Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Freundin aus Prager Zeiten, war. Sie stand seit kurzem im Dienst eines Kollegen von Nathanael, eines griesgrämigen Langweilers namens Ffoukes. Trotz seines strengen Regiments hatte Queezle ihr lebhaftes, munteres Wesen nicht eingebüßt. Wir sahen zu, dass wir so oft wie möglich gemeinsam Streife gehen konnten. 22
(Ich mochte Queezle gern. Sie war erfrischend jung (nach eurer Zeitrechnung gerade mal 1500 Jahre alt) und hatte mit ihren Herren bisher immer Glück gehabt. Ein Einsiedler in der jordanischen Wüste hatte sie als Erster beschworen. Er ernährte sich von Honig und getrockneten Wurzeln und hatte sie mit kühlem Respekt behandelt. Nach seinem Tod war sie weiterer Versklavung erst einmal entgangen, bis irgendwann im 15. Jahrhundert eine französische Magierin ihren Namen ausfindig machte. Auch diese Herrin war ausgesprochen umgänglich und quälte Queezle kein einziges Mal mit dem Aufpeitschenden Zirkel. Als Queezle in Prag landete, war sie deshalb weit weniger verbittert als altgediente Knastbrüder wie ich. Nachdem der Tod unseres Herrn auch ihr die Freiheit wiedergeschenkt hatte, war sie ohne größere Zwischenfälle etlichen Zauberern in China und Ceylon zu Diensten gewesen. )
    In den ersten beiden Nächten passierte nichts, außer dass zwei Foliot, die sich unter die London Bridge verkrochen hatten, weggeschwemmt wurden. In der dritten Nacht jedoch hörte man es kurz vor zwölf im Westflügel der National Gallery laut krachen. Ein Dschinn namens Zeno war als Erster vor Ort, ich als Zweiter. Gleichzeitig kamen etliche Zauberer, darunter auch mein Herr, im Konvoi angebraust, hüllten das Museum in ein engmaschiges Abwehrnetz und befahlen den Angriff.
    Zeno bewies bewundernswerten Mut. Schnurstracks flog er direkt zum Ursprung des Getöses und ward nicht mehr gesehen. Ich war ihm zwar dicht auf den Fersen, an jenem Abend aber bedauerlicherweise etwas klapprig auf den Beinen und verirrte mich außerdem im Labyrinth der vielen Flure, deshalb kam ich nicht rasch genug hinterher und traf erst mit erheblicher Verspätung im Westflügel ein. Inzwischen hatte sich der Eindringling, nachdem er beträchtlichen Schaden angerichtet hatte, leider schon wieder aus dem Staub gemacht.
    Meine Rechtfertigungen machten keinen großen Eindruck auf meinen Herrn, und hätte ich nicht seinen Geburtsnamen gekannt, hätte er sich bestimmt irgendeine originelle Strafe für mich ausgedacht. So aber gelobte er nur, mich in einen Eisenwürfel zu sperren, sollte ich es versäumen, auf den Feind loszugehen, wenn dieser sich das nächste Mal zeigte. Ich merkte, dass er ganz kopflos vor Angst und Sorge war, und versuchte, beruhigend auf ihn einzuwirken. Sein Haar war zerzaust, seine Manschetten waren schlaff, und die Röhrenhosen schlabberten lose um sein Fahrgestell, als hätte er drastisch abgenommen. Zartfühlend wies ich ihn darauf hin.
    »Du musst mehr essen«, riet ich ihm. »Du bist zu dünn. Das Einzige an dir, was zurzeit wächst und gedeiht, sind deine Haare. Wenn du nicht aufpasst, verlierst du bald das Gleichgewicht und kippst vornüber.«
    Er rieb sich die roten, übermüdeten Augen. »Hör endlich auf, an meinen Haaren rumzumeckern, Bartimäus! Essen ist was für Leute, die sonst nichts zu tun haben. Meine Tage sind gezählt – und deine damit auch. Wenn es dir gelingt, den Täter unschädlich zu machen, umso besser, aber wenn nicht, dann finde wenigstens irgendetwas über ihn heraus. Sonst übernimmt bald die Nachtpolizei den Fall.«
    »Na und? Was geht mich das an?«
    »Das wäre mein Untergang«, erwiderte er todernst.
    »Na und? Was kratzt mich das?«
    »Eine ganze Menge, weil ich dich nämlich vor meinem Ableben noch in den Eisenwürfel sperre. Obwohl… ich glaube, ich nehme lieber einen aus Silber, das ist schmerzhafter. Wenn ich nicht bald etwas vorzuweisen habe, kannst du dich schon mal darauf einstellen.«
    Ich mochte mich nicht weiter herumstreiten. Es hatte ohnehin wenig Zweck. Seit unserer letzten Begegnung hatte sich der Junge verändert, und das nicht zu seinem Vorteil. Der Einfluss seiner Meisterin und sein steiler Aufstieg hatten ihm nicht gut getan, er war strenger, rücksichtsloser und ganz allgemein reizbarer geworden. Außerdem besaß er noch weniger Humor als damals und das musste ihm erst mal einer nachmachen! So oder so, allmählich freute ich mich auf den Tag, an dem die sechs Wochen um waren.
    Doch bis es so weit war, hieß es Rumstreunen, Risiko und Regen.
    Von meinem Ausguck unter dem

Weitere Kostenlose Bücher