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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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so.«
    Auf der Welle surfen ...
     
    Heinz war nicht der Typ, der unnötig Dankbarkeit zeigte, aber auf jeden Fall trafen wir uns wieder um halb sieben im Freddy’s. Er trank sein Bier an der Bar stehend, während er mir Anweisungen und eine Karte gab, die er in aller Eile gezeichnet hatte. Er trug die gleiche Kleidung wie beim letzten Mal, und ein deutlich wahrnehmbarer Schweißgeruch umgab ihn. Ich wünschte ihm viel Glück mit Pereira, und er versprach, seiner Schwester einen Brief zu schreiben und ihr die Situation zu erklären.
    »Was wäre denn gewesen, wenn ich es nicht übernommen hätte?«, fragte ich, als wir uns trennten.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung«, sagte er nur.
    Ein paar Minuten später klingelte ich an der Tür zu Lorenz Piirs’ Praxis.

    24

    Auf Piirs wartend

    Wie immer drückte er nur auf einen Knopf, und die Sperre im Schloss öffnete sich. Ich ging ins Wartezimmer. Hängte Mantel und Schal an die Garderobe, schob die Tasche unter den Tisch mit den Zeitschriften.
    Dann setzte ich mich in einen der Sessel und schaute mir die Karte von Heinz an. Ein ziemlich abgelegener Ort, nach allem zu urteilen ... das Haus lag offenbar an einem kleinen Weg, ein paar Kilometer in den Wald hinein. Ein paar Kilometer in die andere Richtung lag die Ortschaft Miijskens. Ich überlegte eine Weile, was Leute dazu bringen mochte, sich an so einem Ort niederzulassen. Nun ja, zu Beginn war es sicher ein Hof mit Tieren und Feldern gewesen ... übrigens hatte ich es ja noch nicht gesehen. Und war mir nicht sicher, ob ich es jemals sehen würde.
    Piirs ließ auf sich warten. Die Tür zu dem grünen Zimmer war geschlossen, ein leises Murmeln war von drinnen zu hören, wahrscheinlich hatte er einen Klienten dort ... ich war ja gekommen, ohne meinen Termin bestätigt zu kriegen, und musste mich darauf gefasst machen, warten zu müssen. Ich fand es auch nicht besonders überraschend, dass er so spät am Tage noch arbeitete – die meisten hatten sicher tagsüber ihre Arbeit und anderes zu erledigen.
    Nach zwanzig Minuten wurde ich aber dennoch ein wenig ungeduldig. Er hätte zumindest einmal kommen und mich begrüßen können. Sich dafür entschuldigen, dass ich hier sitzen und noch warten musste. Ein gewisses Interesse zeigen ...
    Ich stand auf und ging zur Tür.
     
    Wann genau der Verdacht in mir keimte, kann ich nicht mehr sagen, aber ich weiß, dass er in dem Moment bestätigt wurde, als ich mein Ohr gegen das kühle Holz legte, um zu versuchen, in etwa herauszubekommen, worüber auf der anderen Seite gesprochen wurde.
    Ich weiß auch noch, dass ich tatsächlich ein paar Minuten dort stehen blieb, mir selbst überlassen. So im Nachhinein möchte ich das als ein Zeichen großer Geistesgegenwart ansehen. Oder was meinen Sie?
    Dann zog ich mir den Mantel wieder an, nahm die Tasche und schlich mich hinaus.
    Sie meinen, Sie hätten anders gehandelt?
    Ja, ich höre Ihre Stimme.
    Aber lassen Sie mich Ihnen eins sagen: Das hätten Sie absolut nicht. Vergessen Sie nicht, dass ich weiß, wovon ich rede.
     
    Ich kehrte ins Freddy’s zurück. Aß Fischgratin und trank eine Flasche Weißwein. Kurz nach neun Uhr bezahlte ich und verließ das Etablissement. Ging Richtung Zentrum. Leiser Schneefall begleitete meine Schritte, ich erinnere mich, dass ich versuchte, ein paar Flocken mit meiner freien Hand aufzufangen, mit der, die nicht die Tasche trug, aber sie waren zu dünn, um irgendwelche Berührung zu ertragen.
    Kaum die Nähe meiner Haut.
    Ja, ich war ein wenig betrunken.
     
    Unten am Karlsplatz holte ich mir Geld aus dem Automaten. Ich schwankte eine Weile zwischen Ritz und Palace, bevor ich mich fürs Ritz entschied. Ich hatte noch nie zuvor in meiner eigenen Stadt in einem Hotel gewohnt, und als ich oben das Zimmer betrat, war das schon ein eigenartiges Gefühl, die wohlvertrauten Silhouetten aus dieser Perspektive zu sehen. Als wäre die Stadt irgendwie auf den Kopf gestellt worden. Das Zimmer befand sich im siebten Stock, und ich konnte meine Wohnung westlich der in den Himmel strebenden Türme der Karlskirche erahnen.
    Und jetzt bricht alles zusammen, wie gesagt.
    Wenn Sie mir verzeihen, dass ich das sage, dann finde ich dennoch langsam eine gewisse bittere Genugtuung darin, den Verfall zu dokumentieren. Ich habe jetzt drei Stunden am Stück geschrieben. Habe außerdem meinen verlorenen Wassermann /Frisch wiedergefunden, jetzt habe ich beide.
    Es ist zwei Uhr. Es hat aufgehört zu schneien. Jetzt

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