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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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damals gewesen war, sich vor die Richterin hinzustellen und Gerechtigkeit zu fordern! Noch jetzt war ihr das dermaßen peinlich, dass es ihr die Zornesröte ins Gesicht trieb. Von Zauberern Gerechtigkeit erwarten? Allein die Vorstellung war lachhaft. Taten waren das Einzige, was möglicherweise Erfolg versprach. Zumindest unternahmen sie jetzt irgendetwas, um zu bekunden, dass sie nicht mit allem einverstanden waren.
    Sie sah auf die Uhr. Anne war schon eine ganze Weile im Geheim-versteck. Insgesamt waren am Gründertag elf magische Objekte gestohlen worden: neun relativ harmlose Waffen und zwei Edelsteine von unbekanntem Nutzen. Anne war dabei, sie zu verstauen. Draußen regnete es immer stärker. Auf dem kurzen Weg vom Laden zu dem abgelegenen Hinterhof waren sie bis auf die Haut nass geworden. Sogar hier im Keller waren sie nicht richtig vor dem Regen geschützt: Aus einem tiefen Riss im Deckenputz tropfte es ununterbrochen in einen uralten, schwarzen Eimer. Er war schon fast randvoll.
    »Gieß mal den Eimer aus, Stanley«, sagte Kitty.
    Stanley hockte mit hochgezogenen Schultern auf dem Kohlenkasten, den Kopf auf die Knie gelegt. Er zögerte einen Augenblick länger als nötig, dann sprang er von seinem Hochsitz, schnappte sich den Eimer, manövrierte ihn unter einigen Schwierigkeiten zu einem vergitterten Abfluss und kippte ihn dort aus.
    »Warum lässt er nich endlich mal das Rohr reparieren?«, brummte er und stellte den Eimer wieder an seinen Platz. Die ganze Aktion war im Handumdrehen erledigt, trotzdem hatte sich auf dem abgeschabten Ziegelboden bereits eine kleine Pfütze gebildet.
    »Weil es aussehen soll, als ob der Keller leer steht«, antwortete Kitty. »Ist doch logisch.«
    »Das ganze Zeug gammelt da drin bloß vor sich hin. Das hier is kein guter Ort dafür«, murrte Stanley.
    Fred, der sich an der Kellertür postiert hatte und mit einem aufgeklappten Springmesser spielte, nickte zustimmend: »Ich find, wir sollten auch reindürfen.«
    Am anderen Ende des kleinen, von einer einzelnen Glühbirne trüb erleuchteten Raumes stand ein wackliger Stapel Holzscheite an einer Ziegelwand, die zwar ein bisschen abgebröckelt war, sonst aber einen soliden Eindruck machte. Sie wussten alle, wie der Mechanismus funktionierte: dass man einen Hebel in den Boden drücken und gleichzeitig das Mauerstück über dem Holzstapel mit leichtem Druck aufstoßen konnte. Sie kannten das dumpfe, schabende Geräusch, den kalten, chemisch riechenden Dunst, der einem entgegenschlug, aber sie wussten nicht genau, was sich eigentlich alles in diesem Versteck befand, da es nur Anne, der Zeugmeisterin der Gruppe, gestattet war, es zu betreten. Alle anderen mussten draußen bleiben und Wache schieben.
    Kitty lehnte sich an die Wand. »Es hat keinen Zweck, alles auf einmal zu verballern«, sagte sie. »Wir müssen sparsam damit umgehen und warten, bis wir mehr Leute sind.«
    »Das glaubst du ja wohl selber nich.« Stanley hatte sich nicht wieder auf seinem Kohlenkasten niedergelassen, sondern ging gereizt auf und ab. »Nick hat Recht. Die Gewöhnlichen sind Rindviecher. Die unternehmen nie was.«
    »Die ganzen Waffen da drin…«, sagte Fred versonnen. »Wir sollten viel öfter was damit anstellen. So wie Mart.«
    »Gut bekommen ist es ihm ja nicht«, bemerkte Kitty. »Der Premierminister ist immer noch am Leben, oder? Und was wurde aus Mart? Fischfutter.«
    Sie hatte sich absichtlich so drastisch ausgedrückt. Stanley war mit Martin befreundet gewesen. Natürlich musste er ihr widersprechen, und seine raue, aufgebrachte Stimme wurde immer lauter: »Er hat bloß Pech gehabt! Die Kugel war halt nich stark genug. Er hätte Devereaux und das halbe Kabinett umnieten können. Wo bleibt Anne? Wieso kann sie sich nich mal ranhalten?«
    »Du machst dir was vor.« Kitty blieb hartnäckig beim Thema. »Ihre Sicherheitsvorkehrungen waren zu mächtig. Mart hatte überhaupt keine Chance. Wie viele Zauberer haben wir in all den Jahren getötet? Vier? Fünf? Und lauter kleine Fische. Ich sag dir was: Waffen hin oder her – was wir brauchen, ist eine neue Strategie.«
    »Das erzähl ich ihm, was du grade gesagt hast«, erwiderte Stanley. »Wenn er wiederkommt.«
    »Hab ich nicht anders erwartet, alte Petze«, erwiderte Kitty schneidend. Trotzdem lief es ihr kalt den Rücken herunter.
    »Ich hab Hunger«, nörgelte Fred und ließ wieder die Messerklinge herausschnellen.
    Kitty sah ihn an. »Dabei hast du heute Mittag ordentlich reingehauen. Ich

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