Barins Dreieck
direkt in die Augen.
»Was machen Sie mit meinem Auto?«
Zu meinem Schrecken merkte ich, dass meine Stimme nicht sicher trug. Zwei Drinks, zwei Gläser Cognac ... sollte das schon reichen?
»Was meinen Sie? Wer sind Sie?«
Seine Stimme versetzte mir eine Art Schock, da gab es keinen Zweifel. Ich hatte ihn zwar schon einmal gehört, aber nur am Telefon ... Ich weiß nicht, wie ich das Gefühl beschreiben soll, das mich befiel, vielleicht war es das gleiche unangenehme Erlebnis, wie es sich einzustellen pflegt, wenn man sich selbst vom Band sprechen hört, man erkennt sich nicht richtig wieder, aber alle anderen tun es natürlich, und dennoch weiß man es selbst am allerbesten. Eine gewisse Peinlichkeit, ein Gefühl der Scham sind fast unausweichlich, als hätte man sich entblößt, etwas Unerlaubtes und äußerst Privates enthüllt. . . Ich weiß, dass viele Schüler mit Bestürzung und Sprachlosigkeit in diesem Zusammenhang zu reagieren pflegen.
Sehr entschlossen klang er, der Studienrat Marr. Mir war sofort klar, dass ich genau diesen Eindruck den Schülern vermittelte, wenn ich sie zur Ordnung rief.
Die Autorität war unerschütterlich. Der Blick abweisend.
»Entschuldigung, ich habe mich geirrt.«
Ich drehte mich auf dem Absatz um und eilte davon. Hinten am Café blieb ich stehen. Biss die Zähne zusammen und schaute zurück. Er war verschwunden.
Ich holte tief Luft. Widerstand, dachte ich erneut. Ich lief zur Böttchergasse. Als ich um die Ecke kam, konnte ich ihn ganz oben auf dem Hügel sehen. Ich wartete, bis er außer Sichtweite war, dann eilte ich ihm nach. Sah ihn wieder, wie er mit entschlossenen Schritten den Klosterplan überquerte. Es gab keinen Zweifel, er war auf dem Weg zu meinem Zuhause.
An der Ecke zur Bibliothek sah ich, wie er das Haus betrat. Ich lehnte mich an die Wand und spürte, wie mein Herz raste. Was zum Teufel sollte ich tun? Plötzlich spürte ich die Welle des Brackwassers kommen, einen starken Impuls, einfach nur auf dem Bürgersteig zusammenzusinken ... mich hinzulegen, die Augen zu schließen und zu warten, dass jemand kommen und sich um mich kümmern würde. Ich glaube, dass ich sogar ein paar Mal versuchte, die Knie zu beugen und die Augen zu schließen, vielleicht fehlten nur noch wenige Millimeter bis zu so einer Entwicklung. Vielleicht wäre das auch gut so gewesen. Ich weiß auch noch, dass ich die Stirn gegen die raue Häuserfassade presste, während ich dachte, jetzt, jetzt gebe ich auf, jetzt reicht es, aber etwas ... etwas hinderte mich, das immer noch da ist, das mich hartnäckig weiter an diesem widerlichen Spiel teilnehmen lässt.
Spiel?
Im Leseraum der Bibliothek gibt es zwei Tische, von denen aus man einen guten Blick auf den Eingang des Hauses hat, in dem ich wohne. Nachdem ich eine Viertelstunde mit den Zeitungen unterm Arm gewartet hatte, konnte ich mich an einem dieser Tische niederlassen, ich wünschte nur, dass es stattdessen ein Restaurant gewesen wäre, dann hätte ich etwas essen können, während ich wartete. Und trinken.
Vor allem trinken.
Nach zwei Stunden kam er heraus. Ich hatte reichlich Zeit gehabt, alles durchzugehen, was ich tun würde. Hatte mir sogar Papier und Bleistift am Tresen ausgeliehen und eine Liste aufgestellt.
Er verschwand in Richtung Busbahnhof, und ich verließ meinen Aussichtsplatz. Ging schnell durch die Haustür, die Treppen hinauf, in die Wohnung. In mein Heim.
Mima war in der Küche.
»Bist du schon zurück?«
Ich gab keine Antwort. Schloss mich in meinem Zimmer ein. Rief zuerst Piirs an. Hinterließ eine weitere Nachricht, teilte ihm mit, dass ich ihn um sieben Uhr aufsuchen wollte. Packte eine Tasche mit Kleidung, Toilettenartikeln, ein paar Büchern ... genug, um ein paar Tage zurechtzukommen. Schob das Notizbuch ins Seitenfach. Den Kontoausweis in die Brieftasche. In meine neue Brieftasche, an die ich mich immer noch nicht so recht gewöhnt hatte.
Ich hörte, wie Mima wegging. Nahm in der Küche etwas Tee und zwei Brote zu mir. Dachte eine Weile nach. Ging dann in mein Zimmer zurück. Holte das Telefonbuch und suchte unter Aaker. Wählte die Nummer.
Ach ja, jetzt wusste er, wer ich war. Hellers hatte gesagt, dass er mich getroffen hätte ... Nein, der war noch nicht abgereist, er sollte morgen fliegen ... Ja, es war schon möglich, mit ihm zu sprechen, warum sollte das nicht möglich sein?
»Können wir uns heute Nachmittag treffen?«, fragte ich Heinz. »Wegen des Schlüssels und
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