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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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den Zähnen. Er musste unbedingt wieder warm werden, das war noch wichtiger als etwas zu essen, obwohl sein Magen knurrte wie ein großer Hund. Das Flämmchen tanzte lustig.
    »Ja«, sagte er heiser. »Mach Feuer.«
    Die Flamme erstarb. Der Junge runzelte die Stirn. »Das war jetzt aber nicht sehr höflich.«
    Nathanael schloss die Augen und seufzte tief: »Bitte.«
    »Schon besser.« Ein kleiner Funke sprang auf einen Holzhaufen über und steckte ihn in Brand. Nathanael schlurfte hin, kauerte sich davor und hielt die Hände dicht an die Flammen.
    Der Dschinn ging eine Weile schweigend im Zimmer auf und ab. Langsam kehrte das Gefühl in Nathanaels Finger zurück, doch sein Gesicht blieb taub. Irgendwann merkte er, dass sich der Dschinn neben ihm auf die Fersen gehockt hatte und mit einem langen Span im Feuer herumstocherte.
    »Besser so?«, erkundigte er sich. »Ich hoffe, du taust wieder auf.« Er wartete höflich auf eine Antwort, doch Nathanael blieb stumm. »Ich will dir mal was sagen«, fuhr der Dschinn im Plauderton fort, »du bist echt ein ulkiges Kerlchen. Ich hab schon eine Menge Zauberer kennen gelernt, aber kaum einer von denen war dermaßen lebensmüde wie du. Die meisten hätten es nicht für besonders schlau gehalten, einem mächtigen Feind einfach zu erzählen, dass man seinen Schatz geklaut hat. Schon gar nicht, wenn man sich nicht wehren kann. Aber du hast damit offenbar kein Problem.«
    »Ich hatte keine andere Wahl«, antwortete Nathanael kurz angebunden. Er hatte keine Lust, sich zu unterhalten.
    »Mhmm. Bestimmt hattest du einen Superplan, der mir total entgangen ist. Nicht nur mir – Lovelace übrigens auch. Aber jetzt kannst du ihn mir ja verraten.«
    »Sei still!«
    Der Dschinn rümpfte die Nase. »Ach, das war dein Plan? Alle Achtung – einfach, aber genial. Darf ich dich trotzdem dran erinnern, dass du mich mit deinem komischen Anfall von Ehrlichkeit ebenfalls in Lebensgefahr gebracht hast?« Er griff plötzlich ins Feuer, holte ein Stück Glut heraus und drehte es nachdenklich hin und her. »Ich hatte schon mal so einen Herrn wie dich. Das war auch so ein sturer Esel, der von mir keinen guten Rat annehmen wollte. Er ist jung gestorben.« Der Dämon seufzte und warf das Stück Glut wieder ins Feuer. »Na ja – Ende gut, alles gut.«
    Nathanael sah den Dschinn zum ersten Mal an. »Gut?«
    »Du lebst noch. Das ist doch gut, oder nicht?«
    Mrs Underwoods Gesicht tauchte in den Flammen auf und blickte Nathanael an. Er rieb sich die Augen.
    »Ich sag’s ungern«, meinte der Dschinn, »aber Lovelace hatte Recht. Du hast dich gestern reichlich übernommen. So was ist unprofessionell. Du hast Glück gehabt, dass ich gerade da war und dich retten konnte. Was hast du denn jetzt vor? Willst du nach Prag?«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, Lovelace weiß, dass du entkommen bist. Bestimmt sucht er dich schon überall – und du hast ja selber gesehen, wie weit er geht, um dich zum Schweigen zu bringen. Dir bleibt nichts anderes übrig, als von der Bildfläche zu verschwinden und London zu verlassen. Im Ausland bist du am besten aufgehoben. In Prag zum Beispiel.«
    »Wieso ausgerechnet Prag?«
    »Die Zauberer dort würden dir vielleicht helfen. Außerdem soll es da gutes Bier geben.«
    Nathanael verzog verächtlich den Mund. »Ich bin kein Verräter.«
    Der Junge zuckte die Achseln. »Wenn Auswandern für dich nicht infrage kommt, solltest du dich auf ein zurückgezogenes Leben einstellen. Da gibt’s ’ne Menge Möglichkeiten. Mal überlegen… Wenn ich dich so ansehe, würde ich schwere körperliche Arbeit schon mal ausschließen. Dazu bist du zu mickrig. Auf dem Bau arbeiten kannst du dir abschminken.«
    Nathanael warf ihm einen empörten Blick zu. »Ich hatte nicht die Absicht…«
    Der Dschinn ignorierte ihn. »Dass du so ein Zwerg bist, könnte aber auch von Vorteil sein – ich hab’s! Schornsteinfegergehilfe, das ist die Lösung! Halbe Portionen, die zwischen den Schloten rumturnen, werden immer gesucht.«
    »Halt! Ich werde auf keinen…«
    »Du könntest dich auch bei den Kanalarbeitern nützlich machen. Da kriegst du einen kleinen Besen, einen Haken und einen Pömpel, kriechst damit in die Kanäle, die für die Erwachsenen zu eng sind, und beseitigst Verstopfungen.«
    »Ich hatte nicht vor…«
    »Es gibt hunderte von Möglichkeiten! Alles immer noch besser als ein toter Zauberer zu sein!«
    »Halt die Klappe!« Lautes Sprechen strengte Nathanael so an, dass er glaubte, ihm würde der Kopf

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