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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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dabeihattest? Hast du sie ihnen gezeigt?«
    »Nein. Glaubst du, ich bin verrückt?«
    »Darum geht es jetzt nicht. Bist du ganz sicher, dass du sie nicht rausgeholt hast, als du in der Tasche nach Geld gekramt hast?«
    »Ja. Aber der Zeitungsjunge wusste es irgendwie trotzdem. Als ob er ein Dschinn oder ein Kobold wäre.«
    »Soso…« Das hörte sich tatsächlich nach der gleichen Bande an, die mich an dem Abend überfallen hatte, als ich mit dem Amulett von Samarkand unterwegs war. Auch dieses Mädchen und seine Spießgesellen hatten genau gewusst, dass ich das Amulett bei mir trug, obwohl sie es vorher nicht gesehen hatten, und später hatten sie mich sogar unter meinem Tarnzauber entdeckt. Nützliche Fähigkeiten…, die sie offensichtlich gezielt anwendeten. Wenn sie tatsächlich zum so genannten »Widerstand« gehörten, war die Opposition gegen die Zaubererregierung offenbar besser ausgerüstet, als ich angenommen hatte – und konnte der Regierung ernsthaft gefährlich werden. Auch in London änderten sich die Zeiten…
    Dem Jungen vertraute ich diese Überlegungen nicht an. Er war nach wie vor mein natürlicher Feind, und das Letzte, was ein Zauberer verdient, sind scharfsinnige Schlussfolgerungen. »Lassen wir deine Missgeschicke mal einen Moment beiseite«, sagte ich. »Willst du hören, was ich zu berichten habe?«
    Er brummte zustimmend. »Hast du Heddleham Hall gefunden?«
    »Allerdings. Und wenn du willst, bringe ich dich hin. An der Themse entlang gibt es eine Bahnlinie nach Süden, über eine Brücke und dann aus London heraus. Aber vielleicht sollte ich dir zuerst von den Sicherheitsvorkehrungen erzählen, mit denen Lovelace das Anwesen seiner Freundin ausgerüstet hat. Wirklich erstklassig. Fliegende Foliot durchstreifen die ganze Umgebung und höhere Wesenheiten materialisieren sich nach dem Zufallsprinzip auf dem Gelände selbst. Über dem Gebäude wurden mindestens zwei Schutzkuppeln errichtet, die ebenfalls ständig den Standort wechseln. Es ist mir auf meinem Erkundungsausflug nicht gelungen, sie zu durchbrechen, und mit einem Klotz wie dir am Bein dürfte das eher noch schwieriger werden.«
    Er war zu erschöpft, um auf meinen Seitenhieb einzugehen. »Trotzdem spüre ich ganz deutlich, dass sich in Heddleham Hall irgendetwas anbahnt. Wenn schon zwei Tage im Voraus derartig umfassende Sicherheitsvorkehrungen installiert werden, was schließlich einen ungeheuren Kraftaufwand bedeutet, kann das nur heißen, dass hier jemand etwas im Schilde führt.«
    »Wie lange braucht man bis dorthin?«
    »Wenn wir den Frühzug erwischen, können wir bei Einbruch der Dunkelheit an der Grenze des Anwesens sein. Von dort bis zum Haus ist es noch ein langer Fußmarsch. Aber dann müssten wir jetzt sofort aufbrechen.«
    »Na schön.« Triefend und tropfend stand er auf.
    »Ist das wirklich dein Ernst?«, vergewisserte ich mich. »Ich kann dich auch zum Hafen bringen. Du kannst bestimmt auf irgendeinem Kreuzfahrtschiff als Kabinensteward anfangen. Das Seemannsleben ist zwar hart, aber dafür sehr gesund, denk nur an die gute Salzluft.«
    Er antwortete nicht. Er ging bereits zur Tür. Ich seufzte, löschte das Feuer und lief hinterher.
    Ich hatte beschlossen, über einen Streifen Brachland zu laufen, der sich in südöstlicher Richtung zwischen Fabriken und Lagerhäusern an einem kleinen Nebenfluss der Themse entlangzog. Eigentlich war es eher ein Bach, doch er schlängelte sich munter durch eine Art Miniflussebene und schuf dabei ein Labyrinth aus kleinen Hügeln, Morastflecken und kleinen Tümpeln. Wir kamen mehr schlecht als recht voran und brauchten die ganze restliche Nacht. Unsere Schuhe versanken in Matsch und Wasser, Schilf zerschnitt uns Arme und Beine, Insekten surrten uns um die Ohren. Der Junge quengelte die ganze Zeit nur herum. Nach seinem Abenteuer mit den Widerständlern hatte er eine richtige Scheißlaune.
    »Für mich ist es schlimmer als für dich«, knurrte ich, als er mir wieder einmal minutenlang die Ohren voll gejammert hatte. »Ich könnte die ganze Strecke in fünf Minuten fliegen, aber ich muss dir ja unbedingt Gesellschaft leisten. Durch Matsch und Modder zu waten ist eindeutig etwas für Menschen, ich kann darauf verzichten.«
    »Ich sehe überhaupt nicht, wo ich hintrete«, beschwerte er sich. »Kannst du nicht ein bisschen Licht machen?«
    »Bitte sehr – wenn du uns unbedingt die Dschinn von der Nachtschicht auf den Hals hetzen willst! Du hast ja wohl inzwischen gemerkt, dass die

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