Barrayar
froh über das Bier, denn sie war dem Wasser in einem solchen Haus gegenüber misstrauisch. Sie aß dankbar den ersten Bissen und sagte: »Kou, wir müssen unsere Strategie jetzt neu überdenken.«
Er ließ sich linkisch neben ihr nieder und hörte ernsthaft zu. »Ja?«
»Wir können offensichtlich Lady Vorpatril und das Baby nicht mit uns nehmen. Und wir können sie nicht hier zurücklassen. Wir haben für Vordarians Sicherheitsleute fünf Leichen und einen brennenden Bodenwagen zurückgelassen. Sie werden diese Gegend hier gründlich durchsuchen. Aber noch für eine kleine Weile werden sie nach einer sehr schwangeren Frau suchen. Wir müssen uns trennen.«
Er füllte einen Moment des Zögerns mit einem Bissen Sandwich. »Werden Sie dann mit ihr gehen, Mylady?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss mit dem Residenzteam gehen. Und wenn nur deshalb, weil ich die einzige bin, die sagen kann: Das ist jetzt unmöglich, es ist Zeit aufzugeben. Drou ist absolut notwendig, und ich brauche Bothari.« Und auf eine seltsame Weise braucht Bothari mich. »Damit bleiben Sie übrig.«
Seine Lippen pressten sich bitter zusammen. »Wenigstens würde ich Sie dann nicht langsamer machen.«
»Sie sind nicht die letzte Wahl«, sagte sie scharf. »Ihre Findigkeit hat uns nach Vorbarr Sultana hineingebracht. Ich glaube, Ihre Findigkeit kann Lady Vorpatril herausbringen. Sie sind ihre beste Chance.«
»Aber das ist, als liefen Sie in die Gefahr hinein, und ich laufe weg.«
»Eine gefährliche Illusion. Kou, denken Sie nach. Wenn Vordarians Schläger sie wieder fangen, werden sie keine Gnade mit ihr haben. Auch nicht mit Ihnen, und besonders nicht mit dem Baby. Es gibt da kein ›sicherer‹. Nur tödliche Notwendigkeit, und Logik, und die absolute Notwendigkeit, Ihren Kopf zu behalten.«
Er seufzte. »Ich werde es versuchen, Mylady.«
»Versuchen ist nicht genug. Padma Vorpatril hat ›versucht‹. Verdammt noch mal, Sie müssen Erfolg haben, Kou!«
Er nickte langsam. »Jawohl, Mylady.«
Bothari ging weg, um Kleidung für Kous neue Rolle als armer junger Ehemann und Vater zu organisieren. »Kunden lassen immer Sachen zurück«, bemerkte er, Cordelia fragte sich, was für Straßenkleidung er hier für Lady Vorpatril finden könnte. Kou brachte Lady Vorpatril und Drou Essen. Er kehrte mit einem sehr düsteren Ausdruck auf seinem Gesicht zurück und ließ sich wieder neben Cordelia nieder.
Nach einer Weile sagte er: »Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum Drou so besorgt war darüber, ob sie schwanger war.«
»Wirklich?«, sagte Cordelia.
»Lady Vorpatrils Schwierigkeiten lassen meine … ziemlich klein aussehen. Gott, sah das schmerzhaft aus.«
»Mm. Aber der Schmerz dauert nur einen Tag.« Sie rieb ihre Narbe.
»Oder ein paar Wochen. Ich glaube nicht, dass es das ist.«
»Was ist es dann?«
»Es ist … ein transzendentaler Akt. Leben machen. Ich dachte darüber nach, als ich mit Miles ging. ›Durch diesen Akt bringe ich einen Tod in die Welt.‹ Eine Geburt, ein Tod, und all der Schmerz und all die Willensakte dazwischen. Ich verstand bestimmte orientalische mystische Symbole wie die Todesmutter, Kali, nicht, bis ich erkannte, es war überhaupt nicht mystisch, nur blanke Tatsache. Ein sexueller ›Unfall‹ im barrayaranischen Stil kann eine Kette von Kausalität beginnen, die bis zum Ende der Zeiten nicht aufhört. Unsere Kinder verändern uns … ob sie leben oder nicht. Obwohl euer Kind dieses Mal sich als bloße Schimäre herausstellte, war Drou von dieser Veränderung berührt. Waren Sie es nicht auch?«
Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich dachte nicht über all dies nach. Ich wollte nur normal sein. Wie andere Männer.«
»Ich denke, Ihre Instinkte waren in Ordnung. Sie sind nur nicht alles. Glauben Sie nicht, Sie könnten Ihre Instinkte und Ihren Intellekt einmal dazu bringen, zusammenzuarbeiten, anstatt gegeneinander?«
Er schnaubte. »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht … wie ich jetzt zu ihr durchkomme. Ich habe gesagt, dass es mir leid tut.«
»Es funktioniert nicht zwischen euch beiden, nicht wahr?«
»Nein.«
»Wissen Sie, was mich am meisten beschäftigt hat, auf der Reise hierher?«, sagte Cordelia.
»Nein …«
»Ich konnte nicht Adieu zu Aral sagen. Falls … irgend etwas mir – oder auch ihm – zustößt, dann wird etwas zwischen uns hängen bleiben, unentwirrt. Und es wird keine Möglichkeit mehr geben, das richtigzustellen.«
»Mm.« Er kroch noch ein bisschen mehr in sich hinein, wie
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