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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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jaulte vor Schmerz auf und zog die Hand zurück, mit der er den Jungen schon hatte packen wollen. Nathanael tauchte unter seinem Arm hindurch, drückte die Tür auf und zwängte sich in den Saal.
    Das Insekt auf seinem Ohrläppchen hüpfte vor Aufregung auf und ab. »Schlag ihnen die Tür vor der Nase zu!«
    Nathanael drückte mit aller Kraft, doch nun warf sich der Diener von der anderen Seite mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür und sie öffnete sich wieder.
    Dann hörte man die ruhige, samtige Stimme des Mörders.
    »Egal«, sagte er. »Lass ihn doch. Selber schuld.«
    Die Tür gab nach und Nathanael konnte sie endlich zudrücken. Schlösser schnappten ein, Riegel rasselten.
    Das Stimmchen an seinem Ohr meldete sich zurück. »Das klang aber alles andere als beruhigend«, raunte es.

Bartimäus
41
    Sobald wir in dem vermaledeiten Saal standen und sämtliche Ausgänge verrammelt waren, ging alles ganz schnell. Der Junge konnte sich wahrscheinlich nicht mal mehr richtig umsehen, bevor sich der Schauplatz unwiderruflich veränderte, aber mein Wahrnehmungsvermögen ist natürlich erheblich besser entwickelt. Ich erfasste jede Einzelheit im Bruchteil einer Sekunde.
    Erstens – wo waren wir überhaupt? Neben der verriegelten Tür, am äußersten Rand des runden Glasfußbodens. Damit niemand ausrutschte, hatte man das Glas etwas angeraut, doch es war noch durchsichtig genug, dass der Teppich darunter wunderbar zur Geltung kam. Der Junge stand direkt über der Randbordüre aus ineinander verschlungenen Weinranken. Im Hintergrund warteten etliche Bedienstete hinter mit Gebäck und Getränken beladenen Servierwagen. Davor standen im Halbkreis die Stühle, die ich vom Fenster aus gesehen hatte und die jetzt unter den versammelten Hinterteilen der Zauberer ächzten. Die Gäste nippten an ihren Gläsern und lauschten mit halbem Ohr ihrer Gastgeberin Amanda Cathcart, die auf dem Podium in der Mitte stand und alle willkommen hieß. Hinter ihr wartete mit ausdruckslosem Gesicht Simon Lovelace.
    Die Frau kam zum Schluss. »Zu guter Letzt möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf den Teppich unter Ihren Füßen lenken. Wir haben ihn in Persien in Auftrag gegeben, es dürfte der größte Teppich in ganz England sein. Wenn Sie näher hinschauen, finden Sie sich bestimmt irgendwo verewigt.« (Zustimmendes Gemurmel, vereinzelte Bravorufe.) »Die Debatte heute Nachmittag dürfte bis etwa 18 Uhr dauern. Anschließend wird in den beheizten Zelten draußen im Park das Abendessen serviert und eine Truppe lettischer Schwert-Jongleure wird für Ihre Unterhaltung sorgen.« (Frenetischer Jubel.) »Vielen Dank. Damit darf ich Mr Simon Lovelace, unserem eigentlichen Gastgeber, das Wort erteilen!« (Spärlicher Höflichkeitsapplaus.)
    Während dieses Gesülzes betätigte ich mich eifrig als kleiner Mann im Ohr. 110
(Das meine ich wörtlich. Und ich kann dir versichern, ich habe mich schon an so manchem heiklen Ort versteckt, aber was das Aufkommen an Schmalz betrifft, war der Gehörgang des Jungen kaum zu schlagen.)
Inzwischen war ich nämlich eine Kopflaus, so ziemlich das kleinste Geschöpf, in das ich mich verwandeln kann. Warum ich diese Gestalt wählte? Weil ich nicht wollte, dass mich der Afrit (übrigens ein weiblicher, wie ich jetzt feststellte) früher bemerkte als unbedingt nötig. Sie war weit und breit das einzige nichtirdische Wesen (um das Niveau zu wahren, hatte man sämtlichen Kobolden für die Dauer der Versammlung Saalverbot erteilt) und ich wäre ihr bestimmt sofort verdächtig gewesen.
    »Das hier ist unsere letzte Gelegenheit«, wisperte ich. »Egal was Lovelace vorhat, er wartet bestimmt nicht, bis das holde Afritmädchen die Aura des Amuletts aufspürt. Er hat es sich vorhin umgehängt. Kannst du dich ranschleichen und es ihm aus dem Kragen ziehen? Damit öffnest du den anderen Zauberern vielleicht die Augen.«
    Der Junge nickte und ging auf Zehenspitzen um die hinterste Stuhlreihe herum. Oben auf dem Podium hob Lovelace zu einer schleimigen Begrüßung an:
    »Herr Premierminister, verehrte Damen und Herren, darf ich Ihnen versichern, wie geehrt wir uns…«
    Wir befanden uns jetzt am äußeren Rand des bestuhlten Zuschauerbereichs. Zum Podium brauchte man nur noch an den Stuhlreihen mit den Zauberern vorbeizugehen. Der Junge trabte los und ich feuerte ihn an wie ein Jockey sein williges (wenn auch etwas trotteliges) Pferd.
    Doch schon der erste Abgeordnete streckte die knochige Hand aus und packte ihn am Kragen.
    »Weißt

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