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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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zurück und die anderen Dämonen brechen in beifälliges Geheul aus.«
    Nathanael schluckte. »Wie unschön. Trotzdem, mit Ihren Stiefeln könnten Sie doch…«
    »Mir sind alle sieben Ebenen zugänglich«, schnitt ihm der Söldner das Wort ab, »ich kann erkennen, was für mächtige Wesenheiten oben im Saal versammelt sind. Sich ihnen zu widersetzen, wäre Selbstmord. Aber es geht nicht nur darum, die Situation hat auch ihre Vorteile. Die Dämonen brauchen Unterstützung von Menschenseite, weil sie sich in unserer Welt nicht auskennen. Sie haben versprochen, mich für meine Dienste reich zu belohnen, und für das Mädchen gilt das Gleiche. Wer weiß, wenn wir uns mit Fürst Nouda gut stellen, können wir beide es noch weit bringen.« Er strich Kitty mit der behandschuhten Hand über den Nacken. Sie stieß eine Verwünschung aus und wich zurück. Nathanael kochte vor Wut, aber es gelang ihm, sich zu beherrschen.
    Der Söldner sagte nichts mehr. Er packte die beiden und führte sie mit festem Griff, aber ohne grob zu werden, aus dem Kellerraum und den Flur entlang. Schon von weitem hörte man das Gebrabbel und Geschnatter, Geschrei und Gejohle – ein wahrer Höllenlärm.
    Nathanael war jetzt ganz ruhig. Eine Rettung war inzwischen so unwahrscheinlich, dass er keine Angst mehr hatte. Das Allerschlimmste war eingetreten, er musste sterben, trotzdem empfand er keine Furcht. Das Gespräch mit Kitty hatte ihn so aufgerüttelt, dass sich alle Ängste verflüchtigt hatten. Er war immer noch ganz wirr im Kopf von dem, was sie ihm über Bartimäus berichtet hatte, aber es war vor allem ihr Vorbild, das ihn aufrecht hielt. Es hatte nichts damit zu tun, dass sie ihre Hoffnungen auf die Ptolemäische Pforte setzte, auf ein Hirngespinst, ein Wahngebilde, ein Ammenmärchen, das kein vernünftiger Zauberer ernst nehmen konnte, nein, es war ihr Blick, wenn sie darüber sprach. In diesem Blick las er Begeisterung, Staunen und Zuversicht, Empfindungen, die ihm selbst fremd geworden waren. Kitty hatte sie ihm wieder in Erinnerung gebracht und darüber war er froh. Er fühlte sich geläutert und sah dem, was kommen sollte, fast ungeduldig entgegen. Er spähte zu ihr hinüber. Sie war blass, aber gefasst. Hoffentlich blamierte er sich nicht vor ihr, indem er die Nerven verlor.
    Im Gehen schaute er sich um, betrachtete die vertrauten Flure mit ihren Ölgemälden, den Wandnischen mit den Gipsbüsten, dem Marmor an den Wänden und der Koboldbeleuchtung. Sie kamen an der Treppe zur Schatzkammer vorbei, wo der Stab aufbewahrt wurde. Nathanael machte unwillkürlich einen Schritt darauf zu, aber sofort packte ihn der Söldner fester. Dann bogen sie ein letztes Mal um die Ecke.
    »Bitte sehr«, raunte der Bärtige. »Schaut es euch an und dann begrabt eure Hoffnungen.«
    Während ihrer Abwesenheit waren die Dämonen nicht untätig gewesen. Der Skulpturensaal, seit hundert Jahren ehrwürdiger Schauplatz der Kabinettssitzungen, hatte unter den neuen Machthabern sein Aussehen drastisch verändert. Überall herrschten Betriebsamkeit, Lärm und Durcheinander. Nathanael war so überwältigt, dass er sich anfangs gar nicht zurechtfand.
    Den runden Tisch samt den Sesseln hatte man aus der Saalmitte gerückt. Er stand jetzt an der hinteren Wand, der goldene Sessel obendrauf. Darin räkelte sich feist und voll gefressen der Oberdämon Nouda. Ein Bein baumelte über der Armlehne, das andere streckte er lang aus. Das Hemd hing ihm aus der Hose und bauschte sich über dem zum Platzen gefüllten Wanst. Seine Augen waren glasig, der Mund zu einem matten, satten Lächeln verzogen. Auf der Tischplatte häuften sich zerrissene Kleidungsstücke.
    Vor dem Tisch stand auf dem Redwoodsessel der Dämon Faquarl in Gestalt von Mr Hopkins und dirigierte das Geschehen. Er hielt ein aufgeschlagenes Buch in der Hand und erteilte seinen Dämonenkollegen knappe Anweisungen.
    Die fünf ursprünglichen Verschwörer (Nathanael erkannte Lime, Jenkins und den dürren Withers) hatten mittlerweile eine gewisse Körperbeherrschung erlangt. Zwar stolperten und torkelten sie immer noch etwas ungelenk umher und schlenkerten ruckartig mit Armen und Beinen, aber immerhin stürzten sie nicht mehr und rannten auch nicht mehr gegen die Wände. Deshalb waren sie in der Lage, den Saal zu verlassen und, wie es der Zauberspiegelkobold berichtet hatte, aus den Nebenräumen ausgewählte Kabinettsmitglieder hereinzubringen.
    Grüppchenweise wurden die Zauberer umgewandelt.
    Lime und Withers

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