Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
er, er könnte sich auf seine Weise aus der Vergeltung herausreden, wenn er nur die richtigen Stichwörter traf. Irgendwie bezweifelte Cordelia aber, dass er sie treffen würde. Vordarian war nicht auf pompöse Weise böse, wie Vorrutyer es gewesen war, nicht persönlich pervertiert wie Serg, doch nichtsdestoweniger war von ihm Böses ausgegangen, nicht von seinen Lastern, sondern von seinen Tugenden: dem Mut seiner konservativen Überzeugungen, seiner Leidenschaft für Kareen. Cordelias Kopf tat scheußlich weh.
    »Wir haben nie bewiesen, dass Sie hinter Evon Vorhalas steckten«, sagte sie ruhig. »Danke für die Information.«
    Das ließ ihn für einen Moment verstummen. Seine Augen wanderten unruhig zu der Tür, die bald nach innen bersten würde, entzündet von dem Inferno dahinter.
    »Wenn ich tot bin, bin ich für Sie nicht mehr nützlich als Geisel«, sagte er und straffte sich würdevoll.
    »Sie sind für mich überhaupt nicht mehr nützlich, Kaiser Vidal«, sagte Cordelia offen. »Bis jetzt hat es in diesem Krieg mindestens fünftausend Tote gegeben. Jetzt, da Kareen tot ist – wie lange wollen Sie noch weiterkämpfen?«
    »Immer weiter«, knurrte er bleich. »Ich werde Kareen rächen – werde sie alle rächen …«
    Die falsche Antwort, dachte Cordelia mit einer seltsam euphorischen Traurigkeit. »Bothari!« Er war sofort an ihrer Seite. »Heben Sie das Schwert auf!« Er tat es. Sie setzte den Replikator auf dem Boden ab und legte ihre Hand kurz auf seine, die das Heft des Schwertes umschlossen hielt. »Bothari, richten Sie diesen Mann für mich hin, bitte.« Der Ton ihrer Stimme klang in ihren eigenen Ohren auf unheimliche Weise heiter und gelassen, als hätte sie gerade Bothari gebeten, ihr die Butter zu reichen. Mord brauchte wirklich keine Hysterie.
    »Jawohl, Mylady«, erwiderte Bothari und hob die Klinge. Seine Augen funkelten freudig.
    »Was?«, kreischte Vordarian überrascht. »Sie sind eine Betanerin! Sie können das nicht …«
    Der blitzende Schwertschlag schnitt seine Worte, seinen Kopf und sein Leben ab. Es war wirklich außerordentlich glatt und sauber gegangen, trotz der letzten Blutspritzer aus seinem Halsstumpf. Vorkosigan hätte Botharis Dienste an dem Tag in Anspruch nehmen sollen, als sie Carl Vorhalas hinrichteten. Diese ganze Kraft des Oberkörpers, verbunden mit diesem außerordentlichen Stahl … sie schreckte aus diesen Wendungen ihrer Gedanken wieder in die Realität, als Bothari neben Vordarians Leichnam auf die Knie fiel, das Schwert fallen ließ und sich an den Kopf fasste. Er schrie. Es war, als käme Vordarians Todesschrei aus Botharis Mund.
    Sie ließ sich neben ihm nieder und hatte plötzlich wieder Angst, obwohl sie unempfindlich gegenüber Furcht gewesen war, seit Kareen nach dem Nervendisruptor gegriffen und dieses ganze Chaos ausgelöst hatte. Von ähnlichen Stimuli erregt, hatte Bothari die verbotene Rückerinnerung, vermutete Cordelia, an jene aufrührerischen Enthauptungen, über die das barrayaranische Oberkommando entschieden hatte, dass er sie vergessen müsste. Sie verwünschte sich selbst dafür, dass sie diese Möglichkeit nicht vorhergesehen hatte. Würde ihn das umbringen?
    »Diese Tür ist schon höllisch heiß«, berichtete Droushnakovi, die bleich und zitternd neben dem Eingang stand. »Mylady, wir müssen von hier jetzt verschwinden.«
    Bothari keuchte heftig und presste noch seine Hände gegen seinen Kopf, aber noch während sie ihn beobachtete, wurde sein Atem etwas ruhiger. Sie verließ ihn und kroch blind auf dem Boden umher. Sie brauchte etwas, etwas Wasserfestes … Da, am Boden des Kleiderschranks, lag ein robuster Plastikbeutel, der einige Paare von Kareens Schuhen enthielt, die zweifellos hastig von einer Dienerin hierhergebracht worden waren, als Vordarian angeordnet hatte, dass Kareen in seine Gemächer ziehen sollte.
    Cordelia leerte die Schuhe aus, stolperte zurück um das Bett herum und hob Vordarians Kopf von der Stelle auf, wo er hingerollt war. Er war schwer, aber nicht so schwer wie der Uterusreplikator. Sie zog die Verschluss-Schnüre fest zu.
    »Drou. Sie sind in der besten Verfassung. Tragen Sie den Replikator. Beginnen Sie mit dem Abstieg. Lassen Sie ihn nicht fallen.« Wenn sie selbst Vordarian fallen ließe, sagte sich Cordelia, so würde ihm das kaum noch Schaden zufügen.
    Droushnakovi nickte und nahm sowohl den Replikator wie das weggeworfene Schwert auf. Cordelia war sich nicht sicher, ob Drou das Schwert wegen seines neu

Weitere Kostenlose Bücher