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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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zurück und prallte gegen seinen Stuhl.
    Zum Luftschnappen hatte er auch allen Grund. Ich kannte die bullige Gestalt mit dem Schakalkopf.
    »Aufhören!« Underwoods Gesicht war kreidebleich und er klammerte sich an die Stuhllehne.
    »Wie bitte?« Simon Lovelace hielt sich die gewölbte Hand ans Ohr. »Ich kann Sie nicht verstehen.« 78
(So ein Quatsch. Diese Zauberer sind wirklich unglaubliche Schmierenschauspieler)
    »Aufhören! Sie haben gewonnen! Ich bringe Sie in mein Arbeitszimmer! Rufen Sie das da zurück!«
    Die Gestalt wurde noch größer. Underwood duckte sich. Der Troll machte ein klägliches Gesicht und verzog sich schleunigst wieder zwischen die Fliesen. Ich trippelte unter der Decke nervös von einem Bein aufs andere und fragte mich, was ich machen sollte, falls Jabor tatsächlich ins Zimmer kam. 79
(Also hatte Faquarl Recht behalten. Eine kleine Armee aus Horla und Utukku hatte Jabor nicht aufzuhalten vermocht. Das verhieß nichts Gutes.
)
    Mit einer raschen Geste von Lovelace verschwand der Gang mitsamt Jabor. Die Wand war wieder dort, wo sie hingehörte, und Underwoods Großmutter lächelte von dem vergilbten Foto, das in der Mitte hing.
    Underwood kniete neben den Scherben seines Teeservice’. Er zitterte so heftig, dass er kaum aufstehen konnte.
    »Wo geht’s zu Ihrem Arbeitszimmer, Arthur?«, erkundigte sich Simon Lovelace.

Nathanael
29
    Nathanael stand auf dem Treppenabsatz und hielt sich am Geländer fest, als fürchtete er hinzufallen. Vom Esszimmer unten hörte man gedämpfte Stimmen, die mal lauter, mal leiser wurden, doch das nahm er kaum wahr. In seinem Kopf überstürzten sich die Gedanken und blendeten alle Geräusche aus. Nur ein unfähiger Zauberer ist ein schlechter Zauberer. Und was bedeutete unfähig? Dass man die Kontrolle verlor. Ganz allmählich war Nathanael in den vergangenen Tagen die Kontrolle entglitten. Erst hatte Bartimäus seinen richtigen Namen erfahren. Das hatte er mithilfe der Tabaksdose noch regeln können, doch der Friede war nicht von Dauer gewesen. Stattdessen war eine Katastrophe der anderen gefolgt, Schlag auf Schlag. Man hatte Bartimäus gefangen genommen, Underwood war ihm auf die Schliche gekommen, und Nathanaels Laufbahn war zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Und jetzt weigerte sich der Dämon auch noch, seine Befehle auszuführen. Dabei stand Lovelace höchstpersönlich vor der Tür, während Nathanael nichts anderes übrig blieb, als tatenlos zuzusehen. Er war den Ereignissen, die er selbst ins Rollen gebracht hatte, hilflos ausgeliefert…
    Ein leises Geräusch drang durch sein Selbstmitleid und rüttelte ihn wach: Mrs Underwoods fröhliches Summen. Sie trottete durch den Flur zum Esszimmer und brachte Tee. Nathanael hörte das Geschirr auf dem Tablett klirren. Er vernahm ein Klopfen, noch mehr Geklirr, als sie eintrat, dann war alles ruhig.
    Mit einem Schlag vergaß Nathanael seine eigene verzweifelte Lage. Mrs Underwood war in Gefahr! Der Feind war im Haus. Bestimmt würde er Underwood überreden oder zwingen, ihn das Arbeitszimmer durchsuchen zu lassen. Er würde das Amulett finden und dann… was würde Lovelace Mr Underwood – und seiner Frau – dann antun?
    Bartimäus hatte ihn angewiesen, nach oben zu gehen und sich auf das Schlimmste gefasst zu machen. Doch Nathanael hatte es satt, untätig abzuwarten. Noch war er mit seinem Latein nicht am Ende. Die Situation war zwar völlig verfahren, aber er konnte immer noch eingreifen. Die beiden Zauberer hielten sich im Esszimmer auf, in Underwoods Arbeitszimmer war niemand. Wenn er sich hineinschlich und das Amulett holte, konnte er es vielleicht woanders verstecken, auch wenn Bartimäus anderer Meinung war.
    Leise und flink stahl er sich treppab in den ersten Stock, wo sich das Zimmer und das Labor seines Meisters befanden. Die gedämpften Stimmen aus dem Erdgeschoss wurden lauter. Er glaubte, Underwood zetern zu hören. Ihm blieb nicht viel Zeit. Nathanael eilte durch die Räume, bis er an die Tür kam, hinter der die kleine Treppe hinunter ins Arbeitszimmer führte. Dort blieb er stehen. Als er zuletzt hier gestanden hatte, war er sechs Jahre alt gewesen. Lang zurückliegende Erinnerungen holten ihn ein und ließen ihn schaudern, doch er schüttelte sie ab. Er ging weiter, die Stufen hinunter…
    Und blieb wie angewurzelt stehen.
    Sein Blick war auf den fünfzackigen roten Stern auf der Arbeitszimmertür gefallen. Nathanael stöhnte auf. Inzwischen erkannte er einen Abwehrzauber, wenn er

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