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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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teilnehmen. Das ist eine spektakuläre Gelegenheit …«
    Kareens Gesicht war, als sie wieder zu Cordelia blickte, furchtbar vor Hoffnung. Ja, dachte Cordelia. Du wurdest betrogen. Belogen. Dein Sohn lebt, du musst dich wieder bewegen, denken und fühlen, nichts mehr von der wandelnden Stumpfheit eines toten Geistes jenseits aller Schmerzen. Was ich dir gebracht habe, ist kein Geschenk. Es ist ein Fluch.
    »Kareen«, sagte Cordelia sanft, »wo ist mein Sohn?«
    »Der Replikator ist auf einem Bord in dem eichenen Wandschrank, im Schlafzimmer des alten Kaisers«, erwiderte Kareen ruhig und blickte Cordelia fest in die Augen. »Und wo ist mein Sohn?«
    Cordelias Herz schmolz in Dankbarkeit für ihren Fluch, den lebendigen Schmerz. »Sicher und wohlauf, wie ich ihn das letzte Mal gesehen habe, solange dieser Thronräuber«, sie machte mit ihrem Kopf einen Ruck in Richtung von Vordarian, »nicht herausfindet, wo. Du fehlst Gregor sehr. Er schickt dir liebe Grüße.« Ihre Worte waren wie Dornen, die in Kareens Leib getrieben wurden.
    Das weckte Vordarians Aufmerksamkeit. »Gregor ist auf dem Grund eines Sees, getötet beim Absturz eines Fliegers mit dem Verräter Negri«, sagte er hart. »Die hinterhältigste Lüge ist die, die du zu hören wünschst. Pass auf dich auf, Mylady Kareen. Ich konnte ihn nicht retten, aber ich werde ihn rächen. Das verspreche ich dir.«
    Ach nein, warte, Kareen. Cordelia biss sich auf die Lippen. Nicht hier. Zu gefährlich. Warte auf deine beste Gelegenheit. Warte wenigstens, bis der Mistkerl schläft – aber wenn selbst eine Betanerin zögerte, ihren Feind im Schlaf zu erschießen, um wie viel weniger eine Vor? Sie ist eine echte Vor …
    Ein unfreundliches Lächeln kräuselte Kareens Lippen. Ihre Augen leuchteten. »Dieser Schuh war nie unter Wasser«, sagte sie sanft.
    Cordelia hörte die mörderischen Untertöne wie eine Glocke läuten, Vordarian hörte anscheinend nur den Hauch eines mädchenhaften Kummers. Er blickte auf den Schuh, ohne dessen Botschaft zu begreifen, und schüttelte den Kopf, als müsste er ihn von statischen Störungen befreien. »Du wirst eines Tages einen anderen Sohn gebären«, versprach er ihr gütig. »Unseren Sohn.«
    Warte, warte, warte, schrie Cordelia innerlich.
    »Niemals«, flüsterte Kareen. Sie trat zurück neben den Wächter am Eingang, schnappte seinen Nervendisruptor aus seinem offenen Halfter, zielte direkt auf Vordarian und feuerte.
    Der verblüffte Wächter schlug ihre Hand nach oben, der Schuss ging weit daneben und prasselte in die Decke. Vordarian warf sich hinter dem Tisch, dem einzigen Möbelstück in dem Raum, in Deckung und rollte zu Boden. Sein Livrierter griff in einer reinen Reflexbewegung nach seinem Nervendisruptor und feuerte. Kareens Gesichtsmuskeln verkrampften sich im Todeskampf, während das blaue Feuer ihren Kopf umfloss, ihr Mund öffnete sich zu einem letzten lautlosen Schrei. Warte! schrie Cordelias Gedanke.
    Vordarian, der aufs äußerste erschrocken war, bellte: »Nein!«, rappelte sich auf und riss einem anderen Wächter dessen Disruptor aus der Hand. Der Livrierte, der die Ungeheuerlichkeit seines Fehlers erkannte, warf seine Waffe weg, als wollte er sich von seiner Tat distanzieren. Vordarian erschoss ihn.
    Cordelia war es, als kippte der ganze Raum um sie herum um. Ihre Hand umklammerte das Heft des Stockdegens und löste den Mechanismus aus, der die Scheide gegen den Kopf eines der Wächter fliegen ließ, dann ließ sie die Klinge hart auf das Gelenk von Vordarians Waffenhand niedersausen. Er schrie auf, Blut spritzte, und der Nervendisruptor flog zur Seite. Droushnakovi sprang schon nach dem ersten weggeworfenen Disruptor. Bothari erledigte sein Ziel mit nur einem tödlichen Handkantenschlag in den Nacken. Cordelia drängte sich nach vorn und schlug die Tür vor den Wachen im Korridor zu. Eine Ladung aus einem Betäuber zischte in die Wände, dann erledigten drei blaue Blitze, die Droushnakovi in rascher Folge abfeuerte, die letzten von Vordarians Leuten.
    »Packen Sie ihn«, schrie Cordelia Bothari zu. Vordarian, der am ganzen Leib zitterte und mit seiner linken Hand sein halb durchtrenntes rechtes Handgelenk umklammert hielt, war in einer denkbar schlechten Verfassung für Widerstand, obwohl er um sich schlug und schrie. Sein Blut lief herab in der Farbe von Kareens Morgenmantel. Bothari umfasste Vordarians Kopf mit einem festen Griff und presste ihm den Nervendisruptor an den Schädel.
    »Raus hier«, stieß Cordelia

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