.
    Jedenfalls habe ich so ein

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