Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
verletzen einander fortwährend.«
    »O nein, nicht Sie beide, Mylady! Sie erscheinen so, so vollkommen.«
    »Denken Sie mal nach, Drou. Können Sie sich vorstellen, in welcher geistigen Verfassung Aral genau in dieser Minute ist, wegen meiner Taten? Ich kann es. Ich tue es.«
    »Oh.«
    »Aber Schmerz … erscheint mir ein unzureichender Grund zu sein, das Leben nicht zu umarmen. Totsein ist ganz schmerzlos. Schmerz kommt wie die Zeit einfach so, trotz allem. Die Frage ist, welche glorreichen Augenblicke Sie dem Leben abgewinnen können, zusätzlich zum Schmerz.«
    »Ich weiß nicht sicher, ob ich dem folge, Mylady. Aber … ich habe ein Bild, in meinem Kopf. Von mir und Kou, an einem Strand, ganz allein. Es ist so warm. Und wenn er mich anschaut, dann sieht er mich, sieht wirklich mich, und liebt mich … «
    Cordelia schürzte ihre Lippen. »Ja … das genügt. Kommen Sie mit mir.«
    Das Mädchen stand folgsam auf. Cordelia führte sie zurück in den Korridor, platzierte mit sanfter Gewalt Kou am einen Ende des Sofas, setzte Drou ans andere und ließ sich zwischen beide plumpsen. »Drou, Kou hat Ihnen ein paar Dinge zu sagen. Da Sie beide anscheinend verschiedene Sprachen sprechen, hat er mich gebeten, seine Dolmetscherin zu sein.«
    Kou machte eine verlegene, verneinende Geste über Cordelias Kopf hinweg.
    »Dieses Handzeichen bedeutet: Ich würde lieber den Rest meines Lebens in die Luft jagen, als fünf Minuten wie ein Narr aussehen. Ignorieren Sie’s«, sagte Cordelia. »Nun, lasst mich mal sehen. Wer beginnt?«
    Es herrschte ein kurzes Schweigen. »Habe ich erwähnt, dass ich auch die Rollen euer beider Eltern spiele? Ich denke, ich fange damit an, Kous Mama zu sein. Nun gut, Sohn, hast du schon irgendein nettes Mädchen getroffen? Du bist jetzt schon fast sechsundzwanzig, weißt du. Ich habe jenes Vid gesehen«, fügte sie in ihrer normalen Stimme hinzu, als Kou sich zusammenkrampfte.
    »Ich habe ihren Stil, nicht wahr? Und ihr Wesen. Und Kou sagt: ›Ja, Mama, da gibt es dieses großartige Mädchen. Jung, groß, intelligent‹ – und Kous Mama sagt: ›Hihi!‹ Und engagiert mich, eure freundliche Vermittlerin aus der Nachbarschaft. Und ich gehe zu Ihrem Vater, Drou, und sage: ›Da gibt es diesen jungen Mann. Er ist kaiserlicher Leutnant, persönlicher Sekretär des Lordregenten, Kriegsheld, vorgesehen für eine Karriere im Kaiserlichen Hauptquartier‹ – und er sagt: ›Sie brauchen nichts weiter zu erzählen! Wir nehmen ihn. Hihi!‹ Und …«
    »Ich denke, er wird mehr zu sagen haben als nur das!«, unterbrach Kou.
    Cordelia wendete sich Droushnakovi zu. »Was Kou gerade sagte, heißt, er meint. Ihre Familie wird ihn nicht mögen, weil er ein Krüppel ist.«
    »Nein!«, sagte Drou ungehalten. »Das ist nicht so …«
    Cordelia hielt ihre Hand Einhalt gebietend hoch. »Als Ihre Vermittlerin, Kou, lassen Sie mich Ihnen sagen: Wenn die liebreizende einzige Tochter eines Mannes auf jemanden zeigt und mit Bestimmtheit sagt: Papa, den möchte ich haben, dann antwortet ein kluger Vater nur: Jawohl, meine Liebe. Ich gebe zu, die drei großen Brüder mögen schwerer zu überzeugen sein. Bringen Sie das Mädchen zum Weinen, dann könnten Sie mal ein ernstes Problem in einem finsteren Seitengässchen bekommen. Womit ich annehme, dass Sie sich noch nicht bei ihnen beschwert haben, Drou?«
    Das Mädchen unterdrückte ein unwillkürliches Kichern. »Nein!«
    Kou blickte drein, als sei dies ein neuer und erschreckender Gedanke.
    »Sehen Sie«, sagte Cordelia, »Sie können noch der brüderlichen Vergeltung entkommen, Kou, wenn Sie sich beeilen.« Sie wandte sich zu Drou: »Ich weiß, er war ein Flegel, aber ich verspreche Ihnen, er ist ein erziehbarer Flegel.«
    »Ich habe gesagt, dass es mir leid tut«, sagte Kou, es klang pikiert.
    Drou wurde starr. »Ja. Mehrfach«, sagte sie kühl.
    »Und hier kommen wir zum Kern der Geschichte«, sagte Cordelia langsam und ernst. »Was Kou wirklich meint, Drou, ist, dass es ihm nicht im geringsten leid tut. Der Augenblick war wundervoll, Sie waren wundervoll, und er möchte es wieder tun. Und wieder und immer wieder, mit niemandem anderen als Ihnen, für immer, von der Gesellschaft gebilligt und ohne Unterlass. Ist das richtig so, Kou?«
    Kou schaut ganz verblüfft drein. »Nun gut – ja!«
    Drou blinzelte. »Aber … das ist es doch! Ich hatte immer gehofft, dass du das irgendwann mal sagst!«
    »Das war es?« Er lugte über Cordelias Kopf.
    Dieses System der Vermittler hat

Weitere Kostenlose Bücher