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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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knirschte, und die Tür öffnete sich.
    Sie drängten sich alle in einen engen Vorraum mit Treppen, einer Theke für die Anmeldung und einem Durchgang zu einem abgedunkelten Zimmer. Der Wirt wurde noch mürrischer, als er hörte, dass sie zu viert nur ein einziges Zimmer wollten. Aber er widersprach nicht, anscheinend verlieh ihre wirkliche Verzweiflung ihrer gespielten Armut den Hauch der Echtheit. Da zwei Frauen bei ihnen waren und vor allem so jemand wie Koudelka, schien niemand auf die Idee zu verfallen, sie für Geheimagenten zu halten.
    Sie quartierten sich in einem engen, billigen Raum im Obergeschoß ein, Kou und Drou durften als erste die Betten ausprobieren. Als das Licht der Morgendämmerung durch das Fenster sickerte, folgte Cordelia Bothari über die Treppe nach unten, um nach Essen zu suchen.
    »Ich hätte daran denken sollen, dass wir in eine belagerte Stadt Proviant mitbringen müssten«, murmelte Cordelia.
    »Es ist noch nicht so schlimm«, sagte Bothari. »Ach – am besten sagen Sie nichts, Mylady. Ihr Akzent.«
    »Sie haben recht. Verwickeln Sie aber mal den Kerl da unten in ein Gespräch, wenn Sie können. Ich möchte gerne hören, wie man hier die Dinge sieht.«
    Sie fanden den Wirt, oder was immer er war, in dem kleinen Zimmer hinter dem Durchgang, das nach einer Theke und ein paar abgenutzten Tischen mit Stühlen zu schließen sowohl als Bar wie auch als Speiseraum diente. Der Mann verkaufte ihnen widerstrebend einige in Folien verpackte Lebensmittel und ein paar Flaschen mit Getränken, allerdings zu stark überhöhten Preisen, er jammerte dabei über die Rationierung und versuchte, etwas über sie zu erfahren.
    »Ich habe diese Reise schon seit Monaten geplant«, sagte Bothari und lehnte sich an die Bar, »und der verdammte Krieg hat alles versaut.«
    Der Wirt gab ein aufmunterndes Knurren von sich, von einem Unternehmer zum anderen sozusagen. »Aha? Was hast du vor?«
    Bothari leckte seine Lippen, seine Augen verengten sich nachdenklich.
    »Hast du die Blondine gesehen?«
    »Ja?«
    »Jungfrau.«
    »Auf keinen Fall. Zu alt.«
    »O doch. Die hat Klasse. Wir wollten das ganze einem Vor-Lord beim Winterfest verkaufen. Und uns damit sanieren. Aber die sind ja alle aus der Stadt abgehauen. Vielleicht sollten wir es bei einem reichen Kaufmann versuchen. Aber das wird sie nicht mögen. Ich hab ihr einen echten Lord versprochen.«
    Cordelia verbarg ihren Mund hinter ihrer Hand und versuchte, kein Geräusch von sich zu geben, das die Aufmerksamkeit auf sie lenken würde. Es war gut, dass Drou nicht hier war, um Botharis Idee für ihre Tarnung zu hören. Guter Gott! Zahlten barrayaranische Männer wirklich für das Privileg, an unerfahrenen Frauen dieses Stückchen sexueller Quälerei ausüben zu dürfen?
    Der Wirt blickte auf Cordelia. »Du lässt sie allein mit deinem Partner, ohne ihre Anstandsdame. Da könntest du ja das verlieren, was du hier in der Stadt verkaufen willst.«
    »Nö«, sagte Bothari. »Er würde, wenn er könnte, aber er ist einmal von einem Nervendisruptor getroffen worden. Unter der Gürtellinie, sozusagen. Er wurde wegen seiner Verletzung aus dem Dienst entlassen.«
    »Und warum bist du draußen.«
    »Entlassen ohne Verbindlichkeit.«
    Das war ein anderer Ausdruck für: ›Quittier den Dienst oder du wanderst in den Bau!‹, wie Cordelia annahm, die Endstation für notorische Unruhestifter, die kurz, aber nur kurz vor einem Verbrechen haltmachten.
    »Du hast dich mit einem Spastiker zusammengetan?« Der Wirt machte eine Bewegung mit seinem Kopf in Richtung auf das Zimmer im Obergeschoß.
    »Er ist das Gehirn der Firma.«
    »Da ist nicht viel Gehirn da, wenn ihr hierher kommt und jetzt diese Art von Geschäft machen wollt.«
    »Na ja. Ich glaube, ich könnte einen besseren Preis für das gleiche Stück Fleisch bekommen, wenn ich sie schlachten und garnieren ließe.«
    »Da hast du recht«, grunzte der Wirt düster und betrachtete den Haufen Lebensmittel, der vor Cordelia auf der Theke lag.
    »Sie ist aber zu schade für solche Verschwendung. Ich glaube, ich muss was anderes finden, bis dieser ganze Schlamassel vorbei ist. Ein bisschen Zeit totschlagen. Vielleicht braucht jemand Muskelkraft …« Bothari verstummte.
    War er am Ende mit seiner Inspiration?
    Der Wirt musterte ihn interessiert. »Ja? Ich hab da etwas im Auge, wofür ich einen, na ja, eine Art Agenten brauchte. Ich fürchte schon die ganze Woche, dass mir jemand anderer zuvorkommt. Du könntest genau der Kerl sein,

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