Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
warf seine Uniform zugunsten eines zivilen Mantels ab und verschwand in einer Seitenstraße.
    Sie fuhren den ganzen Nachmittag im Zickzack über schlechte Seitenstraßen, um Vorinnis’ neutralen Distrikt zu erreichen, wo der altersschwache Bodenwagen nach einem Bruch der Kraftübertragung den Geist aufgab. Sie verließen ihn und wechselten jetzt zum Monorail-System über, wobei Cordelia ihre erschöpfte kleine Gruppe vorantrieb, im Wettlauf mit der Uhr in ihrem Kopf.
    Um Mitternacht meldeten sie sich bei der ersten militärischen Einrichtung hinter der nächsten loyalistischen Grenze, einem Nachschubdepot. Drou musste sich einige Minuten mit dem Nachdienstoffizier herumstreiten, bis sie ihn überreden konnte, 1. die Gruppe zu identifizieren, 2. sie hereinzulassen und 3. sie das militärische Kommunikationsnetz benutzen zu lassen, um in Basis Tanery anzurufen und ein Transportmittel anzufordern. An diesem Punkt wurde der Offizier vom Dienst erheblich effizienter. Ein Hochgeschwindigkeitsshuttle mit einem frischen Piloten wurde eilends losgeschickt, um sie abzuholen.
    Als sie sich Basis Tanery im Morgengrauen aus der Luft näherten, erlebte Cordelia ein außerordentlich unangenehmes déjà vu. Es glich alles so ihrer ersten Ankunft aus den Bergen, dass sie das Gefühl hatte, in einer Zeitschleife gefangen zu sein. Vielleicht war sie gestorben und in die Hölle gekommen, und ihre ewige Qual würde darin bestehen, die Ereignisse der letzten drei Wochen immer wieder und wieder ohne Ende wiederholen zu müssen. Sie zitterte.
    Droushnakovi beobachtete sie besorgt. Der erschöpfte Bothari schlummerte in der Passagierkabine des Shuttle. Illyans zwei Männer vom Sicherheitsdienst, die nach Cordelias Eindruck wie Zwillinge der Männer Vordarians aussahen, die sie in der Residenz getötet hatten, bewahrten nervöses Schweigen. Cordelia hielt den Uterusreplikator besitzergreifend auf ihrem Schoß. Der Plastikbeutel befand sich zwischen ihren Füßen. Sie war auf irrationale Weise unfähig, eines dieser beiden Objekte aus ihrer Sicht wegzugeben, obwohl es klar war, dass es Drou vorgezogen hätte, wenn der Beutel im Gepäckbereich befördert worden wäre.
    Die Luftfähre kam elegant auf ihrer Landezone nieder, ihre Motoren heulten noch einmal auf und schwiegen dann.
    »Ich möchte Hauptmann Vaagen sehen, und ich möchte ihn sofort sehen«, wiederholte Cordelia zum fünftenmal, als Illyans Männer sie unterirdisch in den Meldebereich des Sicherheitsdienstes führten.
    »Jawohl, Mylady. Er ist schon unterwegs«, versicherte ihr der Sicherheitsoffizier erneut. Sie warf ihm einen finsteren, misstrauischen Blick zu.
    Vorsichtig nahmen die Sicherheitsleute ihnen ihr persönliches Waffenarsenal ab. Cordelia konnte sie dafür nicht tadeln, sie hätte ihrer wild aussehenden Mannschaft auch keine geladenen Waffen anvertraut.
    Dank Ezars Geheimversteck waren die Frauen nicht schlecht gekleidet, allerdings war da nichts in Botharis Größe gewesen, und deshalb hatte er seine verräucherte und stinkende schwarze Arbeitsuniform angelassen. Glücklicherweise fielen die getrockneten Blutspritzer nicht sonderlich auf.
    Aber ihrer aller Gesichter waren hohläugig, von Falten durchzogen und überschattet. Cordelia zitterte, Botharis Hände und Augenlider zuckten, und Droushnakovi hatte die beunruhigende Neigung, plötzlich und unvermittelt anzufangen, leise zu weinen, und dann ebenso plötzlich aufzuhören, wie sie begonnen hatte.
    Endlich – es waren nur Minuten, sagte Cordelia sich selbst entschlossen – erschien Hauptmann Vaagen, mit einem Medizintechniker an seiner Seite. Er trug die grüne Interimsuniform und seine Schritte waren schnell, wieder die alte Vaagen-Geschwindigkeit. Das einzige Überbleibsel seiner Verletzungen schien die schwarze Augenklappe zu sein: sie sah an ihm gut aus und gab ihm das elegante Aussehen eines Piraten. Cordelia hoffte, dass die Klappe nur der vorübergehende Teil einer sich noch hinziehenden Behandlung war.
    »Mylady!« Er brachte ein Lächeln zustande, das erste, das seit langer Zeit diese Gesichtsmuskeln verzogen hatte, empfand Cordelia. Sein eines Auge funkelte triumphierend. »Sie haben ihn!«
    »Ich hoffe, Hauptmann.« Sie hielt den Replikator hoch, den zu berühren sie den Sicherheitsleuten verwehrt hatte. »Ich hoffe, wir sind noch rechtzeitig angekommen. Es leuchten noch keine roten Lichter auf, aber es gab schon ein warnendes Piepsen. Ich habe es abgeschaltet, es hätte mich verrückt gemacht.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher